Blick in den Karlsruher Untergrund / Buddelei im Blick
Über Nacht werden die Hilfsbrücken ausgehoben
Karlsruhe. In dieser Woche wird es am Mendelssohnplatz spannend: Die beiden Hilfsbrücken, die sich derzeit noch über die Grube des Baufelds O 2 spannen und über die in den vergangenen neun Monaten die Stadtbahnen und Straßenbahnen fuhren, werden mit zwei Mobilkränen ausgehoben. In der Zeit von Montag, 29. Juli, 20 Uhr, bis Dienstag, 30. Juli, 7 Uhr ist der gesamte Kreuzungsbereich für Autos gesperrt. Sind die Brücken ausgehoben, wird die noch fehlende Tunneldecke geschalt, bewehrt und betoniert. Nach dem Aushärten der Decke wird sie mit Erdreich überschüttet – und ab Mitte August erfolgt der Einbau des künftigen oberirdischen Gleisvierecks mitten auf dem Mendelssohnplatz.
Die Arbeiten an der endgültigen Gestaltung der Oberfläche der Kriegsstraße beginnen aber nicht erst mit dem Einbau des Gleisvierecks, sondern bereits in der nächsten Woche – allerdings an einem Nebenschauplatz: In der südlichen Fritz-Erler-Straße werden neue Gleise eingebaut, die in ihrer Lage in der Straßenmitte so angepasst werden, dass es zur Lage des Gleisvierecks „passt“. Das Gleisviereck geht zunächst in der Nord-Süd-Richtung (und natürlich auch umgekehrt) in Betrieb, die Ost-West- und West-Ost-Richtung geht mit der Inbetriebnahme der Kriegsstraße im Dezember 2021 ans Gleisnetz.
Auch in den übrigen Baufeldern laufen die Arbeiten zum Umbau der Kriegsstraße mit einer oberirdischen Gleistrasse und einem unterirdischen Autotunnel auf vollen Touren: Zwischen Mendelssohnplatz und Adlerstraße im Baufeld O 3 sind die letzten Schlitzwände inzwischen hergestellt, so dass in wenigen Tagen die Kampfmittelsondierung und danach der Erdaushub bis hinunter zur ersten Ankerlage beginnen kann.
Ein Baufeld weiter westlich, im „O 4“, beginnt im östlichen Teil zwischen Meidingerstraße und Kreuzstraße die Dichtigkeitsprüfung der Baugrube, die Auskunft darüber gibt, ob Grundwasser von unten durch die zuvor eingebrachte Weichgelsohle und von der Seite durch die Baugrubenwände dringt. Im westlichen Teil dieses Baufelds beginnt die Herstellung der Weichgelsohle mit dem Einbringen der Lanzen für die spätere Injektion.
Weiter westlich, jenseits des Ettlinger Tors im Baufeld W 4 beginnt die Weichgelinjektion in den nächsten Tagen. Im Baufeld W 3, das sich dann weiter bis zur Lammstraße erstreckt, ist dagegen gut der Tunnelbau zu beobachten: Genau wie im östlichen Teil des Baufelds O 2, im Bereich der Einmündung der Kapellenstraße in die Ludwig-Erhard-Allee, werden Tunnelsohlen, Tunnelaußenwände und die die Fahrbahnen trennende Tunnelmittelwand am laufenden Meter betoniert.
Im Baufeld W 1 am Karlstor geht es nun auch mit dem Tunnelbau zur Sache: Hier werden nach Fertigstellung der Baugrubenwände und teilweise erfolgtem Erdaushub die Anker in der ersten – der obersten – Lage durch die Bohrpfähle gebohrt.
Mit dem Beginn der Sommerferien und der ab Samstag, 27. Juli, 6.45 Uhr, erfolgenden Streckensperrung der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) zwischen Europaplatz und Mühlburger Tor starten die letzten, bisher aus verschiedenen Gründen noch nicht durchführbaren Rohbauarbeiten am Stadtbahn- und Straßenbahntunnel: Am Europaplatz erhält die künftige unterirdische Haltestelle die Treppeneinfassung für den Treppenaufgang an der Nordwestecke in der Nähe zur Douglasstraße. Auf der Südseite der oberirdischen Haltestelle Europaplatz werden die Rauch-Wärme-Abzug-Öffnungen (RWA) installiert - Metallrahmen mit hydraulisch schwenkbaren Abdeckungen, die nach oben aufklappen und so bei einem Notfall Rauch und Hitze durch die Decke der Haltestelle entweichen lassen. Die RWA-Öffnungen werden auch in der Kaiserstraße oberhalb der künftigen unterirdischen Haltestelle Lammstraße, auf dem Marktplatz oberhalb der dortigen Haltestelle sowie in den Bereichen der Haltestellen Kronenplatz und Durlacher Tor im Asphalt beziehungsweise Pflaster eingebaut.
„Unten“ macht der Gleisbau im Süd-Ast des Stadtbahntunnels der Kombilösung Fortschritte: Zwischen dem Gleisdreieck unter dem Marktplatz und der zur Augartenstraße hochführenden Rampe werden zunächst die Unterschottermatten im Gleisbett der Haltestellen Marktplatz, Ettlinger Tor und Kongresszentrum sowie in den Tunnelabschnitten dazwischen verlegt. Sie verhindern die Übertragung des durch die später unterirdisch verkehrenden Bahnen ausgelösten Körperschalls vom Tunnel und den Haltestellen auf die umliegenden Gebäude. Danach erfolgt der Einbau von Schotter und dann schließlich die Montage von Schwellen und Schienen.
Die Verkleidung der Haltestellen mit hellen Betonwerksteinen läuft derzeit in den letzten drei Stationen Marktplatz, Ettlinger Tor und Kongresszentrum. Die Kunststeine werden auf den Bahnsteigoberflächen verlegt und auf die Unterkonstruktion aus Metallschienen an den Wänden eingehängt.
Autor:Jo Wagner |
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