Wie wird man eigentlich…
Zoodirektor, Herr Heckel?
Landau. Jens-Ove Heckel wuchs als Sohn von Entwicklungshelfern auf der ganzen Welt auf. Schon früh hatte er den Wunsch, Tierarzt zu werden. Doch das war gar nicht so leicht, denn für das Studium brauchte er ein deutsches Abitur.
Von Kim Rileit
„Bereits mit fünf Jahren wollte ich Tierarzt werden“, weiß der 55-jährige Heckel von seinen Eltern. Mit ihnen ging Heckel zunächst auf große Reisen, einen Großteil seiner frühen Kindheit verbrachte er im Ausland. Er begleitete seine Eltern bei ihrer Arbeit als Entwicklungshelfer. Die Mutter half als Bürokraft, sein Vater als Diplom-Agraringenieur. Die Familie lebte zunächst in Afghanistan und teils noch zusammen im Jemen. „Es ist sehr traurig zu sehen, wie sich die Situation dort verschlechtert hat“, so Heckel.
Aufgrund der vielen Reisen und verschiedenen Orte war es für Heckel nach Ende des 6. Schuljahres schwierig, im Ausland ein deutsches Abitur als Voraussetzung für das gewünschte Studium zu erwerben. Deshalb blieb er im Alter von zwölf Jahren in Deutschland, während seine Eltern weiter im Ausland aktiv waren. Heckel besuchte ein Internat in Niedersachsen, nicht weit entfernt vom Wohnort der Großeltern. Dort verbrachte er die Wochenenden.
Vieles mit sich selbst geklärt
In einer Zeit ohne direkte Telefon- oder Faxverbindung, an Mobiltelefone oder Internet war lange nicht zu denken, gab es kaum eine Möglichkeit, die Eltern spontan zu erreichen. Ein Brief brauchte gut eine Woche, bis er im Jemen war. Die Antwort ebenfalls. So wurde Heckel früh selbstständig: „Wenn die Kommunikation so lange dauert, klärt man viele Fragen und Probleme mit sich selbst“, so Heckel.
Mehrfach besuchte er anschließend in den Ferien seine Eltern in Afrika. Die Flugreisen, teils mit Umstieg an entlegenen Flughäfen, trat er alleine an und fragt sich heute schmunzelnd „wie das so gut klappen konnte.“ Es ging über Frankfurt, Paris bis an die Elfenbeinküste nach Abidjan und von dort nach Niamey im Niger. Das schwere Handgepäck war voller haltbarer Lebensmittel, die es bei seinen Eltern nicht gab. „Das wäre heute unvorstellbar“, sagt Heckel. Auf seinen Reisen lernte Heckel schon als Kind Dr. Rietschel kennen. Er war als deutscher Tierarzt in Afghanistan tätig und betreute gelegentlich kranke Tiere im Zoo von Kabul. Der junge Heckel folgte im durch den Zoo – „das beflügelte meinen Wunsch, Tierarzt zu werden“, so Heckel.
Nach dem Abitur ging es zum Wehrdienst, doch der Berufswunsch stand noch immer fest: Tierarzt. Die Zeit danach überbrückte Heckel bis zur Zusage für einen Studienplatz mit einer zweijährigen Landwirtschaftslehre und einer Aushilfstätigkeit als Zootierpfleger. Danach konnte es endlich mit dem Veterinärstudium in Hannover losgehen. Zwei Studienpraktika absolvierte er an einem Wildforschungsinstitut in den USA und am Zoo von Melbourne in Australien. Anschließend schloss sich für Heckel ein Kreis im Stuttgarter Zoo Wilhelma als Doktorand und Assistent von Zootierarzt Dr. Rietschel, den er bereits aus Kabul kannte. Nachdem sich der Weltenbummler mehr als drei Jahre das Fachwissen für exotische Tiere aneignete, führte ihn sein Weg als zoologischer und zootierärztlicher Kurzzeitberater ans Blühende Barock in Ludwigsburg, nach Uganda, sowie an die Zoos von Magdeburg und Heidelberg.
Das Jahr 2000 sollte Heckels Leben verändern, denn er und seine Frau, ebenfalls Tierärztin, mussten sich entscheiden: Zwei verlockende Jobangebote mit zwei völlig unterschiedlichen Aufgaben. Heckel hätte als technischer Berater des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in einer Auffangstation für bedrohte Wildtiere auf den Philippinen arbeiten können. Dagegen Stand die Stelle als Direktor und Tierarzt des Landauer Zoos. Er entschied sich für Landau, weil er schon damals Gefallen am dem kleinen Zoo fand und er großes Potential für dessen Entwicklung sah.
Heckels „Lebensaufgabe“
Er ließ sich mit seiner Frau, mit der er bereits seit dem Studium zusammen war, bei Landau nieder. „Das hier ist sowas wie meine Lebensaufgabe“, so Heckel. Im Zoo gebe es immer was zu tun, „man werde nie fertig“, so Heckel. Seine Tätigkeit im Zoo hat einen fließenden Übergang zu seinem privaten Interesse und ehrenamtlichen Engagement für Arten-, Natur- und Tierschutz. „Für mich ist der Zoo Landau inzwischen ein moderner und unverzichtbarer Ort für Freizeitgestaltung, Umweltbildung, Artenschutz und Forschung – diese sehr wichtigen Aufgaben gilt es im Zooalltag zu vereinen“, erklärt Heckel.
Schreibtischjob Zoodirektor
Der Alltag ist zeitlich sehr anspruchsvoll, aber meist weit weniger spektakulär, als man denken könnte. Als Zoodirektor sitze er inzwischen „zu 95 Prozent am Schreibtisch“, so Heckel. Da er aber gleichzeitig noch der Tierarzt des Zoos ist, ist er „zum Glück trotzdem weiterhin noch nah dran an den Mitarbeitenden, den Tieren und dem Treiben im Zoo“.
Autor:Kim Rileit aus Ludwigshafen | |
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