Startchancenprogramm: Mehr Bildungsgerechtigkeit an LUs Brennpunktschulen
Ludwigshafen.Das Startchancen-Programm von Bund und Ländern gibt Kindern an Brennpunktschulen wie der Gräfenauschule in Ludwigshafen eine Starthilfe in Leben. Denn Armut und Migrationshintergrund können Hürden für Schüler sein auf dem Weg zu einem guten oder überhaupt zu einem Bildungsabschluss.
Von Julia Glöckner
200 Schulen in Rheinland-Pfalz werden bald 100 Millionen Euro mehr pro Jahr bekommen. Sie werden mit dem Geld künftig benachteiligte Kinder gezielt fördern. Vor allem Brennpunktschulen wie die Gräfenauschule, die im April 2023 in den Fokus geriet, sind mit dabei. Insgesamt profitieren 14 Ludwigshafener Schulen, darunter auch Realschulen plus und Berufsbildende Schulen.
Chance für Gräfenauschule
„Die Schulleitung und Lehrer der Gräfenauschule werden ab Juni die Infoveranstaltungen des Bildungsministeriums zum Programm besuchen“, erklärt Mächtle, Direktorin der Gräfenauschule. Dabei können die Schulen einen Teil der neuen Mittel auch für selbst erarbeitete Lösungen verwenden. Diese müssen zu den konkreten Problemen vor Ort passen. Die Kästerschule und die Goetheschule kämpfen mit denselben Problemen wie die Gräfenauschule, wo es über 90 Prozent Migration und viele Kinder aus Familien mit Arbeitslosigkeit und Geldsorgen gibt. Hier könnte man etwa auf Weiterbildungen für Lehrer setzen, damit diese didaktische Mittel kennen, um trotz Sprach- und Leistungsunterschiede niemanden abzuhängen und jeden zu fördern. Man könnte dort Schüler auch auf dem Weg in den Beruf begleiten. Benachteiligen Kindern könnten zudem Lernförderkurse helfen, wie sie Ehrenamtliche, Eltern und Studenten bereits an der Gräfenauschule geben. All diese Maßnahmen schlägt das Land vor, die von Schulen kreativ ausgearbeitet werden können.
Die Herkunft ist oft ausschlaggebend, was beruflich aus den Kindern wird. Sie kann etwa darüber entscheiden, ob Kinder nach der Schule die Fähigkeiten haben, einen Beruf zu lernen, im Team zu arbeiten, Konflikte zu lösen. Vor allem im Grundschulalter haben Eltern einen großen Einfluss auf den künftigen Lernerfolg. Die Gründe dafür, weshalb vielen Eltern die Zeit fehlt, um Kinder ausreichend zu unterstützen, sind vielfältig. In einkommensschwachen Familien müssen die Eltern in der Inflationskrise derzeit mehreren Jobs nachgehen und haben entsprechend weniger Zeit. Ein weiteres großes Problem ist der Erwerb der Sprachfertigkeit. In Migrantenfamilien spricht man die erste Muttersprache. Kindern sind also schon in der Grundschule bei den Sprachkompetenzen nicht gleich auf. Das kann den gesamten Lebenslauf prägen. Auch Krankheit der Eltern oder Kinderreichtum in Familien können Gründe dafür sein, weshalb für jedes einzelne Kind weniger Zeit bleibt. In bildungsfernen Familien herrscht zudem nicht immer die Überzeugung, dass Bildung eine immens wichtige Ressource ist und die gesamte Zukunft der Kinder bestimmt.
Eltern haben wichtige Rolle
Mit den Mitteln können Beratungsangebote für Familien ausgebaut werden. Denn Eltern sollen ihre Kinder in der Rolle als Bildungsbegleiter fördern. Das Geld fließt zudem in den Ausbau der Schulsozialarbeit sowie in moderne Lernlandschaften. Auch Unterricht, der persönliche Begabungen und Interessen fördert, wird so bezahlbar. Mit dem Programm sollen vor allem die Kernkompetenzen der Schüler beim Lesen, Schreiben und Rechnen gestärkt werden. „In zehn Jahren soll die Zahl der Kinder, die Mindeststandards in den wichtigen Fächern Mathe und Deutsch verfehlen, halbiert werden“, erklärt der Pressesprecher des Landesbildungsministeriums, Ulrich Gerecke, auf Anfrage. Besonders in den ersten Schuljahren werden die Weichen für den Bildungserfolg gestellt. Deshalb werden rund 60 Prozent der geförderten Kinder Grundschüler sein.
Faire Verteilung
Je nach Anteil der Kinder aus armutsgefährdeten Familien oder solchen mit Migrationsgeschichte fließt das Geld vom Bund den einzelnen Ländern zu. Auch die Wirtschaftsleistung wird bei der gerechten Verteilung berücksichtigt. Das Land Rheinland-Pfalz verdoppelt die Mittel vom Bund und verteilt sie weiter an die Schulen, abhängig vom Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund und solchen, die Schulbücher kostenlos erhalten, weil in den Familien Geld dafür fehlt.
Bund und Länder setzen große Hoffnungen ins Programm. Es sei das „größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Republik“.
Von dem Programm profitieren in Ludwigshafen die Grundschulen Bliesschule, Goetheschule, Gräfenauschule, Luitpoldschule, Kästnerschule, Lessingschule; die Realschulen plus Anne Frank, Karolina-Burger, Diesterweg, Ebertpark; die Berufsbildenden Schulen Sozialwesen, Gesundheit, Hauswirtschaft sowie Technik 2; Die Integrierten Gesamtschulen Ernst Bloch sowie Gartenstadt.
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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