Stolpersteine erinnern an Opfer des Nazi-Terrors
Wider das Vergessen
Jüdisches Leben. „Siegfried Günzburger Jg. 1885, Flucht 1939 Holland interniert 1942 deportiert 1944 Theresienstadt ermordet 1944 Auschwitz“, „Karoline Günzburger geb. Heß Jg. 1899, Flucht 1939 Holland interniert 1942 Westerbork deportiert 1944 Theresienstadt ermordet 1944 Auschwitz“, „Irmgard Günzburger Jg. 1924, Flucht 1939 Holland interniert 1942 Westerbork deportiert 1944 Theresienstadt ermordet 1944 Auschwitz“ und „Werner Günzburger Jg. 1922, Flucht 1938 USA überlebt“, steht auf den Stolpersteinen an der Ludowicistraße 15 in Landau. Meist hetzt man achtlos vorbei, doch hält man inne, liest die dürren Daten und lässt sie an sich heran, malt man sich aus, welches Schicksal diese Landauer Bürger erlitten haben.
267 Stolpersteine in Landau
Insgesamt 267 Stolpersteine wurden in insgesamt 16 Aktionen in der Stadt Landau verlegt. Zuletzt war der Künstler Gunter Demnig wegen der Pandemie nicht dabei. Ansonsten setzt er persönlich alle Stolpersteine ins Pflaster ein. Der Kölner Künstler verlegt seit 1996 in ganz Europa Stolpersteine. 2019 verlegte er in Memmingen den 75.000sten Stolperstein.
Doch bevor ein Stein verlegt wird, müssen die Daten recherchiert werden. In Landau koordiniert die Stolpersteinaktion die Leiterin des Stadtarchivs Christine Kohl-Langer für die Initiative Stolpersteine Landau. Dabei ist es gar nicht so einfach herauszufinden, welches der letzte frei gewählte Wohnort war. Noch schwieriger ist es, die Stationen der Deportationen und Ermordung nachzuverfolgen. „Wir wollen das Schicksal der Verfolgten, Verschleppten und Ermordeten aus der Zeit des NS-Regimes in Landau recherchieren und dokumentieren, um die Opfer dem Vergessen zu entreißen“, sagt die Historikerin, der die Aktion ein Herzensanliegen ist. Die Menschen werden symbolisch an ihren letzten selbst gewählten Lebensort zurückgebracht, um ihnen ihre Würde zurückgeben. Für die Verlegungen benötigt die Initiative Patinnen und Paten, die mit einem finanziellen Beitrag die Verlegung weiterer Stolpersteine ermöglichen. Die Initiative will Stolpersteine für alle etwa 600 Juden verlegen, die in Landau 1933 lebten. Hinzukommen weitere Opfer der Nationalsozialisten.
Außerdem werden in Landau – anders als in anderen Städten – Stolpersteine auch für die Menschen jüdischer Abstammung verlegt, die haben fliehen können. „Auch diese Menschen haben ihr Leben in Landau verloren“, sagt Kohl-Langer. Die nächsten Verlegungen sind für September und November vor der Berufsbildenden Schule in Landau geplant.
Informationen
Die Initiative Stolpersteine Landau trifft sich mittwochs um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Landau. Interessierte melden sich beim Verein Leben und Kultur telefonisch unter 06341 86436 oder per E-Mail unter leben-und-kultur@t-online.de. Eine Liste der in Landau bis März 2017 verlegten Stolpersteine findet man online unter www.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Landau_in_der_Pfalz [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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