Vogelkollisionen mit Glasscheiben vermeiden
NABU: Neue Broschüre zum vogelfreundlichen Bauen

Karlsruhe – Ein dumpfer Schlag ist zu hören, dann sitzt eine Amsel benommen am Boden vor der Fensterscheibe. Solche Szenen gibt es ständig, auch in Karlsruhe. Jedes Jahr sterben geschätzt mindestens 100 Millionen Vögel in Deutschland, nachdem sie mit Glasflächen kollidiert sind. Das Problem erklärt Klaus Lechner, Vogelkenner im NABU Karlsruhe: „Vögel erkennen transparente Glasscheiben nicht als Hindernis. Besonders problematisch sind stark spiegelnde Fronten, weil sie Bäume, Büsche oder den Himmel reflektieren und so einen realen Lebensraum vortäuschen.“ Welche Gefahren Glasscheiben für die Vogelwelt darstellen können, findet in der Architektur- und Baubranche bislang zu wenig Beachtung, ist der NABU überzeugt. Für einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Glas wirbt eine neue Broschüre, die die Schweizerische Vogelwarte zusammen mit dem NABU und anderen Verbänden herausgegeben hat. Sie zeigt typische Gefahrensituationen und präsentiert Lösungen, wie man Glas vogelfreundlich einsetzen kann.

Glas sichtbar machen
Nicht jede Scheibe ist gleichermaßen problematisch. „Besonders gefährlich für Vögel sind stark spiegelnde Scheiben, transparente Balkon- und Eckverglasungen, gläserne Lärmschutzwände, Wintergärten oder Wartehäuschen. Gläserne Buswartehäuschen, die inmitten der Landschaft stehen, bergen ein hohes Anflugrisiko“, erklärt Lechner. Haben Vögel den vollen Durchblick, ist das Risiko besonders groß, dass sie mit hoher Geschwindigkeit durch die Scheibe hindurchfliegen wollen. Gegenmittel sind einfach umzusetzen: Buswartehäuschen und Fensterscheiben lassen sich mit Folien nachrüsten. Solche geprüften Vogelschutzmarkierungen machen das Hindernis sichtbar. „Verzichten sollte man auf Markierungen im UV-Bereich und die bekannten Greifvogelsilhouetten – sie schrecken Vögel nicht wirkungsvoll ab“, so Lechner.

Vogelschutzmarkierungen anbringen, Beleuchtung reduzieren
Den besten Schutz liefert eine flächige Markierung, die von außen aufgebracht wird und sich von der Umgebung abhebt. Lösungen mit Streifen und Punktraster haben sich als besonders effektiv erwiesen. Auch individuelle Lösungen können wirken, wie sie an der Fensterfront des NABU-Bodenseezentrums zum Einsatz kamen. Hier wurden die Scheiben mit einem zur Umgebung passenden Schilfmuster markiert. „Es hilft auch, Innenräume weniger zu beleuchten, da Vögel vom Licht angezogen werden. Dies spart zudem Energie und schont den Geldbeutel. Außerdem kann man Gardinen vor die Fenster hängen“, sagt Lechner.

Die neue Vogelschutz-Broschüre zeigt auch auf, wie man bei einem Neubau so weit wie möglich auf transparentes Glas verzichten kann und wie sich bereits bei der Planung für Vögel gefährliche Stellen entschärfen lassen. So werden Nachrüstungen überflüssig und Vögel sind von Beginn an wirkungsvoll geschützt.

Erste Hilfe für Kollisionsopfer
„Manche Vögel sind nach leichten Kollisionen mit Glasscheiben zunächst verletzt oder benommen und werden später zur leichten Beute für Fressfeinde wie Füchse oder Katzen“, erklärt der Ornithologe. „Wer in Scheibennähe einen flugunfähigen Vogel findet, legt ihn am besten in eine mit Haushaltspapier ausgekleidete und mit Luftlöchern versehene Schachtel. Diese stellt man an einen warmen, dunklen und ruhigen Ort. Den Vogel sollte man jedoch nicht füttern oder mit Wasser versorgen. Nach zwei bis drei Stunden kann man die Schachtel im Freien öffnen, so dass der Vogel wegfliegen kann. Tut er das nicht, sollte man Kontakt mit einer Vogelpflegestation aufnehmen.“

Die Broschüre  „Vogelfreundlich Bauen mit Glas und Licht“  steht unter nachfolgendem Link zum Download zur Verfügung:
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/vogelschutz/221212-broschuere-vogelfreundliches-bauen.pdf

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Autor:

Anita Beha, NABU Karlsruhe aus Karlsruhe

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