Ludwigshafen ist 800. Fairtrade-Town Deutschlands
Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Ludwigshafen. Die Stadt Ludwigshafen wurde zur 800. Fairtrade-Town ernannt. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartner*innen hat sie sich erfolgreich zur Aufnahme beworben. Die Übergabe der offiziellen Ernennungsurkunde erfolgte am Donnerstag, 14. Juli 2022, durch Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland, an Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und die Steuerungsgruppe Fairtrade-Town in der Rhein-Galerie. Der Ort der Übergabe war nicht zufällig ausgewählt – geht es doch darum darauf zu achten, was man isst, was man einkauft - was dieses Handeln auslöst.
Grußwort der Ministerpräsidentin
Zu diesem besonderen Anlass gratulierte auch die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, in einer Video-Grußbotschaft: „Mit Ihrem Engagement leisten Sie einen wichtigen Beitrag für eine solidarische und gerechte Welt“, so Dreyer.
Erfüllung von fünf Kriterien
Um den Titel Fairtrade-Stadt zu erhalten, mussten fünf Kriterien erfüllt werden: der Ratsbeschluss, Fairtrade-Town zu werden, die Bildung einer Steuerungsgruppe, eine Mindestzahl an fair gehandelten Produkten in Gastronomie und Einzelhandel, Informations- und Bildungsaktivitäten in Kirchen, Schulen und Vereinen sowie Öffentlichkeitsarbeit zum Thema fairer Handel. In Ludwigshafen haben sich Engagierte aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vernetzt und diese Kriterien erfolgreich umgesetzt.
Jutta Steinruck erläuterte, dass der Stadtrat bereits 2017 beschlossen hatte, dass die Stadt Ludwigshafen Fairtrade-Town werden sollte. Seitdem hätten sich wahnsinnig viele Menschen mächtig ins Zeug gelegt, um das zu realisieren.
„Ludwigshafen ist bekannt als Industriestandort, steht aber mit seinen Menschen aus mehr als 140 Nationen auch für besondere Vielfalt und Internationalität. Unsere Unterstützung für den fairen Handel sehen wir als wichtigen Beitrag zu Solidarität und Frieden – vor Ort und weltweit. Wir freuen uns sehr, nun offizielles Mitglied in der Fairtrade-Town-Familie zu sein und gemeinsam weiter für den fairen Handel voranzugehen. Mit den zahlreichen Partner*innen in der Region und bundesweit wollen wir unsere Stadt als Fairtrade-Town noch nachhaltiger und fairer gestalten“, erläuterte die Oberbürgermeisterin.
Veranstaltungen zum Thema „Fairer Handel“
Hanna Bolz von der Initiative Lokale Agenda 21 Ludwigshafen erläuterte, dass sich jeder Kooperationspartner mit seinen Stärken einbringe. Beispielhaft erwähnte sie einige Veranstaltungen, die zum Thema „Faire Trade“ bereits organisiert wurden: Die jährliche Faire Woche, die seit 2016 stattfindenden Kleidertauschpartys oder auch eine Online-Veranstaltung zum Thema Lieferkettengesetz. Im Mai 2022 beim Fairen Frühstück im Hack-Museumsgarten konnte man sehen, wie viele Partner sich engagieren und wie gut diese alle miteinander vernetzt sind.
Wir alle leben in einer globalen Welt
Claudia Brück, Vorständin von Fair Trade Deutschland, betonte in ihrer Rede, dass wir alle jeden Tag in einer globalen Welt leben. Betrachte man beispielsweise den Orangensaft, den wir trinken, so wird dieser in Brasilien von Menschen gepflückt, die sich nicht aktiv für einen Berufsweg entscheiden konnten. Auf den Großplantagen Brasiliens herrschen prekäre Arbeitsbedingungen, riesige Monokulturen verursachen irreparable ökologische Schäden. Wenn Bananen für 1,50 Euro verkauft werden, die um die halbe Welt gereist sind – heimische Äpfel dagegen 3,50 Euro kosten, dann sehe man schon daran, dass etwas in Schieflage geraten sei.
Wer sich dagegen für Produkte aus fairer Produktion entscheidet, entscheidet sich dafür, dass den Arbeiter*innen vor Ort ein fairer Preis bezahlt wird. Sie können ein besseres Einkommen erzielen, die Arbeitsbedingungen verbessern sich.
„In ganz Deutschland wollen sich Menschen für eine gerechtere und solidarische Welt einsetzen. Das Engagement startet lokal und zeigt dabei eine weltweite Wirkung“, sagte Claudia Brück. „Ohne all die Aktiven vor Ort, die sich informieren, neue Netzwerke bilden und Veränderungen anstoßen, wäre die Stimme des fairen Handels heute nicht so laut“, so Claudia Brück weiter. Aufklärungsarbeit zu ungerechten Handelsstrukturen, faire Einkaufspraktiken und langfristiges Engagement sind die Grundpfeiler der Fairtrade-Town-Kampagne.
Durch Kaufentscheidung aktiv mitbestimmen
Auch OB Jutta Steinruck erinnert an die bedeutungsvolle Rolle der Bürger*innen: „Tagtäglich können wir mit unserer Kaufentscheidung aktiv mitbestimmen, wie wir die Produzent*innen im globalen Süden unterstützen wollen und dabei macht jede*r Einzelne im Alltag den Unterschied!“
Sie wisse, dass nicht alle es leisten könnten, nur noch fair gehandelte Waren zu kaufen. Wichtig sei es aber, dafür zu sensibilisieren, dass es nicht allen so gut geht, daran zu denken, dass unser Handeln Auswirkungen auf andere Menschen hat. Daher sei es wichtig, nicht alles so billig wie möglich zu kaufen, sondern fair im Umgang mit anderen. ps/bas
Weitere Informationen:
www.fairtrade-towns.de
www.faires-lu.de
Nächste Veranstaltungen:
Am Samstag, 23. Juli 2022, geht es im Hack-Museumsgarten von 14 bis 19 Uhr unter dem Motto „Für eine Welt ohne Hunger“ darum, wie wir bewusster mit Lebensmitteln umgehen können. Es gibt Infostände und Diskussionsrunden zu den Themen Foodsharing, Ökolandwirtschaft und Fairtrade. Spenden gehen an die Welthungerhilfe.
An den Sonntagen 31. Juli und 7. August 2022, jeweils von 12 bis 16 Uhr, findet auf der Parkinsel im Rahmen des Inselsommers der „Better World Market“ statt. Dabei zeigen viele Gruppen, Einrichtungen und Vereine aus Ludwigshafen und der Metropolregion Rhein-Neckar, wie jede*r mit ihrem/seinem Engagement dazu beitragen kann, die Welt ein Stück besser zu machen. Hier kann man konkret erfahren, wie die Idee Nachhaltigkeit in vielen Lebensbereichen wirksam wird. Mit Mitmachaktionen und interaktiven Präsentationen gibt es an den Ständen jede Menge Inspiration und viele konkrete Anregungen für eine nachhaltigere Lebensweise.
Am Sonntag, 7. August 2022, findet die nächste Kleidertauschparty statt, den Auftakt zur Fairen Woche im September bildet in diesem Jahr das Umweltkino der GML.
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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