Aktuelle Artenschutz-Projekte in der Pfalz
Auf den Spuren der Wildkatze

Durch die Lockstockmethode kommen die Artenschützer den scheuen Wildkatzen auf die Spur.   | Foto: Ruth Dixius
  • Durch die Lockstockmethode kommen die Artenschützer den scheuen Wildkatzen auf die Spur.
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Rheinland-Pfalz. Ein erfolgreiches Beispiel für Artenschutz ist in Rheinland-Pfalz die Wildkatze. Damit sie sich in Rheinland-Pfalz heimisch fühlt, setzt sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Rheinland-Pfalz seit vielen Jahren für den Schutz und die Erforschung der faszinierenden Tiere ein. Aktuell laufen Lockstock-Untersuchungen im Biosphärenreservat Pfälzerwald und ein landesweites Totfundmonitoring.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren Wildkatzen in Deutschland fast ausgestorben – heute leben wieder schätzungsweise 6000 bis 8000 Europäische Wildkatzen in Deutschland und ein Großteil davon durchstreift in Rheinland-Pfalz die Wälder. „Rheinland-Pfalz ist Wildkatzenland – hier gibt es das größte zusammenhängende Wildkatzenvorkommen Westeuropas“, sagt Ines Leonhardt, BUND-Wildtierexpertin. Deswegen hat Rheinland-Pfalz auch eine besondere Verantwortung für die Wildkatze. Aktuell finden Lockstock-Untersuchungen im Biosphärenreservat Pfälzerwald statt.

Wildkatzen und Baldrian – die Lockstockmethode

Die „kleinen Tiger Deutschlands“ sind sehr scheu und vor allem in der Dämmerung beziehungsweise in der Nacht aktiv. Um den Tieren dennoch auf die Spur zu kommen, hat sich die Baldrian-Lockstockmethode bewährt. Dazu werden angeraute Holzpflöcke mit einer Baldriantinktur besprüht. Der Baldriangeruch lockt Katzen an, die auf der Suche nach einem Partner durch die Wälder streifen. Der Geruch sorgt dafür, dass sich die Tiere am Lockstock reiben, wodurch Haare am rauen Holz hängenbleiben. Die Haare werden eingesammelt und genetisch bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Fachbereich Wildtiergenetik in Gelnhausen untersucht. Mithilfe der Analysen kann man feststellen, ob die Haare tatsächlich von einer Wildkatze stammen und „genetische Profile“ der Tiere erstellen. Mithilfe der Lockstockmethode kann eingeschätzt werden, wie viele Wildkatzen in einem bestimmten Gebiet vorkommen.

Der BUND Rheinland-Pfalz führt dieses und kommendes Jahr im Biosphärenreservat Pfälzerwald Lockstockuntersuchungen durch. Förderer ist das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz (MUEEF), die fachliche Leitung liegt bei dem Landesamt für Umwelt (LfU). Für das Monitoring wurden 50 Lockstöcke im Biosphärenreservat Pfälzerwald aufgestellt und von Ende Februar bis April wöchentlich auf mögliche Haare kontrolliert.

Monitoring – Wie entwickeln sich die Bestände?

Die Wildkatze ist durch das Bundesnaturschutzgesetz „streng geschützt“ und im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie der Europäischen Union gelistet. Die aktuelle Lockstock-Erfassung geschieht im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz bundesweit durchgeführten FFH-Monitorings, mit dem überprüft werden soll, wie sich die Bestände der Wildkatze in Deutschland entwickeln. Die Ergebnisse fließen in die Bewertung des Erhaltungszustandes der Art ein, der an die EU gemeldet wird. Auch in anderen Bundesländern untersucht der BUND zeitgleich die Entwicklung der Wildkatzenbestände anhand dieser Methode.

Vorsicht im Straßenverkehr

Wildkatzen benötigen naturnahe und strukturreiche Laub- und Mischwälder und sind besonders durch fragmentierte Waldlebensräume bedroht. Denn der Lebensraum der Tiere wird durch Straßen und Siedlungen zerschnitten. Um mehr über die in Rheinland-Pfalz lebende Wildkatzenpopulation und Gefährdungen der Wildkatzen in Erfahrung zu bringen, führt der BUND Rheinland-Pfalz neben den Lockstockuntersuchungen auch ein ebenfalls durch das Umweltministerium gefördertes Wildkatzen-Totfundmonitoring durch. „Der weitaus größte Teil an tot aufgefundenen Wildkatzen sind Verkehrsopfer. Der Straßenverkehr ist eine der Hauptgefährdungsursachen der Wildkatze in Rheinland-Pfalz“, so Mira Stockmann, Naturschutzreferentin des BUND Rheinland-Pfalz.

Bisher wurden über 350 tot aufgefundene vermeintliche Wildkatzen gemeldet. Die Tiere werden über ein Netzwerk an ehrenamtlichen Helfern unter Beachtung artenschutz- und jagdrechtlicher Vorgaben geborgen und wissenschaftlichen Untersuchungen zugeführt. Bisher wurden über 350 Tiere gemeldet und 255 Katzen wissenschaftlich untersucht. Über 90 Prozent der Wildkatzen waren dabei im Straßenverkehr verunfallt. Ziel des Monitorings ist es, Grundlagendaten zu erheben, mögliche Gefährdungen, wie zum Beispiel Unfallschwerpunkte zu identifizieren und daraus Artenschutzmaßnahmen zu entwickeln. ps

Weitere Informationen:

Wer glaubt, eine tote Wildkatze gesehen zu haben, kann das Tier unter wildkatzenfund@wildkatze-rlp.de melden.
Weitere Informationen unter www.wildkatze-rlp.de

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Autor:

Jessica Bader aus Mannheim

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