Gedenken an Julius Hirsch
Jüdischer KFV-Spieler, Deutscher Meister und Nationalspieler, wurde in Auschwitz ermordet

KFV, KSC-Supporters und Fanprojekt sowie fußballaffine Menschen gedachten dabei KFV-Legende Julius Hirschund seinem tragischen Schicksal bei der Stele am Hauptbahnhof. Beim Gedenk-Treffen wurdendabei auch die Namen der weiteren elf ermordeten badischen Juden verlesen, zudem Kerzen entzündet.  | Foto: Knopf
  • KFV, KSC-Supporters und Fanprojekt sowie fußballaffine Menschen gedachten dabei KFV-Legende Julius Hirschund seinem tragischen Schicksal bei der Stele am Hauptbahnhof. Beim Gedenk-Treffen wurdendabei auch die Namen der weiteren elf ermordeten badischen Juden verlesen, zudem Kerzen entzündet.
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Karlsruhe. Rund zwei Dutzend Menschen trafen sich kürzlich an der Stele unweit des Hauptbahnhofs, die neben weiteren an zwölf badische Juden erinnert, die von hier aus ins KZ Auschwitz deportiert wurden. Einer von ihnen war Julius "Juller" Hirsch, deutscher Nationalspieler und Innenstürmer des KFV. Der Karlsruher wurde vor 80 Jahren von den Nazis nach Auschwitz deportiert und später ermordet.

Bereits mit 17 stand Hirsch in der Stammformation des KFV. Unter anderem dank der Offensivkraft von Hirsch gewann
der Traditionsverein von der Telegrafenkaserne 1910 den deutschen Meistertitel, zudem mehrfach die süddeutsche Meisterschaft. Sein Debüt für die Nationalelf gab Hirsch Ende 1911 gegen Ungarn. Gemeinsam mit Gottfried Fuchs, der nach wie vor deutscher
Rekordtorschütze der DFB-Elf (1912 zehn Tore beim 16:0 gegen Russland bei Olympia) ist, bildete Fuchs das erfolgreiche Sturmduo beim KFV. Fuchs, ebenfalls Jude, konnte rechtzeitig über die Schweiz nach Kanada emigrieren, wo er 1972 starb.

Hirsch holte nach seiner Zeit beim KFV auch mit der SpVgg. Fürth als Kapitän (1914) den Meister-Titel. Der  DFB rief ihm zu Ehren den Julius-Hirsch-Preis für den besonderen Einsatz für Toleranz und Menschenwürde sowie gegen Extremismus und Antisemitismus ins Leben.

Marco Fuchs, Vorsitzender der Supporters Karlsruhe, betonte, wie wichtig die Tradition des Gedenkens an diesem Ort sei. Das Leid von Hirsch stehe stellvertretend für das Schicksal von Millionen, die unter dem NS-Regime litten.Gerade im Kontext des aktuellen Angriffskriegs auf die Ukraine, in der es wieder zu Gräueltaten und Kriegsverbrechen kommt, sei das Innehalten umso wichtiger. Alexander Holley, Vorsitzender des KFV, wiederum betonte, wie wichtig es sei, die tragische Geschichte der Vereinslegende an nachfolgende Generationen zu vermitteln.

Historiker Simon Metz berichtete den vorwiegend fußballaffinen Zuhörern von der Vita des KFV-Ehrenspielführers und Olympia-Teilnehmers. Dessen Vater war Tuchhändler, Hirsch besuchte die Handelsschule. Schon früh zeigte er sein Fußballtalent. In der Fächerstadt war er am richtigen Ort. "Kicker"-Gründer Walther Bensemann gab dem Fußballsport nicht nur im Badischen einen enormen Schub. Der Lehrer des Karlsruher Bismarck-Gymnasiums initiierte Vereine in ganz Süddeutschland und organisierte die ersten Ur-Länderspiele der deutschen Nationalelf (vor Gründung des DFB) auf dem Engländerplatz („das Spiel der Engländer“).

Eingezogen zum Badischen Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109, erhielt Hirsch im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz. Mit dem Aufstieg der Nazis wendete sich das Blatt.1933 ging die "Deutsche Signalflaggenfabrik", deren Geschäftsführer er war, Konkurs. Zwischendurch schlug er sich als Trainer im Elsass oder als Handelsvertreter durch. Der Druck auf die Menschen jüdischen Glaubens nahm permanent zu. Die Verzweiflung war so groß, dass der Familienvater gar einen Suizidversuch unternahm. Am 1. März 1943 wurde er von der Gestapo genötigt, sich zum Abtransport für einen „Arbeitseinsatz“ im Osten einzufinden. Das tragische Ende ist bekannt. (voko)

Autor:

Jo Wagner

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