Balkongespräche in der Wochenblatt-Redaktion Landau: Lokaler Handel/Innenstadt
Bitte gehen Sie wählen!
Am Sonntag wird das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Landau in der Pfalz gewählt. Solche Kommunalwahlen sind, wenn man so will, die direkteste Form der Demokratie. Denn nichts ist greifbarer als das, was hier vor Ort geschieht. Nirgendwo kann man so einfach Anregungen, Kritik oder auch einfach nur den Kontakt und das Gespräch suchen. Daher ist es umso wichtiger, dass man dieses Instrument der Demokratie auch nutzt − sei es per Briefwahl oder mit dem Gang ins Wahllokal. Häufig hört man den Spruch: „Die machen jo doch, was se wollen!“ Das stimmt so nicht, denn gerade auf dieser recht kleinen Ebene zählt nun mal jede Stimme. In der vergangenen Woche hatten wir Oberbürgermeister Thomas Hirsch zum Abschiedsgespräch in der Wochenblatt-Redaktion und unterhielten uns genau hierüber. Die Bürger müssen sich wieder bewusst werden, dass ihre Stimme zählt. Aber eben auch nur dann, wenn sie den Gang an die Wahlurne nutzen. Deshalb: Bitte gehen Sie wählen!
Tim Altschuck
Landau. Nächste Woche Sonntag, 3. Juli, findet die Oberbürgermeisterwahl in Landau statt. Im Vorfeld waren die fünf Kandidaten zu Gast in der Wochenblatt-Redaktion. Dort fanden die Balkongespräche mit den Redakteuren Tim Altschuck und Kim Rileit sowie der Volontärin Katharina Schmitt statt. Insgesamt wurden zehn Themenblöcke besprochen. Im Wochenblatt-reporter Portal sind alle Interviews unter den einzelnen Themenblöcken vollständig nachzulesen.
Als Gäste wurden Dominik Geißler (CDU), Lukas Hartmann (Grüne), Maximilian Ingenthron (SPD), Merlin Uhl von der Satire-Partei „Die Partei“ und Katerina Kietzmann (parteilos) begrüßt. Zur Debatte standen die folgenden Themen: Wohnraum, Mobilität, Klimawandel/Umweltschutz/Versiegelung, Lokaler Handel/Innenstadt, Soziale Teilhabe, Bürgerbeteiligung, Landau als Uni-Stadt/Uni-Parkplatz, Brachfläche entlang des Bahnhofs, Katastrophenschutz und der städtische Haushalt.
Die Kandidaten zum Thema „Lokaler Handel/Innenstadt“
Hartmann: "Das Internet hat hier zwei Vorteile: Es ist bequem und billig. Ein kleiner Klamottenladen, der 3.000 bis 4.000 Euro bezahlen muss im Monat, um in der Innenstadt nur die Miete zu bezahlen. Das mal reinzuholen mit verkauften Schuhen oder Jeans ist superschwierig und es ist nicht so bequem wie zu Hause vom Sofa im Internet zu bestellen. Den Kampf gewinnen wir sowieso nicht. Zu versuchen, durch Senken von Parkgebühren oder das Bauen von Parkplätzen oder solche Maßnahmen das Einkaufen bequemer und billiger zu machen, wird nicht reichen. Ich bin dafür, dass wir Kämpfe kämpfen, die wir gewinnen können. Wenn wir also nicht bequemer und billiger werden können als das Internet, dann müssen wir noch schöner werden, als wir jetzt schon sind. Das bedeutet Verkehrsberuhigung, mehr Stadtgrün, mehr Baumbeete, mehr Beete, mehr Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum. Wir brauchen Spielplätze. Und wir brauchen mehr Flächen für Außengastronomie. Aufenthaltsqualität ist wichtig, Gastronomie und Einzelhandel in der Kombination sind unsere Chance, aber bequemer und billiger als das Internet – das schaffen wir nicht."
Ingenthron: "Landau braucht ein unverwechselbares Gepräge! Die Herausforderungen sind letztlich überall gleich. Das eine sind natürlich Kosten, Mieten und ähnliches und das andere ist alles, was mit dem Internet zusammenhängt. Wir brauchen kein Abziehbild einer anderen Stadt, in dem sich nur die üblichen Filialisten nebeneinander reihen. Das ist eine große Herausforderung. Aber ich setze sehr stark darauf, dass wir ein City-Management in Landau installieren. Wir haben ein Gesicht wie Herrn Messmer, den Wirtschaftsförderer. Wenn sie irgendein Problem, eine Frage haben, dann wissen sie, sie haben den Messmer, den können sie anrufen und der kann nahezu immer weiterhelfen. So eine City-Managerin oder einen City-Manager brauchen wir. Jemand, der Menschen zusammenführt, der mit Menschen sprechen kann; einen Kommunikator. Das hat viel mit Vertrauensarbeit zu tun; das ist jemand, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Und wir haben das Stadtmarketing, wir haben das Büro für Tourismus, wir haben oder hatten den AKU und weitere Akteure. Landau ist doch überschaubar, wir brauchen keine sieben oder acht unterschiedlichen Institutionen, das muss im City-Management zusammenlaufen."
Uhl: "Die Innenstadt wird von der geplanten Sesselbahn und den zusätzlichen Parks direkt profitieren. Ich denke, dass wir da auf die günstigsten Sessellifts zurückgreifen müssen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass manche Skigebiete unrentabel werden und dann die Lifte entsprechend günstig zu haben sind. Für die Innenstadt gibt es noch den Punkt, dass wir durch eine Steuerungsmaßnahme Onlineshopping so unattraktiv machen wollen, dass eben die Bürger zurück in die Innenstädte zum Einkaufen strömen. Und zwar wird eine Umweltkompensation, in Form von 100 Baumpflanzungen für jedes im Stadtgebiet zugestellte Paket, eingeführt – die Amazona(as)-Abgabe."
Kietzmann: "Wir müssen auf jeden Fall was tun das, damit die Geschäfte in der Innenstadt bleiben und auch wieder neue Geschäfte aufmachen. Ich glaube, unsere Stadt ist ja schon wirklich attraktiv, da geht man gerne hin, setzt sich auch mal. Wenn wir das einfach etwas attraktiver machen, indem man mit dem Auto besser einen Parkplatz in der Innenstadt findet, wenn man kurz was erledigen muss. Mehr Parkbänke zum Ausruhen, Trinkwasser-Brunnen sind weitere Ideen. Was ich auch gerne machen würde, ist die „essbare Stadt“. Das ist jeden Fall ein Blickfang, wenn die bestehenden Grünflächen, wo jetzt Blumen gepflanzt werden, mit Obst und Gemüse bepflanzt werden. Das ist für die Anwohner toll. Die können dann auch mal gießen und sich was abmachen. Die meisten Menschen überlassen alles nur noch anderen: „Die werden das schon regeln“. Ich finde, das ist der große Fehler.
Das Kopfsteinpflaster in der Innenstadt ist furchtbar, da könnte man aber ein anderes Pflaster wählen. Das ist wieder eine teure Angelegenheit, natürlich. Aber ich denke auch an andere Sachen: Hier wären mit einer teuren Angelegenheit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Es gibt auch Ideen von Landauer Menschen, die kostengünstig umzusetzende Projekte angesprochen haben. Zum einen ist da das Saatkrähen Problem. Eine Idee ist es, Natürliche Feinde anzusiedeln. Das wären Greifvögel. Es gibt immer wieder Greifvögel, die in Auffangstationen landen. Diese könnte man gut auf hohen Gebäuden, wie Kirchtürmen, nisten lassen. Durch die Ansiedlung von Greifvögeln wird die Saatkrähe wieder in die Natur und aus der Stadt gedrängt. Ein anderes Problem sind die Radfahrer, die in der Innenstadt die Fußgänger durch zu schnelles und rücksichtsloses fahren, gefährden. Ein älterer Herr hat den Vorschlag gemacht einen eigenen Streifen für die Radfahrer anzulegen.
Geißler: "Ich werde mit Bürgern, dem Einzelhandel, den Gastronomen und mit der Uni eine gemeinsame Bürger-Werkstatt gründen. Dazu kommt ein sogenannter City-Manager, das heißt ein einheitlicher Ansprechpartner für alle. Dazu sollten dann auch die Eigentümer geladen werden, um die Leerstände und ihre Nutzung zu besprechen. Daraus soll ein langfristiges Zukunftskonzept erfolgen: Die Entwicklung moderner Einkaufs-, Aufenthalts- und Wohnformen, auch für junge Leute. Dazu gehört natürlich auch die Entwicklung des Gastgewerbes und der Kultureinrichtungen. Gerade für Künstler, kleine und neu gegründete Ensembles ist es nicht einfach, Fuß zu fassen. Es ist schwierig, bezahlbare Räume zu finden, wenn man nicht schon etabliert ist. Ich wünsche mir für Landau mehr bezahlbare Möglichkeiten für Auftritte oder Förderung auch für kleine Gruppen und "Kleinkunst" aus der Region. Und viele junge Leute wollen die Möglichkeit haben, auch mal Techno-Raves zu veranstalten, die nicht regelmäßig aufgelöst werden, weil es zu laut wird. Da will ich helfen.
Die Vergnügungssteuer möchte ich nur noch für Lokale mit Spiel-Automaten erheben, nicht mehr für Tanz-Veranstaltungen. Das hilft den Pächtern der Lokale und den Veranstaltern. Natürlich muss dann auch ein Verkehrskonzept her. Ich sehe etwa den neuen Messplatz als großen zentralen Parkplatz, von dem aus permanent ein Co2-neutrales Schoppenbähnel die Menschen in die Innenstadt bringt." kats, kim, uck
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Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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