Gelebte Inklusion: Seit einem Jahr betreibt die Lebenshilfe Südliche Weinstraße die Cafeteria im Landgericht Landau.
Mit menschlicher Wärme zum Erfolg
Ein Latte Macchiato, eine Johannisbeer-Schorle und eine belegte Laugenstange? „Gerne, kommt gleich!“ Daniel Decker hinter der Theke lächelt. Die blonde Dame nickt zufrieden. Täglich besucht sie die Cafeteria im Landgericht Landau. Kompetent, herzlich, freundlich und hilfsbereit – so erleben die Gäste den Mitarbeiter. Von seiner kognitiven Beeinträchtigung lässt sich der Mittdreißiger nicht ausbremsen. Er faxt Bestellungen an die Bäckerei und an das Inklusionshotel Kurpfalz, macht den Kassenabschluss. Seine Stammgäste kennt er beim Namen.
Vor einem Jahr hat die Lebenshilfe inklusive Arbeitsplätze Südpfalz gGmbH den Betrieb der Cafeteria übernommen. Nachdem Ende 2017 die damalige Kantine geschlossen worden war, trat Bernd Wasem, Geschäftsleiter des Landgerichts, an die Verantwortlichen der Lebenshilfe Südliche Weinstraße heran. „Es war eine Win-win-Situation“, erinnert sich Geschäftsführerin Marina Hoffmann. Dann ging alles ganz schnell: Binnen weniger Wochen wurde die Einrichtung generalüberholt. „Vom Lager bis zum Gastraum und von der Spülmaschine über die Kaffeemaschine bis zum Kassensystem hatten wir große Herausforderungen zu bewältigen“, sagt Andreas Herzog, der die technische Umsetzung verantwortet hat. Inzwischen ist auch die lärmdämmende Akustikdecke eingezogen worden, die der Lebenshilfe-Vorsitzende Georg Rothöhler bei der Eröffnung im Juni 2018 versprochen hatte.
Das Konzept geht auf: Montags bis donnerstags von 8:30 bis 14:00 Uhr sowie freitags von 8:30 bis 11:00 Uhr bietet die Cafeteria überwiegend regionale Produkte wie belegte Brötchen und Kaffeeteilchen an. An vier Tagen die Woche gibt es zudem ein warmes Mittagessen, auf Wunsch auch vegetarisch. Zubereitet wird es täglich frisch im Inklusionshotel Kurpfalz, das ebenfalls zur Lebenshilfe Südliche Weinstraße gehört. „Die bisherige Entwicklung hat unsere Erwartungen beinahe übertroffen“, betont Hotelleiterin Siobán Lennon. „Dass wir von Anfang an bewusst auf Qualität gesetzt haben und setzen, zahlt sich aus.“ Längst zählen nicht nur Landgericht und Staatsanwaltschaft zur regelmäßigen Kundschaft, sondern ebenso zahlreiche Firmen in der Nähe.
Bei den Gästen kommt das Angebot bestens an: „Mit der hier im Hause nunmehr seit einem Jahr durch die Lebenshilfe inklusive Arbeitsplätze Südpfalz gGmbH betriebenen Cafeteria sind wir sehr zufrieden“, sagt Johannes Dellit, Richter am Landgericht und dessen stellvertretender Pressesprecher. „Die Cafeteria wird von den Bediensteten gut angenommen. Sie lädt – nicht zuletzt aufgrund der freundlichen und herzlichen Art der dort beschäftigten Mitarbeiter und des über das erste Jahr immer weiter aufgewerteten Ambientes – zum Austausch und zum Verweilen ein. Das Speisenangebot am Mittag ist ausgesprochen abwechslungsreich.“
Auch das Thema Inklusion spielt eine große Rolle. „Menschen mit kognitiven Einschränkungen zeigen hier, dass sie leistungsfähig und hochmotiviert sind und einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten“, unterstreicht Marina Hoffmann. In den Betrieben der Lebenshilfe inklusive Arbeitsplätze Südpfalz gGmbH, die als Integrationsbetrieb gemäß Sozialgesetzbuch IX anerkannt ist, arbeiten je zur Hälfte Menschen mit und ohne Behinderung partnerschaftlich zusammen. „Daniel Decker und seine Kollegin Ingrid Weber sind ein eingespieltes Team auf Augenhöhe“, ergänzt Siobán Lennon. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der Wahrnehmung der Gäste wider: „Die Einrichtung der Cafeteria durch die Lebenshilfe mit ihrem Konzept“, so Johannes Dellit, „stärkt hier Tag für Tag das Bewusstsein dafür, dass Menschen mit Beeinträchtigung in vielen Bereichen der Gesellschaft teilhaben können.“
Autor:Dennis Christmann aus Offenbach |
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