Pädagogische Hochschule Karlsruhe: Wie Grundschüler im Karlsruher Kinderlabor die faszinierende Welt der Chemie entdecken
Krach-Bumm-Peng: Von Brausepulver-Raketen und Tochterflammen
Zweimal pro Woche während Vorlesungszeit lässt es das Institut für Chemie auf dem Campus der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe so richtig krachen. Mit Brausepulver-Raketen, explodierenden Wasserstoffballons und lautem Krach-Bumm-Peng klingen dienstags und freitags die Praktikumsvormittage im Karlsruher Kinderlabor aus. Auch eine 3. Klasse der Waldschule Neureut zählte vergangene Woche begeistert auf dem Hof den Countdown mit und bestaunte, wie eine leere Kunststoffflasche nach leichter Startverzögerung rasant gen Himmel schoss – fast wie in Cape Canaveral oder Baikonur.
Für einen Vormittag waren die Grundschülerinnen und -schüler mit ihrer Lehrerin in die Pädagogische Hochschule gekommen, um im Labor mit altersgemäßen Experimenten die faszinierende Welt der Chemie zu entdecken – samt weißem Kittel und Schutzbrille, wie die Großen. Lehramtsstudierende hatten die Experimente zu den Stationen Feuer, Wasser, Luft, Farbe, Kohlenstoffdioxid und Energie vorbereitet und begleiteten die Mädchen und Jungen durch den Vormittag.
Motivierende und anschauliche Experimente
„Am besten war die Feuer-Station. Und etwas mit Kerzen zu machen, hat mir auch gut gefallen“, erzählt die achtjährige Nike. Mit Kerzen konnten die Kinder herausfinden, dass Flammen oben am heißesten sind, und dass sich ein Teil der aufsteigenden Wachsdämpfe durch ein Metallröhrchen ableiten und daran eine Tochterflamme entzünden lässt. „Als ich in der Grundschule war, fand ich das Kinderlabor auch cool“, erinnert sich Carina Cempirek. Heute studiert die junge Frau selbst Grundschullehramt an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und hat die Kinder der Waldschule mit durch den Praktikumsvormittag begleitet. „Für jede Station gibt es Material-Kisten, die wir vorbereiten. Außerdem haben wir alle Experimente selbst ausprobiert und geben den Kindern Tipps“, erzählt die Studentin.
Gegründet hat das Karlsruher Kinderlabor Institutsleiter Prof. Dr. Matthias Ducci 2006. „Als außerschulischer Lernort bietet es Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klasse die Möglichkeit, sich naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Erklärungskonzepte mittels motivierender und anschaulicher Experimente eigenständig zu erschließen“, so der Professor für Chemie und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.
Praktische Anleitung für Lehramtsstudierende
„Innerhalb von 13 Jahren hatten wir bereits 525 Klassen mit über 10.500 Schülerinnen und Schülern bei uns“, bilanziert Dr. Wolfgang Schmitz. Hinzukämen rund 5.000 Kinder, die an externen Veranstaltungen des Karlsruher Kinderlabors teilgenommen haben, etwa beim Wissenschaftsfestival EFFEKTE oder im naturwissenschaftlich-technischen Museum „Le Vaisseau“ in Straßburg, informiert der Akademische Oberrat. Für die Studierenden ist das Kinderlabor eine praktische Anleitung, um später kompetenten naturwissenschaftlichen Unterricht durchführen zu können. Im Bachelor-Studiengang Grundschullehramt zählt es deshalb zu den Pflichtveranstaltungen samt Klausur.
Und die Lehrerinnen und Lehrer der Klassen nehmen Anregungen für ihren eigenen Unterricht mit in die Schulen. Für die Kinder gibt es am Ende des Praktikumsvormittags große rote Ordner mit Informationen zu sämtlichen Experimenten und Urkunden. Auch die Kinder der Waldschule nahmen sie stolz in Empfang und Dr. Schmitz vergaß nicht, die frisch gebackenen „Kinderwissenschaftler“ mit einem Lob zu verabschieden. „Ihr habt sehr gut experimentiert“, gab er den Schülern mit auf den Weg.
Information und Anmeldung
Weitere Informationen zum Karlsruher Kinderlabor gibt es auf www.ph-karlsruhe.de/insti-tute/ph/chemie/institut-fuer-chemie/karlsruher-kinderlabor. Grundschulklassen der Stufen 3 und 4 können sich zu einem Praktikumsvormittag per E-Mail an uta.beck(at)ph-karlsruhe.de anmelden. In Kooperation mit dem Hector-Seminar bietet das Kinderlabor außerdem spezielle Kurse für hochbegabte Kinder an. Unterstützt wird es von der Jugendstiftung der Sparkasse Karlsruhe und dem Fonds der Chemischen Industrie.
Autor:Regina Thelen aus Karlsruhe |
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