Flackernde Augenblicke
Klaus Wachowski legt neues "letztes" Buch vor
Der Karlsruher Schriftsteller Klaus Wachowski hat ein neues Buch herausgebracht – „Im Spiegel der Erinnerungen“, sein angeblich letztes Buch. Aber bekanntlich folgt auf Abschlusskonzert Abschlusskonzert. Es gibt zuweilen auch mehrere letzte Bücher vom gleichen Autor.
Wachowski hat noch nicht sein Vermächtnis geschrieben, das war auch nicht zu erwarten. Er ist erst 72 und beabsichtigt nach eigener Aussage doch noch einige Jahre zu leben. Die aktuellen Einträge auf seinen Blogs „Aus Tag und Traum“, „Im Seniorenzimmer“, „Karlsruher Tagebuch“, „Philosophie und Politik“ und „Spielwiese-dada“ (alle auf blogspot.de) zeigen, dass von ihm noch Vielversprechendes zu erwarten ist. Da ist noch Leben im Leben.
Wie auch die vorangehenden Bücher ist das neue Buch eine Sammlung seiner zahlreichen „Tagestexte“, seiner Zettelnotizen und Blogs aus den letzten drei Jahren. Es finden sich Beobachtungen von Alltagsszenen, Erinnerungen, Träume, Aphorismen, Reflexionen, Naturlyrik, Gedichte, daneben auch satirische Texte und philosophische Dialoge. Das gemeinsame Thema, der „rote Faden“ ist die Auseinandersetzung mit dem Alter, dem Nachlassen der Festigkeit, der verlorenen Wichtigkeit, dem Verlust - das alles aus realistischer, aber nicht hoffnungsloser Sicht.
Ein anderes wiederkehrendes Thema ist die Fremdheit. Wachowski kennt und beschreibt das Gefühl, als Fremder gesehen zu werden, obwohl er immer in der Region geblieben ist, aus der er stammt. 1951 in Edenkoben geboren, Abitur in Neustadt. Von Beruf Verwaltungsbeamter des gehobenen Dienstes zunächst in der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz, dann in der Kreisverwaltung Alzey-Worms bis zur Pensionierung. Danach Umzug nach Karlsruhe. Überblick über die schriftstellerische Tätigkeit auf http://www.autoren-bw.de.
Fremdheit ist für Wachowski nicht nur Zurückweisung, sie kann auch von Vorteil sein. Er verweist auf Gemeinderäte, wo interessierte Fremde oft den Ton angeben. Einheimische sind zufrieden, brauchen keine Politik, sie „schnarchen in der Wellnesszone der Herkunft“. Die deutsche Gemütlichkeit sieht er eher skeptisch: „Fremdsein hilft vor Gemütlichkeit. Ist sie nicht: Bier in eine Blüte kippen?“ Wachowski: „Fremd zu sein ist das Schicksal des Intellektuellen in der Welt. Lange dachte ich, mir gehe es ähnlich. Aber, wer das Leben ins Auge fasst, Menschen und Welt wissen will, braucht Distanz, die auf dem Volksfest nicht zu haben und selten gern gesehen ist.“
Köstlich die immer wieder eingestreuten Dialoge und Kommentare der von Wachowski erfundenen Figuren Dr. Smirc und Dr. Warnix. Sie lockern die manchmal düsteren Texte auf und überraschen immer wieder durch hintergründigen Humor. Das zeigt: Wachowski ist nicht nur ein hellsichtiger Beobachter, er ist nicht nur in Philosophie, Psychologie und Literatur belesen, sondern er verfügt auch über ein beachtliches satirisches Talent.
Autor:Werner Fröhlich aus Neustadt/Weinstraße |
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