Zootier des Jahres
Bedrohte Pustelschweine im Landauer Zoo zuhause
Landau. Der Landauer Zoo schenkt dem Zootier des Jahres ein sicheres Zuhause. Denn draußen, in der freien Wildbahn auf südostasiatischen Inseln, sind die Pustelschweine vom Aussterben bedroht. Die Zoos beschäftigt noch ein weiteres Problem, was sich von Osten nähert: Die afrikanische Schweine-Pest. Zoodirektor Jens-Ove Heckel freut sich, denn der Landauer Zoo darf in diesem Jahr das Zootier des Jahres präsentieren. Das Ziel der Kampagne ist es, über die Bedrohte Tierart zu aufzuklären. Etwa einen Monat nach der Verkündung zieht Heckel eine erste Bilanz.
Von Kim Rileit
Pustelschweine haben ihren Namen von Schwellungen im Gesicht, die besonders bei alten Tieren sehr auffallen. Auch wenn sie mit der Schönheit im Auge vieler Menschen keinen Preis gewinnen, benötigen die Tiere Hilfe. Denn auf der roten Liste schwankt der Status von gefährdet bis ausgerottet.
Lebensraum wird zerstört
Und dort, wo sie noch vorkommen, bestimmen große Probleme das Leben der Tiere: Durch kommerzielle Abholzung und die Ausbreitung der Landwirtschaft wird der Lebensraum zerstört. „Kahlschlag und Brandrodung sind große Gefahren. Durch fehlenden Lebensraum kommen die Tiere immer häufiger in menschliche Nähe und verursachen Ernteschäden, die eine Bejagung zur Folge haben“, sagt Tierärztin Dr. Viktoria Michel. Sie ist die Koordinatorin der Zootier des Jahres-Kampagne. In Arenen werden lebende Pustelschweine von Hunden gehetzt – eine martialische Unterhaltung für das Publikum, welche die Schweine mit ihrem Leben bezahlen.
Pustelschweine zum Kuscheln
Das Pustelschwein lebt in freier Wildbahn nur noch auf wenigen kleinen Inseln. Sollte eine Krankheit auf die Insel gelangen, ist die gesamte Rasse bedroht. Weniger Bedroht ist die Kreation von Elke Ladwig, Mitglied Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP). Die fertig kleine Pustelschweine aus Wolle, die im Zoo verkauft werden. Das Material und ihre Arbeitszeit spendet Sie für die gute Sache. „Wir verkaufen die Schweine für mindestens 25 Euro, nehmen aber auch gerne mehr“, schmunzelt Heckel und berichtet, dass die Erlöse vollständig in das Projekt fließen.
Afrikanische Schweinepest bedroht Pustelschweine
Die wohl gefährlichste Krankheit für diese Tiere ist derzeit die Afrikanische Schweinepest (ASP). Diese hochansteckende Viruserkrankung breitet sich rasend schnell aus. Im Januar gab es an der deutsch-polnischen Grenzregion schon einige Fälle. Für den Menschen, der das Virus übertragen kann, ist die Krankheit ungefährlich – für die Schweine endet sie jedoch meist tödlich. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn manche Pustelschwein-Arten nur noch auf einzelnen, kleinen Insel vorkommen. Dadurch kann eine Infektion eine ganze Population unwiederbringlich auslöschen. Dr. Sven Hammer sieht dringenden Handlungsbedarf, „bevor es für die asiatischen Pustelschweine zu spät ist“. Hammer ist Vorsitzender des Verbandes der Zootierärzte (VZT). Ein Aussterben der asiatischer Wildschweine würde anderen Tieren die Nahrungsgrundlage entziehen. Das könnte fatale Auswirkungen auf das Ökosystem haben.
Große Resonanz
„Die Resonanz war sehr groß – von Besuchern und vor allem den Medien“, erklärt Zoodirektor Heckel. Auch die Partner des Zoos sagten ihre Unterstützung zu. Der Aktion sei es gelungen das Pustelschwein aus der Versenkung der Wahrnehmung zu holen, so Heckel. Das Ziel der von der ZGAP organisierten Kampagne, eine öffentliche Wahrnehmung weniger beliebter Tierarten zu schaffen. Gleichzeitig wird Geld gesammelt, um konkrete Projekte umzusetzen. Ein Beispiel ist eine Zuchtstation in Indonesien. Dort soll auf der Insel Java eine Reservepopulation entstehen. Dort sollen Bawean-Pustelschweine aufgezogen, die es nur auf der 15 Quadratkilometer kleinen gibt. Ähnlich bedroht sind die Java-Pustelschweine und die Visayas-Artverwandten. Für gibt es Schutzkonzepte, die die Kampagne finanzieren will.
Die rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Umweltministerin Katrin Eder übernimmt für die aktuelle Kampagne die Schirmherrschaft. Die Bemühungen der Zoos, „Exemplare bedrohter Arten zu pflegen und zu züchten, um auf diese Reservepopulation zurückgreifen zu können“, seien sehr wichtig für das Überleben der Arten, so die Staatsministerin.
Die Krankheit ASP hat weitreichende Folgen – auch in Deutschland. Denn hier gelten Vorschriften für Schweinehalter, wenn ein Fall nachgewiesen wird. Dann gibt es im Umkreis des Fundortes eine Stallpflicht - das gilt auch für Zootiere. Die Pfleger sehen die Gefahr für die Tiere: Schweine leben in sozialen Strukturen, die durch zu wenig Platz nachhaltig geschädigt werden können. Deshalb arbeiten erste Zoos in Ostdeutschland mit angepassten Konzepten. Das Ministerium ist auf die Krankheit auch in Rheinland-Pfalz vorbereitet und hat bereits Mittel im Haushaltsplan geblockt.
Jens-Ove Heckel fordert eine praktische Lösung „mit den Behörden und Forschungsinstitutionen“, um die Schweine zu schützen: Sowohl vor der Krankheit, aber auch vor radikalen Schutz-Maßnahmen. kim
Autor:Kim Rileit aus Ludwigshafen | |
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