„Alles lez Bleus!“ – 42,195 Kilometer durch die schönste Stadt der Welt
Sieben Roadrunners Südbaden stürmen beim zweitgrößten Marathon der Welt durch die Pariser Straßen. Bachir Benouaret pulverisiert seine persönliche Bestzeit und Jonas Müller ist zurück auf der Königsdistanz des Laufsports.
„42,195 km dans la plus belle ville du monde“, so das Motto des Schneider Electric Marathon de Paris, für den sich 60.000 Läufer angemeldet hatten gemeldet. Bereits im Januar vermeldeten die Veranstalter, dass alle Startplätze vergriffen seien. Gleich sieben Roadrunners Südbaden hatten sich einen Startplatz für den weltweit größten Frühjahrs-Marathon und gleichzeitig nach dem TCS New York City Marathon zweitgrößte Marathon überhaupt gesichert. Über zwölf Wochen hinweg hatten sich Bachir Benouaret, Daniel Zahn, Sören Hetzel, Torsten Wöhrle, Dominique Schahl und Joachim Schlaier auf das Rennen durch die französische Hauptstadt vorbereitet und standen so am Morgen des 14. Aprils am Start des Schneider Electric Marathon de Paris. Mit dabei war für einige überraschenderweise auch der schnellste Marathonläufer des Teams, Jonas Müller, der nach fast eineinhalb Jahren Abstinenz sein Comeback auf der Marathondistanz feierte.
Aufgrund der in den vergangenen Jahren meist warmen Temperaturen startete der Marathon erneut bereits um 8:25 Uhr. In mehreren Wellen und Startblöcke unterteilt, begaben sich die 60.000 Läufer nach und nach auf die Strecke, die von der Champs-Élysées im Schatten des Triumphbogens zu Beginn an der Oper und am Place de la Bastille vorbeiführte. Nach elf Kilometern wurde nach einer kurzen Steigung der Bois de Vincennes, einer der beiden Pariser Stadtwälder, erreicht. Nach 13 Kilometern folgte das Château de Vincennes, zwei Kilometer später der östlichste Punkt der Strecke. Fortan ging es zurück und somit gen Westen, wo nach 24 Kilometer die Seine erreicht wurde, an der die Läufer in der Folge acht Kilometer lang unterwegs waren und nach ca. 30 Kilometern unter dem großen Jubel der Zuschauer den Eiffelturm passierten. Bald darauf folgte der zweite Stadtwald, der Bois de Boulogne, wo es den finalen Streckenabschnitt zu absolvieren galt. Das Highlight des Rennens folgte nach Verlassen des Waldes mit dem Zieleinlauf auf der Avenue Foch mit Blick auf den Triumphbogen.
Beim Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt gingen Bachir Benouaret, Jonas Müller und Daniel Zahn gemeinsam mit den Elite-Läufern als Préferential-Starter ins Rennen und erlebten somit hautnah mit, wie tausende Zuschauer, die die Champs-Élysées zu einer wenige Meter breiten Gasse verengt hatten, wegen der enormen heranpreschenden Läufermasse nach und nach zurückwichen. Gemeinsam passierten die drei Roadrunners, die bereits beim Frankfurt-Marathon 2017 die schnellsten Läufer des Teams waren, die 5-Kilometer-Marke. In der Folge setzte sich Benouaret nach und nach etwas ab, sodass er die Halbmarathonmarke nach 1:22:05 Stunden erreichte. Dahinter machten Zahn und Müller wie geplant gemeinsame Sache. Zusammen erreichten sie nach 24 Kilometern das Ufer der Seine, wo auf den folgenden Kilometern erneut tausende Zuschauer warteten. Zeitgleich liefen Torsten Wöhrle, Dominique Schahl und Joachim Schlaier etwas weiter hinten gemeinsam konstante Kilometerzeiten, die auf flotte Zielzeiten hindeuteten. Dazwischen steuerte Sören Hetzel auf eine Zeit von rund 3:08 Stunden zu.
Als der Eiffelturm passiert war und das Rennen langsam in seine heiße Phase ging, zeigte sich nach und nach auf welche Zielzeit es für die einzelnen Roadrunners tatsächlich rausläufen würde. Da Daniel Zahn das Tempo aufgrund von einsetzenden und immer stärker werdenden Magenproblemen nach 30 sehr erfolgreichen Kilometern etwas reduzieren musste, war das gemeinsame Rennen mit Jonas Müller nach knapp 32 Kilometer beendet. Sie klatschten sich ab und liefen fortan ihr individuelles Rennen. Angefeuert von Teamkollegin bzw. Mutter Ulrike Müller-Benouaret, die am Vortrag des Marathons am 5-Kilometer-Lauf vom Louvre zum Eiffelturm teilgenommen hatte, ging es so auf die letzten zehn Kilometer. Kurz zuvor hatte bereits Bachir Benouaret das 32-Kilometer-Schild passiert. Ähnlich entwickelte sich das gemeinsame Rennen auch für Wöhrle, Schahl und Schlaier. Joachim Schlaier, der bereits zum achten Mal beim Schneider Electric Marathon de Paris an den Start ging, ließ seine beiden Teamkollegen kurz vor Erreichen der Seine ziehen. Die Wege von Torsten Wöhrle und Dominique Schahl trennten sich ebenfalls bald darauf nach rund zwei Drittel der Renndistanz.
Vorne lief Bachir Benouaret derweil weiter wie ein Uhrwerk. Nach 2:44:15 Stunden hatte er es geschafft und finishte so bereits 7:37 Minuten vor Ablauf seiner Bestzeit seinen dritten Marathon. Mit diesem herausragenden Ergebnis scheint der Algerier endgültig auf der Marathondistanz angekommen zu sein. Unter den 60.000 Läufern kam er auf Platz 273. Wenige Sekunden vergingen bis ein weiterer Roadrunner auf die lange Zielgerade einbog. Der 24-jährige Jonas Müller, der zwei Jahre zuvor an selber Stelle in 2:43:07 Stunden neue persönliche Bestzeit gelaufen war, hatte auf den finalen Kilometern seine Klasse und Erfahrung aus nunmehr 18 Marathons ausgespielt und kam so nach 2:45:18 Stunden ins Ziel. Seine Bestzeit, die zu keiner Zeit ein Thema gewesen war, verpasste er so zwar um 3:53 Minuten, freute sich nach einem Jahr mit Höhen und Tiefen über sein erfolgreiches Marathon-Comeback. Er erreichte den 306. Gesamtplatz. Bis auf den letzten Meter um eine neue persönliche Bestzeit kämpfend, kam Daniel Zahn nach 2:52:28 Stunden und somit rund eine Minute früher als je zuvor ins Ziel. Der Zunsweirer freute sich nach dem Zieleinlauf gemeinsam mit seinen Teamkollegen über seine Bestzeit. Zudem nahm er die Erkenntnis mit, dass eine noch schnellere Zeit für ihn zukünftig möglich sein könnte. Dies hatte er über weite Strecken des Rennens eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Weitere 20 Minuten vergingen bis mit 3:02-Stunden-Läufer Sören Hetzel der vierte Läufer im blauen Trikot folgte. Das aufgrund der äußeren Bedingungen sehr kalte Wasser hatte bei ihm rund zehn Kilometer vor dem Ziel zu starken Magenproblemen geführt, sodass eine weitere Zeit von unter 3:10 Stunden verhindert wurde. Mit großem Kampfgeist finishte er so nach 3:14:16 Stunden. Lediglich zehn Sekunden mehr benötigte Torsten Wöhrle. So hatten nach 3:14:26 Stunden bereits fünf von sieben Roadrunners das Ziel erreicht. Nach 3:20:45 Stunden folgte Dominique Schahl, für den das Rennen als französischer Staatsbürger ein ganz besonderes war. Auch für ihn klappte es mit einer neuen Bestzeit, worüber er sich sichtlich freute. Schnell, aber nicht ganz so zufrieden war Joachim Schlaier, der sich für seinen 26. Marathon etwas mehr vorgenommen hatte. Nichtsdestotrotz finishte er nach 3:24:31 Stunden und landete als „langsamster“ Roadrunner auf Platz 5.647, womit er über 90 Prozent aller Läufer hinter sich lassen konnte. Bereits nach 3:24 Stunden war so für die gestarteten und die als Zuschauer mitgereisten Roadrunners ein Marathon zu Ende, der als einer der bisher erfolgreichsten in die Teamgeschichte eingehen wird. Statt sich zurückzulehnen, wurde noch am selben Tag mit der Analyse des Rennens und der Planung weiterer Marathonstarts begonnen. Mal sehen, wen es 2020 in die „plus belle ville du monde“ ziehen wird.
Autor:Patrick Brucker aus Karlsruhe |
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