OB-Wahl in Karlsruhe / Vanessa Schulz, Kauffrau für Büromanagement, Kandidatin von "Die Partei" / Platz 5 auf dem Wahlzettel
Nachgefragt bei Vanessa Schulz

Vanessa Schulz, Kauffrau für Büromanagement, Kandidatin von "Die Partei" | Foto: Privat
  • Vanessa Schulz, Kauffrau für Büromanagement, Kandidatin von "Die Partei"
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Wahl. In Karlsruhe wird am Sonntag, 6. Dezember, ein neues Stadtoberhaupt gewählt. Sechs Kandidaten hat der Wahlausschuss zugelassen (insgesamt waren elf Bewerbungen beim Wahlamt eingegangen).
Alle Kandidaten für die OB-Wahl kommen im aktuellen „Wochenblatt“ zu Wort – in der Reihenfolge wie auf dem Stimmzettel. Damit sich Leser einen Eindruck machen können, haben wir jedem Bewerber dieselben Fragen gestellt. Die zugesandten Antworten (ohne Zeichenvorgabe) haben wir so übernommen, deshalb fallen diese auch unterschiedlich lang aus:

???: Was macht für Sie Karlsruhe aus – wo „krankt“ es Ihrer Ansicht nach?
Vanessa Schulz: Karlsruhe ist für mich meine Herzensheimat: ich fühle mich hier wohl, bin gerne in den vielen „grünen Oasen“ der Stadt, mag die (meisten) Menschen der Stadt und die tolle Kunst, Kultur, Veranstaltungs- und Gastroszene. Dazu kommen das angenehm milde Klima, die Nähe zum Schwarzwald und die vielen Freizeitmöglichkeiten in der Stadt und im Umkreis.
Es „krankt“ momentan an zahlreichen, wenig kommunizierten Baustellen, schlechten Umleitungen, sich ständig ändernden Wegen durch die Stadt, aber auch an einer massiven Ungleichbehandlung von Verkehrsgruppen, Sportarten, Kultureinrichtungen. Die Zustände im Staatstheater sind untragbar geworden! Auch junge Familien werden gerade jetzt in der für sie schon schweren Corona-Zeit durch die 100%ige Berechnung der Kita-Gebühren übermäßig stark belastet.

???: Größere Projekte im Blick: Kombilösung, Staatstheater, Wildparkstadion, Stadthalle & Co.: Ist das noch finanzierbar – oder wo kann, wo muss der Rotstift angesetzt werden?
Schulz: Die Kombilösung ist ja nun bald fertiggestellt, die Kosten sind nicht mehr wirklich verhinderbar, aber falls der Tunnel nicht dem Verkehrsaufkommen der Bahnen gewachsen ist, kann man ihn ja fluten und mit Gondolettas und Vaporettos betreiben. Was spricht denn gegen ein „deutsches Venedig“ in der „deutschen Toskana“? Die Kosten für die Grundwasserpumpen würden wir damit auch einfach einsparen. Beim Staatstheater kann man mit Sicherheit den Rotstift ansetzen, zuallererst bei seiner Generalintendanz. Inwieweit die Kosten für die Sanierung [...]

Bis hierher stand das Interview in der gedruckten Ausgabe des Wochenblatts

[...] tatsächlich eine halbe Mrd. betragen müssen, muss auf jeden Fall überprüft werden – anderswo baut man damit eine halbe Elbphilharmonie neu. Statt einer teuren und für die Umwelt schädlichen Rheinbrücke müsste man auch die Alternative einer Seilbahn prüfen – mit einem Elektromagneten unter jeder Gondel für den PKW-Transport. Beim Wildparkstadion gibt es gültige Verträge, an die sich die Stadt halten muss – weitere teure und kostenintensive Klagen sind hier unbedingt zu vermeiden. Die Rendite sollte aber in absehbarer Zeit der Investitionshöhe angepasst werden, um mit den Geldern die bisher vernachlässigten Sportarten wie Quidditch, Basketball, Baumstamm-Weitwurf oder Roller Derby zu fördern und mit notwendigen Sportstätten auszustatten.

???: Bezahlbarer Wohnraum: Wie lässt sich das umsetzen?
Schulz: Zunächst müssen Neubauprojekte auch in der Höhe weniger begrenzt, Aufstockungen erleichtert und die Gewinne der Volkswohnung in neu gebaute oder gekaufte Wohnungen investiert werden. Dann benötigen wir ein vernünftiges Leerstandsmanagement, ggf. Strafgebühren für unbegründeten Leerstand und den Aufkauf leerstehender Wohnungen durch die Volkswohnung, um sie dem Markt wieder zur Verfügung zu stellen. Eine gute Milieuschutzsatzung für beispielsweise die Südstadt kann zudem helfen, der Gentrifizierung vorzubeugen. Und ggf. kann man ja ungenutzten Raum im Schloss, im Rathaus oder in anderen Gebäuden in kommunaler Hand zu Wohnraum oder Studentenwohnheimen umwidmen. Außerdem plane ich eine Eingemeindung von Rheinstetten, Ettlingen und Stutensee – diese drei Gemeinden sind näher am Karlsruher Zentrum als unsere „Bergdörfer“ und bieten zusätzlichen Raum für Wohnungen und Quartiersprojekte aller Art.

???: Sauberkeit und Sicherheit: Für Karlsruher ein sehr wichtiges Thema, doch die Stadt kann hier nicht unbedingt beim Bürger punkten, schon gar nicht in der subjektiven Wahrnehmung. Was muss verbessert werden?
Schulz: In Punkto Sauberkeit benötigen wir einerseits mehr städtische Mülleimer und regelmäßige Leerung – hier gibt es inzwischen „smarte“ Varianten, die dem AfA melden, wenn sie voll sind. Zudem müssen viele Mülleimer gegen Wildtiere wie Krähen gesichert werden. Und andererseits brauchen wir mehr Aufklärung, mehr Bewusstsein für Verpackungsvermeidung und Verantwortung für den eigenen Abfall sowie aber auch mehr Kontrollen öffentlicher Plätze und Grünanlagen. Polizeiliche Aufgaben sollten der Landespolizei wieder übertragen werden, damit KOD/Ordnungsamt sich wieder um solche Dinge kümmern können. Zur Verbesserung der „subjektiven Sicherheit“ können wir gemeinsam mit den Sportvereinen Selbstverteidigungskurse anbieten, aber auch Clickbait-Journalismus verbieten! Denn die Kriminalstatistik unserer Stadt ist durchweg gut – die objektive Sicherheit im Vergleich zu ähnlich großen Städten hoch. Eine Videoüberwachung ist kein präventives Mittel, könnte aber bei Sitzungen des Gemeinderates getestet werden, um den Bürgerinnen und Bürgern einen besseren Einblick in die kommunale Politik zu liefern. Mit einer allgemeinen Attraktivitätssteigerung sogenannter „Brennpunkte“ (Europaplatz, Kronenplatz, Werderplatz) und einer erhöhten Aufenthaltsqualität für couragierte Menschen verringert sich auch direkt die Kriminalität in solchen Bereichen – Kriminelle sind ja gerne ungestört. Um Taschendiebstahl dauerhaft zu reduzieren, schlage ich eine Beibehaltung der aktuellen Abstandsregelungen vor.

???: Der Handel moniert sinkende Attraktivität und Erreichbarkeit der Stadt. Wie kann dieser Prozess umgekehrt werden – mit Blick auf eine älter werdende Gesellschaft?
Schulz: Die Innenstadt autofrei zu machen, ist auf jeden Fall für die älter werdenden Menschen in der Stadt der falsche Weg. Die bahnfreie Kaiserstraße wird sicher mehr zum Bummeln und Flanieren einladen, braucht dann aber ausreichend Sitzgelegenheiten mit entsprechender Beschattung für den Sommer und Regenschutz im Herbst/Winter. Die Fußgängerzone und auch Fahrradstraßen kann man ausweiten, muss aber Ausnahmeregelungen für beispielsweise Taxen und Pflegedienste einrichten. Andererseits kann man auch stärker auf Radkuriere setzen, die die Lieferzeiten von „Prime“ unterbieten und gewünschte Produkte noch am selben Tag zum Kunden nach Hause bringen können.

???: Hand aufs Herz: Warum sollten Karlsruher Sie wählen?
Schulz: Karlsruher sollten mich wählen, wenn sie auf ihre männlichen Privilegien teils verzichten und mehr Gleichberechtigung in der Stadt sehen möchten – nicht nur bei Geschlechtern, sondern auch in Bezug auf unterschiedliche Interessensgruppen (Verkehrsgruppen, Sportarten, Kultureinrichtungen). Karlsruherinnen sollten mich unbedingt wählen, um die über 300jährige Männerherrschaft zu beenden, eine starke Stimme für ihre Interessen im Rathaus zu haben und eine empathische, sparsame Frau, die auch mit den wildesten Krisen zurechtkommen kann. Und besonders junge Karlsruherinnen und Karlsruher sollten mich wählen, weil ich ihre Zukunft sichern, den Klimaschutz nicht unterfinanziert umsetzen möchte und jungen Familien die Zusatzbelastung der Kita-Gebühren ersparen will.
Und selbstverständlich möchte ich bei aller Ernsthaftigkeit auch ein wenig mehr Humor ins Rathaus bringen!

Infos: 
Zum Bewerber: www.vanessa-schulz.com
Wahlinfos der Stadt Karlsruhe: https://www.karlsruhe.de/b4/buergerengagement/wahlen/obwahl.de

Autor:

Jo Wagner

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