Wechselhafte Geschichte
Elsass heute
Landau. Das Elsass gehört zu Frankreich, die Elsässer sind Europäer, sagen Barbara Borgeot-Klein und Rudolf Ehrmantraut, die Präsidenten der Deutsch-Französischen-Gesellschaft Landau.
Eine Elsässische Mutter mit ihren beiden toten Söhnen zeigt ein Denkmal in Straßburg – der Blick des einen Sohns ist nach Deutschland, der des anderen nach Frankreich gerichtet. Bis heute sprechen viele Menschen im Elsass ihren deutschen Dialekt – fühlen sich aber als Franzosen, sagt Barbara Borgeot-Klein, zusammen mit Rudolf Ehrmantraut Präsidentin der Deutsch-Französischen Gesellschaft Landau. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 ist hinter den Schrecken der beiden Weltkriege auch m Elsass verblasst. In Frankreich ist vor allem des Ersten Weltkrieges, „la grande guerre“ in schrecklicher Erinnerung.
Bild vom „bösen deutschen Preußen“
„Für uns Franzosen ist im Zusammenhang mit dem Deutsch-Französischen Krieg eher die Gründung der Dritten Französischen Republik wichtig“, sagt Borgeot-Klein. Den Krieg habe Frankreich ja verloren, sagt sie, über Niederlagen spreche man nicht so gerne. Allerdings habe der Krieg das Bild vom „bösen deutschen Preußen“ geprägt, sagt Borgeot-Klein. Noch in ihrer Kindheit hatte der „Böse“ in französischen Kinderbüchern häufig eine Pickelhaube auf, der typischen Preußische Helm mit der Spitze darauf. Und die Bombardierung Straßburgs, bei der unter anderem die Bibliothek mit hunderten Kulturschätzen zerstört wurde, hätten das Bild der Deutschen als kulturlose Nation geprägt, ergänzt Ehrmantraut. Die Krönung des Deutschen Kaisers im Spiegelsaal von Versailles sei eine unnötige Kränkung der Franzosen gewesen, sagte Ehrmantraut. Das gilt ebenso für die Annexion Elsass-Lothrigens.
Heute fühlen sich die Menschen im Elsass vor allem als Elsässer. Daneben sind sie selbstverständlich Franzosen und Europäer. Grade wegen der leidvollen Geschichte sind sie Pioniere der Europäischen Idee, so Ehrmantraut. Deshalb argumentieren Borgeot-Klein und Ehrmantraut entschieden für die Beibehaltung des Parlamentsstandorts Straßburg. Die historische gewachsene Situation mit dem Standort des EU-Parlaments in Straßburg zu Gunsten Brüssels aufzugeben, wäre wie die Wurzel einer Pflanze auszureißen, sagt Borgeot-Klein. Die Grenzschließungen am Anfang der Corona-Krise hätten die Elsässer sehr enttäuscht, sagt Borgeot-Klein, die Übernahme von französischen Corona-Patienten durch deutsche Krankenhäuser wird dagegen sehr geschätzt.
60 Jahre Deutsch-Französische Gesellschaft Landau
Die Deutsch-Französische Gesellschaft Landau hat im vergangenen Jahr ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. „Im Jahr 1959 war es ein mutiger Schritt, auf die damaligen Besatzer zuzugehen“, sagt Borgeot-Klein. Die Jugend ist damals vorangegangen. In Landau gab es bis 1999 eine Französische Garnison. Die Jugendlichen haben damals zusammen mit den hier stationierten Soldaten Theater gespielt, Fotos in der Dunkelkammer entwickelt und vieles mehr unternommen – drei Jahre vor dem Élysée-Vertrag. Heute bietet die Deutsch-Französische Gesellschaft eine breite Palette an Französisch-Kursen, ein regelmäßiges Kino-Programm mit französischen Filmen im Universum-Kino, Kulturreisen und Diskussionsveranstaltungen sowie einen Deutsch-Französischen Chor. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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