34. Breakfast Talk
Geno-Verbands-Chef Theileis zu "Neue Regierung. Neue Impulse?"

- Jörg Schröder (Caemmerer Lenz), Elke Sieber (swsp transform), Dr. Ulrich Theileis (BWGV) und Daniel Wensauer-Sieber (swsp transform) mit dem obligatorischen Impulsgeber-Foto nach dem Talk.
- Foto: Jürgen Rösner
- hochgeladen von Daniel Wensauer-Sieber
„Diese Phase wird sich in den Geschichtsbüchern wiederfinden“, prognostizierte Dr. Ulrich Theileis, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV), vor rund 40 Führungskräften beim 34. Breakfast Talk am 14. März 2025. Inmitten einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit, beleuchtete Theileis die tiefgreifenden Veränderungen und Herausforderungen, die Deutschland und seine Genossenschaften derzeit durchleben.
Genossenschaften: Wirtschaftliches Streben mit sozialer Verantwortung verbinden
Baden-Württemberg ist ein Land der Genossenschaften und diese sind zum großen Teil mittelständisch geprägt. Als Prüfungsverband ist der Genossenschaftsverband so auch Seismograph für aktuelle wirtschaftliche wie gesellschaftliche Entwicklungen. "Genossenschaften verbinden wie keine andere Unternehmensform wirtschaftliches Streben mit sozialer Verantwortung", so Theileis und verband dies mit dem Wunsch, dass in Schulen wie auch insgesamt in der öffentlichen Debatte, Genossenschaften stärker als Unternehmensmodell wahrgenommen werden sollten. "Sei Teil und setze um, was Dich bewegt" unter diesem Leitmotiv steht das aktuelle Genossenschaftsjahr, das insbesondere die Partizipation und Eigeninitiative in den Fokus rückt. Aktuell verzeichnen insbesondere Energiegenossenschaften ein beachtliches Wachstum und unterstreichen damit ihre Relevanz als Lösung in der aktuellen wirtschaftlichen und energiepolitischen Landschaft.
Vier verlorene Dividenden: Ein Weckruf für Deutschland
In seinem Vortrag hob Dr. Theileis hervor, dass Deutschland in jüngster Zeit vier entscheidende Dividenden verloren hat, die maßgeblich zum Wohlstand und Wachstum, aber auch zu einer schleichenden Dekadenz beigetragen haben:
1. Friedensdividende: Seit dem Fall der Mauer profitierte Deutschland von geringen Verteidigungsausgaben. Diese Zeiten sind vorbei.
2. Energiedividende: Günstiges Gas aus Russland war lange ein Garant für niedrige Energiekosten.
3. Markendividende: Das Label „Made in Germany“ stand weltweit für Qualität und Zuverlässigkeit, was den Export förderte.
4. Währungsdividende: Ein schwacher Euro sowie der Niedrig- bzw. Nullzins unterstützte die Exportnation Deutschland dabei, ihre Waren international abzusetzen.
Der Verlust dieser Dividenden führt zu einem wirtschaftlichen Abwärtstrend. Der Impulsgeber verdeutlichte dies am Beispiel der Agrargenossenschaften, die zwar Saatgut und Betriebsmittel verkaufen, aber keine Traktoren oder Maschinen – Landwirte machen also keine Investitionen, die den Wohlstand der nächsten Dekade sichern könnten. Deutschland lebt somit von der Substanz, was zum leisen Sterben des Mittelstands, zu dem die meisten Genossenschaften gehören, führt. Konkret zeigte Theileis dies an den zunehmenden Lücken in den Weinbergen entlang des Rheins auf, wo immer mehr Winzer die Produktion einstellen.
Politische und gesellschaftliche Herausforderungen
Eingehend auf die Neuwahl, wies Theileis auf die bekannten 10 Prozent Protestwähler hin, die auch in anderen Demokratien zu beobachten sind. Seine Sorge gilt jedoch den 30 Prozent Frustrationswählern rechts und links, die seit längerem sichtbar sind. Die aktuelle schwarz-rote Regierung sei nun gefordert, die Themen abzuarbeiten und die Frustrationswähler zurückzugewinnen.
Auf internationaler Ebene skizzierte Theileis die Machtbasis der USA, die auf Bündnissen in Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum beruht, im Gegensatz zu Russland und China, die auf Unterwerfung bzw. wirtschaftliche Abhängigkeit setzen. Die unklare Zukunft des Trumpismus und die Abwendung der USA von ihren Partnern stellen Deutschland vor zusätzliche Herausforderungen, insbesondere angesichts einer renovierungsbedürftigen Infrastruktur und überbordender Bürokratie.
Ein Aufruf zur Wiederbelebung der Leistungsgesellschaft
Abschließend forderte Dr. Theileis eine Rückkehr zu einer Leistungsgesellschaft, in der Arbeit nicht nur als Unterbrechung der Freizeit gesehen wird. „Den gesellschaftlichen Ruck vermisse ich“, so Theileis. Nur durch eine Neuausrichtung auf Leistung und Investitionen könne Deutschland die aktuellen Herausforderungen meistern und den Wohlstand für die Zukunft sichern.
In der anschließenden respektvollen, ungezwungenen und wertschätzend geführten Diskussion wurden die Punkte vertieft und es wurde deutlich, dass die Notwendigkeit aber auch der Wille besteht, sich gemeinsam den aktuellen Herausforderungen anzunehmen und auch Beiträge zu leisten, die weh tun. Der 34. Breakfast Talk bot somit nicht nur einen tiefen Einblick in die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen, sondern auch konkrete Impulse für die Zukunft.
Die Initiatoren des Breakfast Talks
Der Karlsruher Breakfast Talk ist eine gemeinsame Initiative der renommierten Rechtsanwaltskanzlei Caemmerer Lenz und der spezialisierten Strategie-Beratung swsp transform. Diese beiden Unternehmen haben sich zusammengeschlossen, um Führungskräften eine Plattform für den Austausch und die Entwicklung neuer Ideen zu bieten.
Weitere Informationen zum Breakfast Talk finden Sie unter https://www.breakfasttalk.de/.






Autor:Daniel Wensauer-Sieber aus Karlsruhe |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.