Bei einem gesunden Lebensstil, ist kein Verzicht von jodhaltigen Speisen nötig
Gesundheit. Die Schilddrüse - das kleine, schmetterlingsförmige Organ unterhalb des Kehlkopfes beeinflusst mit seinen Hormonen zahlreiche Körperfunktionen und den Stoffwechsel des gesamten Organismus. Vor allem die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) spielen dabei eine wichtige Rolle. Für die ausreichende Bildung der beiden Hormone benötigt der Körper das essenzielle Spurenelement Jod. „Jeder kann etwas für die Gesundheit seiner Schilddrüse tun. Wichtig sind beispielsweise ein gesunder Lebensstil und eine ausgewogene, jodreiche Ernährung, zu der unter anderem Seefisch, Milchprodukte und Jodsalz gehören“, sagt Professor Dr. Roland Gärtner, Vorsitzender des Arbeitskreises Jodmangel (AKJ), anlässlich des Weltschilddrüsentages am Donnerstag, 25. Mai: Auch Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen, so der Internist und Endokrinologe weiter, müssen und sollten keinesfalls vollständig auf Jod verzichten.
Zufuhrempfehlung als Orientierung
Allgemein gilt eine Jodzufuhr, welche die vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ausgesprochene Tageshöchstmenge von 500 Mikrogramm nicht überschreitet, als gesundheitlich unbedenklich und sicher. „Die Tageshöchstmenge des BfR berücksichtigt den bis weit in die 1980er Jahre verbreiteten schweren Jodmangel in Deutschland, wodurch vor allem heute noch ältere Menschen von jodmangelbedingten Schilddrüsenerkrankungen, wie funktionell aktiven „heißen“ Schilddrüsenknoten, betroffen sind. Bei diesen Personen kann eine langfristig erhöhte Jodaufnahme von über 500 Mikrogramm am Tag eine mehr oder weniger ausgeprägte Schilddrüsenüberfunktion auslösen.
Bei gesunden, normalen Schilddrüsen führen hingegen auch höhere Jodmengen zu keinen nennenswerten Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion“, erklärt Gärtner. Solche Jodmengen sind mit der herkömmlichen Ernährung in der Regel aber ohnehin nicht zu erreichen und auch Schilddrüsenpatienten können jodhaltige Lebensmittel meist problemlos verzehren. Eine gute Orientierung bietet dabei die Zufuhrempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die für Erwachsene bei 200 Mikrogramm Jod am Tag liegt.
Einschränkungen ja, Verzicht nein
Ebenso müssen Patienten mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, wie der Hashimoto-Thyreoiditis oder dem Morbus Basedow, sich nicht jodarm ernähren oder gar vollständig auf das Spurenelement verzichten. „Lediglich eine dauerhaft erhöhte Jodzufuhr von 300 Mikrogramm am Tag und mehr steht im Verdacht, bei diesen Erkrankungen die Entzündungsaktivität in der Schilddrüse zu verstärken. Daher sollten diese Patienten vorsorglich Jod- und Algentabletten, jodhaltige Heilwässer oder algenhaltige Speisen, wie zum Beispiel Sushi, meiden, da diese höhere Jodmengen enthalten können“, empfiehlt Gärtner.
„Eine Ausnahme besteht bei schwangeren und stillenden Patientinnen. Ihnen wird, wie schilddrüsengesunden Frauen, nach ärztlicher Absprache die zusätzliche Einnahme von 100 bis 150 Mikrogramm Jod am Tag in Tablettenform empfohlen, um die Versorgung des Kindes zu gewährleisten.“
Bei Patienten mit einer Schilddrüsenvergrößerung (Kropf, Struma), deren Ursache meist ein Jodmangel ist, steht dem Verzehr von jodhaltigen Nahrungsmitteln sowie Jodsalz nicht nur nichts entgegen: „Im Gegenteil, für dessen Behandlung wird häufig eine zusätzliche Jodeinnahme von dem behandelnden Arzt verordnet, speziell in jungen Jahren“, so Gärtner. „Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass bei keiner Schilddrüsenerkrankung vollständig auf Jod verzichtet werden muss.“red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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