Bei der Feuerwehr zählt nur die Hilfe
Für Andere durchs Feuer gehen
Von Thomas Klein
Landau. Es brennt, irgendwer alarmiert über die Notrufnummer 112 die Feuerwehr, die nach der Verordnung spätestens nach acht Minuten vor Ort wirksame Hilfe leisten muss. Ganz selbstverständlich scheint das für uns. Wenn die Sirenen gehen, hören wir schon bald das Martinshorn der ausrückenden Wehr. Brandschutz ist eine kommunale Pflichtaufgabe, aber sie wird von Ehrenamtlichen geleistet. Das ist nicht allen immer so bewusst.
Nein, sie sitzen nicht in der Feuerwache und warten nur darauf, bis endlich der Alarm losgeht, sie ausrücken dürfen und endlich etwas zu tun bekommen. Sie sind an ihrem Arbeitsplatz wie jeder andere auch, sie sind in der Freizeit, feiern gerade mit Freunde, sind im Kino oder beim Einkauf. Und wenn ihr Piepser geht, lassen sie alles liegen und stehen und rasen zum Einsatz. Derzeit sind es 225 aktive Mitglieder Wehrmänner und -frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr Landau, acht von ihnen sind als städtische Mitarbeiter hauptamtliche Gerätewarte oder wie Dirk Hargesheimer Brand- und Katastrophenschutzinspekteur und Leiter der Landauer Wehr.
„Im Schnitt sind es 8000 Einsatzstunden, die von den Ehrenamtlichen geleistet werden, je nach Aufkommen können es aber auch 12000 oder 14000 Stunden sein“, beschreibt Hargesheimer die freiwillige Leistung seiner Feuerwehrmänner und -frauen, in vielen Fällen Freizeit, die alle so ganz selbstverständlich opfern.
Neben den üblichen Einsätzen gemäß des Mottos „löschen, retten, helfen“ kamen in den letzten Jahren noch Corona-bedingte Sonderaufgaben oder wie jetzt Hilfseinsätze im Ahrtal dazu, die zusätzlich geleistet wurden. „Noch sind wir nicht an unserer Leistungsgrenze, ist mit dem Engagement der Ehrenamtlichen alles zu leisten, aber es wird immer mehr abverlangt und alle mobilisieren ungeahnte Kräfte“, ist Hargesheimer mehr als stolz auf „seine“ Feuerwehr. Jede(r) Einzelne geht für Andere durchs Feuer, kennt nur eine Motivation: helfen zu wollen. Nicht selten kommt es vor, dass man auch noch mehr machen möchte als geht, doch hier ist der Einsatzleiter gefragt, die möglichen Gefahren gegen den erzielten Nutzen abzuwägen und notfalls die Einsatzkräfte auch zurückzuhalten. Unfälle oder gar Todesfälle nach einem Einsatz gab es bei der Landauer Feuerwehr Gott sei Dank noch nicht, obwohl es durchaus auch gefährliche Einsätze wie etwa bei dem Brand bei Holz Wickert oder Halle des Landauer Reitvereins gab.
„Im Gegensatz zu einem Fußballverein sind unsere Einsätze nicht planbar, alles ist spontan und muss schnell gehen“ macht Hargesheimer die außergewöhnliche Kameradschaft und den guten Zusammenhalt mitverantwortlich dafür, dass immer alles reibungslos funktioniert, „Es muss sich jeder auf den Anderen verlassen können, es ist blindes Vertrauen, das jeder in den Anderen setzt, sonst wäre es unmöglich“, freut sich Hargesheimer darüber, dass auch über den Feuerwehreinsatz hinaus das Miteinander gepflegt wird, dass Freundschaften entstanden sind und viele auch gemeinsam zu Veranstaltungen gehen oder sich treffen. Dies zeigte sich auch darin, als Corona-bedingt die Wehrübungen, -besprechungen und Schulungen digital stattfinden mussten und man im Anschluss noch jeder für sich alleine und doch zusammen vor dem Bildschirm zu einem gemütlichen Ausklang zusammen blieb. Für Hargesheimer ist es eben diese starke Gemeinschaft, die dafür sorgt, dass die Nachfrage nicht abreißt, dass es so viele Stadtteileinheiten und Bambinigruppen gibt.
Große Dankbarkeit, die Freude und das Glück Betroffener, wenn alles nochmal gut ging und der Brand rasch gelöscht wurde, oder einfach das von Kindern gemalte Plakat „Danke liebe Feuerwehr“, das ist der Lohn für die Feuerwehrmänner und -frauen, ihre Freizeit zu opfern. Ehrenamtlich und eben nicht selbstverständlich. Helfen wollen und vielleicht das machen, was andere nicht machen wollen, das treibt die Einsatzkräfte an, die sich mit ihrer Person in die Wehr einbringen, an Ausrüstung und Hilfe alles gestellt bekommen, „nicht einmal ein paar Fußballschuhe kaufen müssen“, so Hargesheimer schmunzelnd.
Wenn also demnächst wieder mitten in der Nacht die Sirene geht und wir kurz aufwachen und gleich wieder weiterschlafen, dann sollte man vielleicht einen kurzen Gedanken daran setzten, dass jetzt Einsatzkräfte sich ganz schnell auf den Weg zum Einsatz machen, ob es draußen regnet, stürmt oder schneit oder gar ein Gewitter tobt. Für sie ist es selbstverständlich, für uns sollte es das nicht sein.
Autor:Thomas Klein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.