Führungsstil von Peter Spuhler in der Kritik / Update
Was läuft da am Staatstheater in Karlsruhe?
Karlsruhe. Im Fokus steht aktuell der Führungsstil von Peter Spuhler, dem Intendanten am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Der Personalrat des Staatstheaters betonte vergangene Woche in einem offenen Brief ein „toxisches Arbeitsklima“. Ob Kontrollzwang, Misstrauen, Ausfälle oder hohe Personal-Fluktuation: Nach „SWR“-Angaben hätten auch drei scheidende Dramaturgen Spuhlers Umgang mit Mitarbeitern kritisiert.
"Viele wußten es, als es ans Licht kam, brachen die Dämme und viele weitere meldeten sich", "Die Gräben sind so weit aufgerissen, daß man sie eigentlich nicht mehr zuschütten kann", "Mobbing durch Vorgesetzte ist kein harmloses Kavaliersdelikt", "Ein vorübergehender Waffenstillstand hilft nicht bei der Aufarbeitung, sondern nur dem Unter-den-Tisch-kehren": Sehr deutliche Aussagen fallen zu diesem Thema auch im Blog "Gestern im Badischen Staatstheater in Karlsruhe", der in Form persönlicher Eindrücke dazu auch interessante Einblicke liefert.
Immerhin sind die Vorwürfe nicht neu - weder im Haus noch im Verwaltungsrat. Schließlich gab es schon vor Jahren eine Mediation, und dazu auch eine äußerst durchwachsene Mitarbeiter-Umfrage. Jetzt wollen Stadt Karlsruhe, Gemeinderäte und auch das Kultusministerium die Vorwürfe überprüfen. Eine angespannte Situation, besonders vor dem Hintergrund des 325-Millionen (plus „X“) Euro-Projekts für Sanierung und durchaus umstrittene Erweiterung des Hauses. Immerhin soll am 17. Juli der Verwaltungsrat des Hauses tagen. Anzunehmen ist, dass es ob der öffentlich gewordenen Vorwürfe einiges zu diskutieren geben wird.
Update, 9. Juli
Spuhler, dessen Vertrag 2019 nochmals verlängert wurde (bis 2026), zeigte sich auf einer Personalvollversammlung am Mittwoch "betroffen von den Vorgängen um das Staatstheater und seinen Führungsstil", bat dabei die Personen, "die sich durch sein Vorgehen verletzt fühlten, um Verzeihung", so eine Mitteilung des Theaters: Er habe zugesagt, dass es Veränderungen geben würde - und legte verschiedene Vorschläge zur weiteren internen Diskussion vor.
Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Ankündigung von Transparenz und Beteiligung als Reaktion erst nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Vorwürfe erfolge - mittlerweile sei dies jedoch längst ein Flächenbrand!
Posting des Theaters in der Kritik
Erstaunlich in diesem Kontext ist der Eintrag des Staatstheaters auf Facebook: "Wir möchten an diesem Punkt darauf aufmerksam machen, dass unser Facebook- und unser Instagram-Account in erster Linie und vor allem dafür da sind, um Einblicke in die Theaterwelt, unsere Kunst und unsere Arbeit zu geben und nicht der Ort sein sollen, an dem derartige Problematiken in den Fokus geraten und damit unsere Kunst beeinträchtigen könnten."
Kein Wunder, dass die Antworten darauf sehr deutlich ausfallen: "Solche Problematiken beeinträchtigen die Kunst." - "Derartige Problematiken existieren nicht abseits der Kunst sondern sind Teil davon." - "Leider aber bleibt ja auch der Theaterbesucher nicht von den Folgen dieser internen Probleme verschont." - "Nicht die BENENNUNG von sexuellen Übergriffen, Mobbing oder hierarchisch willkürlichen Machtstrukturen beeinträchtigt die Kunst, sondern diese Probleme selbst."
Update, 11. Juli
Deutliche Kritik am Vorgehen: „Es ist ein starkes Stück, dass Oberbürgermeister Mentrup und Kultusministerin Bauer so tun, als ob die Kritik aus der Belegschaft überraschend käme", monieren die Linken im Karlsruher Gemeinderat - und kritisieren die Untätigkeit des Verwaltungsrats, üben dabei auch deutliche Kritik an Kultusministerin Bauer und OB Mentrup: Spätestens seit einer angeordneten Mediation 2015 war den politisch Verantwortlichen und den Mitgliedern des Verwaltungsrates bekannt, dass es im Großen Haus wie auch hinter den Kulissen des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe kriselt. Deutlich wurden die Missstände bei den Arbeitsbedingungen und des Betriebsklimas auch durch eine Mitarbeiterbefragung, die jedoch 2018 einfach zu den Akten gelegt wurde. Der Verwaltungsrat hat über Jahre weggeschaut und in seiner Kontrollfunktion völlig versagt.“
Im Zusammenhang mit den öffentlich bekannt gewordenen Vorwürfen gegen den Intendanten des Badischen Staatstheaters, Peter Spuhler, sieht auch die CDU Karlsruhe schwere Versäumnisse von Ministerin Theresia Bauer und Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup in deren Funktion als Führung des Theater-Verwaltungsrats: "Es ist die Aufgabe der Verwaltungsrats-Spitze um die Vorsitzende, Ministerin Bauer, und ihren Stellvertreter OB Mentrup, diese Vorwürfe aufzuklären und ihrer Fürsorgepflicht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Staatstheaters nachzukommen. Stattdessen haben beide den Personalrat öffentlich an den Pranger gestellt und den Beteiligten vorgeworfen, diese Missstände in die Öffentlichkeit getragen zu haben." Denn Berichte über Defizite in der Amtsführung von Intendant Spuhler gebe es bereits seit fünf Jahren. Diese Vorgänge würden nun ein schlechtes Licht auf die Spitze des Verwaltungsrats werfen. Offensichtlich sei, dass offenbar über Jahre hinweg inakzeptable Umgangsformen und patriarchalische Strukturen am Staatstheater geduldet worden seien.
Autor:Jo Wagner |
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