Roller Derby – Fuck Yeah!
Roller Derby. Es ist Samstagnachmittag, eine bis auf den letzten Platz gefüllte Sporthalle in Karlsruhe. Endlich wieder Roller Derby – nach der viel zu langen Pandemie-bedingten Pause. Aus den Lautsprechern dröhnt wilde Punkmusik, das Publikum bunt gemischt – vom sportbegeisterten Studenten, über feministische Punks bis hin zu Kleinfamilien, Opas und Omas.
Es steht an: ein Spiel der Roller Derby Bundesliga – die Karlsruher „rocKArollers“ treten an gegen St. Pauli Roller Derby. Die Teams rollen ein – „rocKArollers – fuck yeah“ schallt es durch die Reihen. Schnell zeigt sich, das einst so schrille „Rempeln auf Rollen“ ist zu einer absolut ernstzunehmenden Sportart geworden – und hat dennoch nichts von seinem anarchischen Charme verloren. Roller Derby ist bunt, schrill, laut und divers – in der großen Familie des Derbysports wird jeder mit offenen Armen aufgenommen, das ist auch bei diesem „Bout“ (so heißen die Spiele) in Karlsruhe zu spüren. Wilde Tätowierungen, bunte Haare, Regenbogenfahnen, veganes Essen – egal ob im Publikum oder auch dem Track: hier wird Vielfalt groß geschrieben und auch gelebt.
Roller Derby ist Vollkontaktsport auf Rollschuhen (ohne Ball!), der sich seit den 2000ern weltweit ausbreitet. Gespielt wird auf einer ovalen Bahn nach dem Regelwerk der WFTDA. Ein Spiel geht über zwei 30-minütigen Halbzeiten, Punkte werden in maximal 2-minütigen Jams durch Überrundungen erzielt.
Gemeinhin enden Roller Derby-Bouts immer in einer großen, gemeinsamen Party, dennoch nehmen die die Teams ihren Sport ernst. So unterliegt Karlsruhe Roller Derby an diesem Samstag Sankt Pauli zwar knapp, die Mannschaft und ihre Betreuer sind trotzdem zufrieden – ein guter Einstieg in die neue Saison. Auch das Publikum feiert – und zwar beide Teams. Undenkbar würde es Karlsruhe gegen Sankt Pauli im Fußball heißen. Und genau deshalb Roller Derby mehr als nur ein Sport, es ist eine Philosophie und eine Lebenseinstellung. Auch wenn es während der Spiele richtig körperbetont und manchmal für Außenstehende auch ein bisschen ruppig zugeht, gilt beim Roller Derby zu jeder Zeit: Offenheit, Toleranz und Respekt werden hier gelebt, wie in kaum einer anderen Sportart.
Und weil Roller Derby ein nicht ganz ungefährlicher Vollkotaktsport ist, muss jeder, bevor man mit Rollschuhen auf den Track darf, eine theoretische und praktische Prüfung absolvieren. Einsteigerkurse und Schnuppertage bieten alle Teams regelmäßig an. Wer einfach nur mal zuschauen und die außergewöhnliche Atmosphäre eines Bouttags erleben möchte, findet ebenfalls im Internet die nächsten anstehenden Begegnungen.
Weiterführende Infos:
Roller Derby-Teams gibt es mittlerweile in den meisten deutschen Großstädten. In Karlsruhe die rocKArollers (Roller Derby im SSC Karlsruhe), in Mannheim die Delta Quads oder in Kaiserslautern die früheren Roller Girls of the Apocalypse
Infos zur Sportart Roller Derby gibt es unter www.rollerderbygermany.de
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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