Zeitreise: So sieht die City laut Stadtentwicklungskonzept 2031 aus

Blick aus dem alten Rathaus auf die alte Hochstraße Nord. Die Stadtstraße wird dagegen leicht nach links verschwenkt verlaufen.  | Foto: Julia Glöckner
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  • Blick aus dem alten Rathaus auf die alte Hochstraße Nord. Die Stadtstraße wird dagegen leicht nach links verschwenkt verlaufen.
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Ludwigshafen. Blickt man auf dem Rathausplatz durchs Lichttor, sieht man sie vor seinem geistigen Auge schon vor sich: die neue ebenerdige Stadtstraße, auch Helmut-Kohl-Allee genannt. 2031 wird sie, etwas Richtung City verschwenkt, anstelle der Hochstraße Nord über eine neue Gleisbrücke am Bahnhof vorbei bis auf die A650 führen.

Von Julia Glöckner

„Hier wird das Haupteinfallstor in den Stadtteil Nord sein, die Hauptverbindung zwischen Innenstadt und Hemshof“, erklärt Helmut van der Buchholz auf seinem visionären Stadtrundgang. Die Tour „Erinnerungen an die Zukunft“ führt an Orte, an denen nach dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept Innenstadt (ISEK) bis 2031 eine Umgestaltung geplant ist. ISEK besteht vorerst nur aus Leitlinien, aus denen konkrete Maßnahmen abgeleitet werden, die die City letztlich aufwerten und die Verkehrswende beschleunigen sollen. „So steht also noch nicht fest, ob eine Brücke, eine Ampelquerung, eine Kreuzung oder ein Tunnel in den Hemshof führen wird. Ein Tunnel wäre sicher die schlechteste Lösung“, glaubt Buchholz. Das Papier sieht drei weitere Übergänge zwischen Nord und City vor, die vor allem die Situation für Fußgänger und Radfahrer verbessern soll.

Am drittletzten Septemberabend in diesem goldenen Herbst taucht die tiefstehende Sonne Gebäude und Plätze in ein strahlendes Licht. Für die achtspurige Helmut-Kohl-Allee, die deutliche breiter als die Hochstraße sein wird, muss der Parkplatz nördlich des Carl-Bosch-Gymnasiums weichen. „In der Berliner Straße soll die aktive Mobilität gestärkt werden, also die Fortbewegung mit eigener Muskelkraft. Die Achse soll möglichst verkehrsberuhigt werden“, berichtet Buchholz. „In der Bahnhofstraße soll es noch weniger Verkehr geben. Beide Maßnahmen sollen jedoch nicht vor 2031 umgesetzt werden, solange die Hochstraßen noch im Bau sind. Mit einer einfachen Lösung durch aufgestellte Poller, wäre eine Verkehrsberuhigung in der Berliner Straße schon viel früher umsetzbar“, merkt Buchholz an.

Attraktive Plätze

Seit Juli prangt auf dem Karl-Kornmann-Platz ein neues Streetpainting. Laut ISEK-Papier soll das Flachdach des Kulturzentrums „DasHaus“ begehbar werden, um dort und auf dem Platz einen Erlebnisraum zu schaffen. „Hier lässt sich richtig was aufwerten, zumal durch die Verkehrsberuhigung mit einer Belebung des Platzes zu rechnen ist“, sagt Buchholz.

Ein Stück weiter südwestlich im Westendviertel sollen laut dem Tourguide sogenannte „Superblocks“ entstehen, ein Mittel, um den Durchgangsverkehr von überlasteten Hauptverkehrsstraßen davon abzuhalten, auf Schleichwege durch Wohnviertel auszuweichen. Konkret umgesetzt wird dies durch Poller auf den Kreuzungen, die die Straßen zu Sackgassen machen. Die Anwohner, die ins Westendviertel fahren, sind dadurch nicht behindert. Das Quartier soll bis 2031 deutlich hübscher und belebter werden. Die Radverbindung vom Bahnhof zur City wird ausgebaut.

Die Tour führt aus Westend raus weiter zum Wilhelm-Hack-Museum auf den Hans-Kübler-Platz zwischen Staatsphilharmonie und Arbeitsamt. „Der Platz ist ein emotionaler Ort, der gestärkt werden soll“, berichtet Buchholz. „Dafür sorgt vor allem der Museumsgarten, der als öffentliches Gut jedem zur Verfügung steht“, auch wenn er seit einigen Jahren wegen Vandalismus und Diebstahls nur noch für Veranstaltungen geöffnet würde. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hack-Museums soll der Eingangsplatz zur Straße hin vergrößert und mit Kunst aufgewertet werden. Durchgangsverkehr und Parkplätze brauche man hier nicht unbedingt; das sei „leicht zu realisieren“. So könnte bald nur noch eine enge Spur für Rettungswagen, Taxi und Rad bleiben.

Aufwändiger stellt sich dagegen die Begrünung und Entsiegelung des Theatervorplatzes dar, der ein attraktiver Spielort für Events und Theaterstücke werden soll. „Beides ist hier nur in begrenztem Maße machbar. Denn darunter liegt eine Tiefgarage. Eine Baumbepflanzung ist damit unmöglich. Man denkt über Rasen- und Blumenflächen nach“, erklärt Buchholz. Dass das große Banner mit dem verblassten Schriftzug „Pfalzbau Theater“ endlich verschwindet, der das schicke Aluminiumrelief verdeckt, wünscht sich Buchholz schon lange. Das kostbare Relief war bei der Planung des Architekturjuwels die sogenannte "Kunst am Bau", fiel also unter das obligatorische Bundesprogramm, das Bauherren zu Kunstwerken an Bauten verpflichtet. 

Um die Ecke auf dem Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz wird mit ISEK machbar, was der Stadt schon seit Jahren vorschwebt. Der Platz hat großes Potenzial, wird bislang aber nur fürs Parken genutzt. Der Pavillon, der heute ein arabisches Schnellrestaurant beherbergt, soll wegkommen. „Auch der Wochenmarkt könnte lebendiger sein, dafür braucht es einen attraktiven Ort“, sagt Buchholz. „Was wie eine Zufahrt für Elterntaxis aussieht, die schnell wieder wegfahren, ist der Haupteingang zur Musikschule. Bleibt zu hoffen, dass man mit der Umsetzung hier anfängt. Zudem will man die Konzertmuschel aus dem Ebertpark herholen.“

Direkt benachbart liegt der Berliner Platz, der bislang hauptsächlich als Drehkreuz für Bus- und Bahnlinien genutzt wird. Er soll auch auf den Flächen abseits der Cafés mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Hier liegt Potenzial für die größte Eventstätte der City. Wegen des laufenden Insolvenzverfahrens nach der Investor-Pleite „mogelt sich das Konzept um konkrete Festlegungen herum“, erklärt Buchholz. Es sei ein schwebendes Verfahren, der Berliner Platz gehöre der Stadt teils nicht, heißt es. Würde mit der Verkehrswende der Nahverkehr nur um 50 Prozent mehr ausgebaut, käme der Platz an seine Grenzen. Zwar ließen sich Bushaltestellen an anderen Stellen einrichten, doch ein Ausbau von der Größenordnung sei schwierig bis fast unmöglich. Es brauche daher schnell weitere alternative mittel- bis langfristige Lösungen.

Die Innenstadt wird in den nächsten Jahren ihr Gesicht stark verändern. | Foto: Julia Glöckner
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Rheinpromenade

Die Tour führt zurück in die Ludwigstraße, die Rheinpromenade entlang. Der Rad- und Fußweg wird mit ISEK bis zur Drehbrücke im Süden und bis zum Hemshof im Norden ausgebaut. Bislang gelangt man nördlich der Rheingalerie auf privaten Grund des Hafengeländes. ISEK sieht die Ludwigstraße als zweite Flaniermeile der Innenstadt vor, wofür die Parkplätze weichen müssen. „Es soll keine Straße bleiben, in der die Autos nur durchhuschen. Ihre Tristheit soll bis 2031 komplett verschwinden. Es wird ein Verkehrsversuch“, erklärt Buchholz.

Die Bismarckstraße wird in den nächsten Jahren zum Nachmittagsboulevard. Ein Quartiermanagement soll helfen, Bewohner und Passanten zusammenzubringen. „Hier könnte sich etwas Schönes entwickeln, wenn mehr Menschen unterwegs wären. Dafür muss mehr Leben auf die Bismarckstraße gebracht werden.“ Durch die Standorte der Pfalzwerke, der Rheinpfalz, der Süwe, von Ämtern und weiteren Firmen sei hier Publikumsverkehr in der Mittagspause durchaus zu erwarten. Es werde sich zeigen, ob die Menschen am Abend bleiben. Auch in der Amtsstraße und an der Lutherkirche will man emotionale Orte schaffen, die eine Identifikation mit der Stadt herstellen.

„Es bedarf der Schriftform, gute Ideen für die konkrete Umsetzung bei der Stadt einzubringen“, weiß Buchholz. Geht man nach dem ISEK, könnte sich das Gesicht der City in den nächsten acht Jahren grundlegend verändern. jg

Das Stadtentwicklungskonzept in seiner ganzen Länge

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Blick aus dem alten Rathaus auf die alte Hochstraße Nord. Die Stadtstraße wird dagegen leicht nach links verschwenkt verlaufen.  | Foto: Julia Glöckner
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Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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