Balkongespräche in der Wochenblatt-Redaktion Landau: Mobilität

Am Sonntag, 3. Juli, findet in Landau die Oberbürgermeisterwahl statt   | Foto: Kim Rileit
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Landau. Am Sonntag, 3. Juli, sind Oberbürgermeister-Wahlen in Landau. Die fünf Kandidaten waren zum Balkongespräch beim Wochenblatt Landau. Sie äußerten sich zu zehn verschiedenen Themenblöcken. 

Die fünf Kandidaten zum Thema Mobilität

Hartmann: „Wir haben viel gemacht für Radfahrer, in den letzten Jahren, damit machen wir auch weiter. Es ist klimaschützend, es ist auch eine gute städtische Fortbewegungsart. Wir kriegen Ende des Jahres ein neues Stadtbussystem. Aber für Fußgängerinnen und Fußgänger haben wir noch zu wenig getan. Ich schaffe es an den meisten Fußgängerampel nicht, in der Grünphase über die Straße und ich habe keine Gehhilfe, ich habe keinen Rollstuhl, ich habe kein Kleinkind an der Hand. Das sollte uns ein Beispiel dafür sein, wie wir bisher Prioritäten setzen. Deshalb würde ich die Prioritäten auf den Fußverkehr neu setzen für die nächsten Jahre. Da kann man viel machen. Verkehrsberuhigte Quartiere, längere Grünphasen für die Fußgänger, mehr Überquerungsinseln, breite, sanierte Gehwege.

Aber das krasseste Thema für die Region wird die Südpfalzbahn. Wir haben 26.000 Menschen, die jeden Tag von Landau ins Umland oder vom Umland nach Landau pendeln. Diese Menschen sind im Moment in unserer ländlichen Region auf ein Auto angewiesen. Du schaffst kaum irgendeine Pendlerstrecke mit dem Bus, geschweige denn, dass sich Menschen gerne mit den Schülerinnen und Schülern morgens in die überfüllten Busse quetschen wollen, wenn sie zur Arbeit wollen. Deshalb braucht es die Südpfalzbahn. Die Bahn ist unabhängig vom Verkehrsnetz Straße. Sie ist also unabhängig von Stau. Sie ist unabhängig von Ampeln. Sie hat eigene Brücken und Unterführungen. Sie kann viele Menschen auf relativ wenig Raum transportieren. Sie ist einfach sehr effizient und Menschen steigen lieber in eine Bahn ein als in Busse. Deshalb möchte ich, dass wir die Bahnstrecken reaktivieren.

Ende des Jahres gibt es ein neues Stadtbussystem. Da gibt es neue Routen für unterschiedliche Teile der Stadt. Es gibt ein ergänzendes Rufbussystem. Da muss man noch ein paar Dinge besser kombinieren. Natürlich müssten dann Busse auch zu den neuen Bahnhaltepunkten fahre. Solche Details müssen wir dann noch organisieren. Insgesamt würde das reichen, zumindest für unsere Region. Wir kriegen zum Beispiel im Stadtbussystem Knotenpunkte, wo alle vier bis sechs Minuten ein Bus fährt. Das ist für unsere Region krass. Aber wir kriegen das hin und wir glauben auch daran. Als Verwaltung sage ich jetzt, dass es ein gutes Angebot braucht, bevor Leute umsteigen. Sie brauchen Zuverlässigkeit. Sie müssen wissen, wenn ich in den Bus einsteige, komme ich auch wirklich dahin, wo ich hinwill, und es braucht einen Preis, der in Ordnung ist. Letzteres haben wir gerade durch den Stadtrat gebracht: Monatstickets für jede Gruppe der Bevölkerung von 46 Euro sind echt in Ordnung."

Ingenthron: „Das integrierte Mobilitätskonzept ist die Grundlage unserer Arbeit. Das konnte ich unter meiner Verantwortung als Dezernent noch bearbeiten. Wir haben es 2019 verabschiedet und die Wege sind darin gezeichnet. Wir haben vor allem das Vorrangroutennetz entwickelt. Für alle Verkehrsträger/Verkehrsarten haben wir Netze gebildet. Sowohl für Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr sind die Vorrangrouten sinnvoll verknüpft. Das möchte ich gerne mit Vehemenz umsetzen, aber die Grundlage besteht.

Es gibt diesen Konsens, dass versucht werden soll, die Bahnstrecken zu reaktivieren. Vielleicht gelingt es, das wäre sehr wünschenswert. Daran arbeiten wir. Grundsätzlich halte ich sehr viel von einem Regiobusnetz. Wir müssen regional denken. Das halte ich für wichtiger als zu überlegen, wie Menschen von Arzheim nach Mörlheim kommen, sondern wie kommen beispielsweise Pendler nach Landau. Und wir müssen die Menschen abholen, wo sie wohnen. Sonst müssen sie doch wieder zur Bahn hinfahren und dann irgendwo hin und dann dort wieder weiter. Ein Regiobusnetz kann Landau nicht allein verwirklichen, aber bei der Bahn ist die Stadt auch nicht allein unterwegs. Es ist variabel und flexibel, man muss keine Infrastruktur bauen und unterhalten. Wenn wir merken: Das Netz hat andere Bedarfe, eine andere Streckenführung ist notwendig, dann fährt der Bus halt andersrum, und das halte ich für wesentlich vernünftiger hier im letztlich doch ländlich geprägten Raum."

Uhl: „Wir planen in der Lunette 41, dem Tunnel System unter Landau, einen Radschnellweg. Besonders wichtig ist auch eine Zuganbindung für den Flughafen am Ebenberg. Da lassen wir nicht mit uns verhandeln! Die Stadtdörfer bekommen eine Direktverbindung zur Innenstadt über einen Sessellift. Wir müssen nur noch etwas warten, bis die übrigen Skigebiete unrentabel geworden sind. Aus der Konkursmasse können wir dann sicherlich den ein oder anderen Lift zum Schnäppchenpreis abstauben." 

Kietzmann: „Mobilität ist sehr wichtig. Ich bin Mutter und bin ganz oft „Taxi Mama“. Ich würde es gut finden, wenn die Busverbindung ausgebaut wird, so dass wir einen ständigen Bus haben, der seine Route in Landau und den Ortsteilen fährt. Ich denke, dass die Bedarfszeiten gar nicht alle abgedeckt werden. Für die Zeiten, in denen der Bedarf nicht so groß ist, kann man Sammeltaxis oder kleine Busse fahren lassen.

Zur Mobilität gehören die Gehwege, teilweise sind die Gehwege so, dass gerade ältere Leute Stolperfallen haben. Sie kommen schlecht zu Fuß in die Stadt. Auch der ganze Innenstadtbereich ist gepflastert. Das ist eine große Hürde für die Alten. Diese sind in ihrer Mobilität in der Innenstadt ziemlich eingeschränkt. Auch für Kinder und Kinderwägen ist das Kopfsteinpflaster furchtbar.

Ich bin vor Jahren mal auf ein EU-Projekt gestoßen: Shared Space. In diesem Konzept wird alles, Ampeln, Kreuzungen, die Verkehrsschilder, zurück gebaut. Die Gehwege werden dem Straßenniveau mit angepasst. Andere Städte hatten auch immer diesen Rückstau, wenn man ins Dorf gefahren ist, weil sich im Ortskern alles gestaut hatte. Und durch das Projekt hat sich das Problem tatsächlich von selbst aufgelöst. Die Leute sind alle langsamer gefahren, haben viel mehr Acht auf die anderen Verkehrsteilnehmer gehabt und dadurch kam es auch nicht mehr zu Stauungen, ähnlich wie beim Kreisverkehr.

Parken sollte frei sein. In der Stadt sind die Parkgebühren teilweise so hoch, da überlegen sich die Leute, fahre ich jetzt mal geschwind nach Kandel und zahle dort eben keine Parkgebühr?"

Geißler: „Die Stadt muss auch per Auto erreichbar sein. Die Innenstadt wird nur dann ihre Strahlkraft behalten, wenn die Leute auch aus dem Umland einfach in die Stadt kommen und dort parken können. Das ist der Ansatz, der mich von Mitbewerbern unterscheidet: Man kann nicht die Infrastruktur für die Autos massiv verschlechtern, ohne vorher ein alternatives, sehr bequemes und für alle Leute akzeptables Transportsystem geschaffen zu haben. Es geht nicht, die Autofahrer zu vergrämen und dann erst schauen, wann und wie irgendwann mal ein ÖPNV kommt, der auch von allen angenommen wird. Das intelligente System der Zukunft ist ein anderes, als es jetzt wird.

Auch das neue sogenannte Linienbündel wird wenig daran ändern, dass oft große Busse leer durch Stadt und Landkreis fahren. Ein moderner Takt, der angenommen wird, muss alle 15 Minuten fahren, und das krieg ich nur hin mit kleinen, flexiblen Bussen, Sprintern, die permanent rumfahren, die auch per App oder Telefon on demand angefordert werden können. Alte Menschen etwa können dann abgeholt und wieder zurückgefahren werden. Das muss flächendeckend passieren und ganz wichtig: Der Kreis muss eingebunden werden. Landau lebt davon, dass von Edenkoben über Speyer bis Rülzheim die Leute hierherkommen, und das geht nur mit einem flexiblen System oder mit dem Auto." kats, kim, uck

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Autor:

Katharina Wirth aus Herxheim

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