Neues Quartier um Kohl-Allee: Jury stellt Gewinnerkonzept vor
Ludwigshafen. Im Planungswettbewerb um das neue Quartier City West hat sich das Architekturbüro Adept aus Kopenhagen und Hamburg durchgesetzt. Die Planer:innen konnten die Anregungen aus Jury, Verwaltung und Ortsgremien am besten umsetzen. Die Jury stellte das Flächenkonzept gestern beim Pressegespräch und im Bürgerdialog vor.
Von Julia Glöckner
Durch den Bau der neuen Stadtstraße wird ein großes innerstädtisches Areal frei. In einem Werkstattverfahren hatten die drei Planungsbüros einen groben Rahmenplan dafür ausgearbeitet. Die Jury hat sich nun für das Konzept von Adept entschieden. Die Planerinnen hatte vorab festgelegte Ziele sowie neue Impulse im gesamten Planungsverlauf immer wieder hervorragend eingearbeitet. „Wichtige Fragestellungen waren, wie man eine neue Straße bauen kann und gleichzeitig die bereits bestehenden Quartiere einbinden kann. Es sollte ein neuer Stadtraum zwischen Hemshof und Innenstadt entstehen“, erklärte Juror Professor Markus Neppl. "In den neu zu erschließenden Bereichen entlang der Kohl-Allee sollten Nutzungen für Gewerbe, Leben, Wohnen, Begegnung möglich werden.“ Dem Planungsbüro Adept gelang die besten Lösungen, die mit Impulsen von Jury, Verwaltung, Stadtspitze und Ortsvorstehern immer weiter präzisiert wurden.
Gleichzeitig waren die Ideen von Adept am besten anwendbar auf bisherigen Bestand und vorhandene Flächen. „Die Entscheidung der Jury fiel einstimmig. Das Konzept lieferte die nachvollziehbarsten Strukturen mit Blick auf heutige Grundstückverhältnisse und Flächen“, sagte Neppl. Mit Blick auf neue Bauflächen neben der Rampe zur Westbrücke seien maßgeschneiderte Lösungen entstanden.
Auch zwischen Friedenspark, Bahnhof und Rheinufer wird auf Grundlage des Konzepts ein neuer Stadtraum entstehen. Auch hier war die Verbindung von Grün- und Bauflächen und Plätzen am besten gelungen. „Die Konzepte von Rheinflügel Severin und Hähnig Gemmecke ließen Fragen offen, etwa ob alle vorab gedachten Nutzungen unterzubringen sind“, sagte Neppl.
Zentraler Friedenspark
Nach dem Konzept von Adept ist der Friedenspark zirka doppelt so groß gedacht wie bislang. Er wird auch Flächen des abgerissenen Messplatzes, des Parkplatzes beim Bowling Center und der alten Hochstraße umfassen. Der Park bietet künftig Räume für Freizeit, Spiel und Sport, bekommt etwa einen Skaterpark.
Es gibt drei Zugänge zum Park. Dieser erstreckt sich unter der Rampe, die auf die neue Westbrücke führt, bis zum Bahnhofsvorplatz. Dort ist er angebunden. Die Rampe beginnt künftig im Bereich der heutigen Pasadenaallee, rund 60 Meter von der heutigen Kreuzung mit der Lorientallee entfernt. „Die komplizierte Grünachse holt den Bahnhof aus seinem nicht eindeutigen Zustand heraus“, sagte Neppl. Der heutige Zugang zum Park in Nähe des Kreishauses wird bleiben. Hinzu kommt ein Zugang zur Kohl-Allee.
Von Bahnhof sowie vom Schlachthofviertel aus werden die Fußgänger und Radfahrer über Grünflächen unter der Damm-Zugtrasse hindurch in den Park geführt. Die Bahntrasse führt heute schon anhand einer Brücke über die Kreuzung Rohlachstraße/Lorientallee. Im Schlachthofviertel plant die GAG ein weiteres Wohnungsbauprojekt entlang der unbebauten Seite der Deutschen Straße, wo nach dem Wegzug einer Spedition eine Industriebrache entsteht. Die neue Schule wird ihren Standort im Westendviertel erhalten.
Bebauung entlang Kohl-Allee
Entlang der Kohl-Alle ist eine fünfgeschossige Blockbebauung vorgesehen. Das Konzept sieht drei Hochpunkte vor. Ein Hochhaus entsteht dort, wo heute das Parkhaus des Rathauscenters steht. Es verschönert den Stadteingang und heißt künftig Rheinquerer willkommen. Zwei weitere Hochpunkte sind am Bahnhofsvorplatz sowie ein Block von der Benckiservilla entfernt geplant.
Grüne und blaue Verbinder
Auch das Rheinufer gewinnt nach dem Entwurf deutlich. Es gibt mehr Zugänge zum Fluss, wo historische Industriedenkmäler für maritimen Flair und Industrieromantik sorgen. Unter dem verschlankten Brückenkopf entstehen Grünflächen mit Baumbestand. Bismarckstraße und Prinzregentenstraße werden zu einem belebten Nachbarschaftsboulevard verbunden. Auch die Kohl-Allee ist als breiter, stark begrünter Boulevard gedacht. Grünflächen wird es in der Mitte der Allee, in den breiten Vorzonen vor den Gebäuden und zwischen Bürgersteigen und Radstreifen geben. Die Allee soll zum Verweilen und Flanieren einladen und ein angenehmes Mikroklima schaffen.
Zur Straße hin wird es Gewerbe, Geschäfte, Gastronomie und Büros geben. Die hinteren Blöcke, wo kein Verkehrslärm mehr ankommt, bieten Platz für unterschiedliche Wohnformen. Das Wege- und Straßennetz ist dort weitestgehend verkehrsberuhigt. Es wird viele Begegnungsräume geben. Die gesamten Bebauungsflächen werden stark durchgrünt, genauso wie die Plätze dort. Ein Rad- und Fußgängerwegenetz ermöglicht kurze Wege.
Weil es nicht nur starke Westwinde, sondern auch Winde von Ost nach West gibt, wird nach Abriss des Rathauscenters eine Freiluftschneise für besseres Mikroklima sorgen. Der Friedenspark erhält mehr Baumbestand und moderne Bewässerungssysteme, was dem Schwammstadtprinzip entspricht. Für die Blockbebauung werden recyclebare Baumaterialien genutzt.
Die Flächenpläne fürs „zukunftsgerichtete, enkeltaugliche, ökologisch resiliente, Generationen verbindende und nachhaltige“ Quartier werden bis Herbst 2025 weiter „Kontur gewinnen“, erklärte Sonja Müller-, Geschäftsführerin der LUCityEntwicklungsgesellschaft. Dabei bezieht man politische Gremien und Bürger erneut ein. Vor allem die heute 16 bis 25-Jährigen sollen sich im Sommer in innovativen Beteiligungsformaten äußern können.
„Der Neubau der Flächen wird in 10 bis 20 Jahren umzusetzen sein“, sagte Professor Neppl. „Auf manchen Arealen wird man sofort anfangen können. Auf anderen wird sich die Bebauung zeitlich verschieben." jg
Planerinnen aus dem Büro Adept stellten im ersten Bürgerforum im Dezember den Planungsentwurf vor
So begann das Werkstattverfahren
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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