Auszeit - In der Fastenzeit neu beginnen
Mal ehrlich - Sieben Wochen ohne!

Wolfgang Schumacher.  | Foto: PS

Auszeit. Die Fastenzeit gilt als Zeit der inneren Einkehr, in der man nicht immer nur an sich denkt, sondern Verzicht übt, zugunsten anderer und den Dialog mit Gott sucht. Innere Einkehr, die Frage nach dem Leben, sie gibt einem auch die Möglichkeit Ruhe zu finden und Situationen neu zu bewerten.
Das Wochenblatt sprach mit Kirchenrat Wolfgang Schumacher, Evangelische Kirche Pfalz, über die heutige Fastenzeit.

Das Wichtige in den Blick rücken
Vom 6. März bis 22. April geht in diesem Jahr die Fastenzeit. Mit Ostermontag endet der Verzicht, der vorab am Karfreitag seinen Höhepunkt findet. So die weitläufige Meinung. Aber ist das wirklich so? Was bedeutet die Fastenzeit für die Kirche?
Die Gläubigen sollen in der Fastenzeit als äußeres Zeichen von Buße und Besinnung auf Dinge verzichten, die ihnen angenehm und lieb sind - etwa auf Schokolade, Alkohol oder das Autofahren. Zudem sollen sie nur eine volle Mahlzeit am Tag und je zwei kleinere Stärkungen zu sich nehmen. Schließlich gilt an allen Freitagen das Gebot der Abstinenz, also des Verzichts auf Fleisch, weil der Freitag an den Tod Jesu Christi erinnert. Aschermittwoch und Karfreitag sind Fasten- und Abstinenztage in einem.
Wolfgang Schumacher: „Fasten bedeutet, freiwillig für eine gewisse Zeit auf etwas zu verzichten, zum Beispiel auf bestimmte Speisen oder Getränke (wie Süßigkeiten oder Alkohol). Biblisch geht es beim Fasten um Trauer und Sühne, auch um Vorbereitung auf eine Begegnung mit Gott. Beides hat sich in der Tradition der Kirche fortgesetzt. Im Mittelalter wurde das Fasten zu einer Bußhandlung, die zum Teil verordnet wurde.

Das Fasten neu entdecken
Martin Luther und die Reformatoren wandten sich gegen diese Art von Buße. Luther sah im Fasten die Gefahr, dass Menschen Gott gefallen möchten. Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli hielt das Fasten einfach für ein unbegründetes Gebot: „Kein Christ ist zu den Werken, die Gott nicht geboten hat, verpflichtet. Er darf also zu jeder Zeit jegliche Speise essen.“ So war das Fasten in den evangelischen Kirchen lange unüblich.
Frei von dem Gedanken, Gott etwas schuldig zu sein, entdecken heute evangelische Christen das Fasten neu. Sie verbinden damit eine geistliche Praxis - sich bewusst für Gott zu öffnen. Hinzu kommt durchaus auch eine körperliche Praxis: dem Verzicht auf liebgewonnene Gewohnheiten (wie gut essen, rauchen, Alkohol trinken oder Fernsehen schauen, Autofahren). Kennzeichen für diese Entwicklung ist die Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ der Evangelischen Kirche. Bei deren Aktionen geht es nicht darum, „nur“ auf Nahrungsmittel zu verzichten, sondern Menschen beschäftigen sich – mit Texten und in Andachten – damit, was ein gutes Leben verhindert beziehungsweise was es fördert. Motto dieses Jahr: Mal ehrlich – Sieben Wochen ohne Lügen“.
Vielen Dank für das Interview.

Fasten bedeutet also viel mehr, als nur auf etwas zu verzichten. Es ist ein Weg zu sich selbst - und wer es möchte, zu Gott. Die diesjährige Aktion „Sieben Wochen ohne Lügen“ ist sicherlich auch für andere ein netter Anreiz, aus der Fastenzeit eine Auszeit zu machen: Das Aus zum Lügen. gib

Alle Artikel der Serie finden sich hier: Auszeit.

Autor:

Gisela Böhmer aus Frankenthal

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