Steigende Lebensmittelpreise: Fakten, Ursachen, Tipps

Steigende Lebensmittelpreise: Fakten, Ursachen, Tipps | Foto: Rawpixel.com/stock.adobe.com
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Rheinland-Pfalz. Schon seit längerem steigen die Preise für Lebensmittel. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz beleuchtet die Fakten, Hintergründe und Ursachen, beantwortet Fragen und gibt Tipps für den Einkauf.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nahrungsmittel sind zwischen April 2022 und April 2023 um 17,2 Prozent teurer geworden.
  • Etliche Faktoren spielen in den Preisanstieg hinein, darunter gestiegene Energiekosten, versteckte Preiserhöhungen sowie die schwierige internationale politische Lage und Arbeitskräftemangel.
  • Engpässe bei der Versorgungslage gibt es aber derzeit nicht. Hamsterkäufe sind nicht nötig. Sie verschlechtern die Situation eher.
  • Beim Einkauf liegen viele Preiserhöhungen weit über den offiziellen Werten. Die Verbraucherzentralen fordern deshalb Politik und Bundeskartellamt auf, die Preisentwicklung im Handel und bei Herstellern sowie versteckte Preissteigerungen zu untersuchen.
  • Ein Marktcheck im März 2023 zeigt: Von 20 untersuchten Grundnahrungsmitteln in verschiedenen Filialen von 4 Supermarkt- und Discounterketten, in 5 Kommunen in NRW gab es erhebliche Preisunterschiede.

Was ist eigentlich eine Inflation?

Das Wort "Inflation" bezeichnet einen anhaltenden Anstieg der Preise, wodurch Geld an Wert verliert. Die Inflationsrate wird mit einem Warenkorb bestimmt, der Produkte und Dienstleistungen enthält, die Privathaushalte typischerweise kaufen: Von Mehl und Honig, über Bankgebühren, bis hin zu Haftpflichtversicherungen und Teddybären.

Die persönliche Inflationsrate kann mehr oder weniger stark von der durchschnittlichen Inflationsrate abweichen. Wer zum Beispiel jeden Tag viel Auto fährt, ist von höheren Benzinpreisen stärker betroffen als Fahrradfahrer.

Das Statistische Bundesamt hat einen Online-Rechner entwickelt, mit dem Sie Ihre persönliche Inflationsrate berechnen können.

Marktcheck zu Lebensmittelpreisen
Ende März 2023 hat die Verbraucherzentrale NRW einen Marktcheck zu Lebensmittelpreisen durchgeführt. Dabei haben sie die Preise von

  • 20 Grundnahrungsmitteln
  • in verschiedenen Filialen von 4 Supermarkt- und Discounterketten
  • in 5 Kommunen verglichen.

Das Ergebnis: Erhebliche Preisunterschiede über alle untersuchte Produkte und Filialen – und Discounter waren nicht bei jedem Produkt die günstigste Wahl. Alle Informationen zum Marktcheck finden Sie hier.

Wie sehr sind die Preise wirklich gestiegen?

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes steigen die Preise bei Nahrungsmitteln weiterhin stark an. Im April 2023 sind sie im Vorjahresvergleich mit +17,2 Prozent wieder stärker gestiegen als die Energiepreise. Diese Entwicklung betrifft alle Lebensmittelgruppen. In den vergangenen 20 Jahren waren die Lebensmittelpreise dagegen weniger angestiegen als andere Lebenshaltungskosten. Zwischen 2000 und 2019 lag die Teuerung durchschnittlich noch knapp unter 1,5 Prozent.

Im April 2023 wurden im Vergleich zu April 2022 vor allem die unten gelisteten Nahrungsmittel(gruppen) teurer. Die Beträge sind jeweils auf- und abgerundet.

Es fällt auf, dass die gesamte Lebensmittelteuerung niedriger ist als im Vormonat. Im März 2023 betrug sie +22,3 Prozent. Das liegt einerseits daran, dass die Preise von Sonnenblumen- und Rapsöl sowie von manchen Gemüsesorten, insbesondere Kopfsalat, Paprika, Gurken und Tomaten, spürbar gesunken sind. Im Februar und März 2023 hatten Missernten durch Frost oder Unwetter in vielen Erzeugerländern im Mittelmeerraum eine wichtige Rolle dabei gespielt, wie sich die Preise in der Gemüseabteilung entwickeln.

Andererseits waren die Preise im April 2022 bereits deutlich höher als früher. Im Vergleich von April 2022 und April 2023 ergibt sich daher automatisch ein Rückgang der gesamten Teuerung, selbst wenn die Preise vieler Lebensmittel im Vergleich zu März 2023 eigentlich gleich geblieben oder sogar gestiegen sind (sogenannter "Basiseffekt"). Dies ist zum Beispiel bei Nudeln, Haferflocken, Rinder- und Schweinehackfleisch, Eiern, Margarine, Zwiebeln, Knoblauch, Pilze und Möhren der Fall.

Speisefette und Speiseöle (insgesamt +4 Prozent; Höchstwert war +51 Prozent im Oktober 2022, verglichen mit den Preisen von Oktober 2021):

  • Sonnenblumen- und Rapsöl +28 Prozent
  • Olivenöl +18 Prozent
  • Butter -15 Prozent
  • Margarine +37 Prozent

Milchprodukte und Eier (insgesamt +31 Prozent):

  • Frische Milch +27 Prozent
  • Joghurt +25 Prozent
  • Schnittkäse +42 Prozent
  • Quark +62 Prozent
  • Frischkäse +32 Prozent
  • Sahne +45 Prozent
  • Buttermilch +30 Prozent
  • Eier +9 Prozent

Mehl, Brot und Getreideerzeugnisse (insgesamt +21 Prozent):

  • Weizenmehl +40 Prozent
  • Nudeln +18 Prozent
  • Nudelfertiggerichte +27 Prozent
  • Reis +20 Prozent
  • Haferflocken +26 Prozent
  • Knäckebrot und Zwieback +47 Prozent
  • Vollkornbrot und Körnerbrot +19 Prozent
  • Weißbrot +17 Prozent
  • Toastbrot +34 Prozent

Obst (insgesamt +6 Prozent):

  • Bananen +14 Prozent
  • Äpfel -4 Prozent
  • Birnen -2 Prozent
  • Erdbeeren +0,7 Prozent
  • Tiefgefrorenes Obst +10 Prozent
  • Obstkonserven je nach Sorte +24 bis +27 Prozent

Gemüse (insgesamt +14 Prozent; Höchstwert im Vorjahresvergleich war +23 Prozent im Oktober 2022)

  • Kopfsalat +7 Prozent (+41 Prozent im Februar dieses Jahres)
  • Lauch und Sellerie +13 Prozent, wie im Februar und März dieses Jahres
  • Blumenkohl und Wirsing sowie andere Kohlarten +22 Prozent (+39 Prozent im Februar dieses Jahres)
  • Tomaten +5 Prozent (+15 Prozent im März dieses Jahres)
  • Gurken +0,1 Prozent (+48 Prozent im März dieses Jahres)
  • Paprika +20 Prozent (+66 Prozent im März dieses Jahres)
  • Möhren +68 Prozent (+43 Prozent im März dieses Jahres)
  • Zwiebeln und Knoblauch +80 Prozent (+57 Prozent im März dieses Jahres)
  • Tiefgefrorener Spinat +25 Prozent
  • Gemüsekonserven je nach Gemüsesorte zwischen +22 und +35 Prozent

Fleisch und Fleischprodukte (insgesamt +10 Prozent; +19 Prozent im Februar dieses Jahres):

  • Schweinehackfleisch +6 Prozent
  • Rinderhackfleisch +5 Prozent
  • Frisches Geflügelfleisch +19 Prozent
  • Schinken und Wurst je nach Sorte +8 bis 14 Prozent

Fisch und Fischprodukte (insgesamt +20 Prozent):

  • Frischer Fisch +13 Prozent
  • Tiefgefrorener Fisch +26 Prozent
  • Eingelegte Matjes +18 Prozent
  • Tiefgefrorene Fischstäbchen +38 Prozent
  • Fischkonserven +17 Prozent

Saucen und Würzmittel (insgesamt +31 Prozent):

  • Essig +23 Prozent
  • Senf +29 Prozent
  • Mayonnaise +38 Prozent
  • Ketchup +48 Prozent
  • Zucker +71 Prozent
  • Marmeladen und Konfitüre +24 Prozent
  • Honig +22 Prozent

Zu beachten ist, dass die oben aufgeführten Preissteigerungen ein Vorjahresvergleich zum März 2022 sind. Die Preissteigerungen haben jedoch bereits im Sommer 2021 eingesetzt. Wenn man den Vergleichszeitraum dementsprechend auf Juni 2021 zu April 2023 erweitert, ergeben sich für manche Produkte zum Teil erheblich höhere Teuerungen.

Im erweiterten Vergleich sind Lebensmittel um +28,6 Prozent teurer geworden (statt um +17,2 Prozent im Vorjahresvergleich). Deutlich höhere Steigerungen ergeben sich zum Beispiel für folgende Lebensmittel. Die Beträge sind jeweils auf- und abgerundet:

  • Weizenmehl um +70 Prozent (statt +40 Prozent);
  • Grieß und Roggenmehl um +42 Prozent (statt +13 Prozent);
  • Weißbrot um +27 Prozent (statt +17 Prozent);
  • Vollkornbrot um +29 Prozent (statt +20 Prozent);
  • frische Brötchen um +25 Prozent (statt +15 Prozent);
  • Toastbrot um +48 Prozent (statt +34 Prozent);
  • Nudeln um +48 Prozent (statt +17 Prozent);
  • Rinderhackfleisch um +40 Prozent (statt +5 Prozent);
  • Schweinehackfleisch um +35 Prozent (statt +5 Prozent);
  • frisches Geflügelfleisch um +33 Prozent (statt +19 Prozent);
  • frischer Fisch um +28 Prozent (statt +12 Prozent);
  • frische Milch je nach Sorte um +38 bzw. +42 Prozent (statt +27 Prozent);
  • Quark um +77 Prozent (statt +62 Prozent);
  • Margarine um +59 Prozent (statt +37 Prozent);
  • Olivenöl um +31 Prozent (statt +18 Prozent)
  • Sonnenblumen- und Rapsöl sogar um +73 Prozent (statt +28 Prozent).

Das ist die Realität an der Supermarktkasse, die viele Verbraucher:innen den Verbraucherzentralen widerspiegeln.

Was verursacht die aktuellen Preissteigerungen?

Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel bleiben hoch, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern die Personalkosten. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln liegt seit April 2022 höher als die allgemeine Inflationsrate.

Seit März 2023 sind die Lebensmittelpreise sogar die Treiber der Inflation. Wie sie die Gesamtteuerungsrate beeinflussen, zeigt die Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln: Sie hätte im April 2023 bei +5,8 Prozent gelegen und wäre damit deutlich niedriger gewesen, als sie tatsächlich war (+7,2 Prozent). Das sieht man gut in der untenstehenden Grafik.

Nicht alle Preissteigerungen sind transparent und basieren auf höheren Herstellungskosten. Zwar wird vor allem mit Energierohstoffen wie Erdöl und Gas an den Börsen spekuliert, aber auch mit Grundnahrungsmitteln wie etwa Weizen, Butter und Pflanzenölen.

Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar. Deshalb ist ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller notwendig, um zu prüfen, ob Unternehmen die Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.

In Krisenzeiten muss Marktmissbrauch vor allem bei überhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln sowie versteckten Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen verhindert werden. Derzeit ist unklar, wie sich Lebensmittelpreise bilden und wo Gewinne zu Lasten der Verbraucher:innen mitgenommen werden. Die Verbraucherzentralen fordern deshalb Politik und Bundeskartellamt auf, die Preisentwicklung im Handel und bei Herstellern sowie versteckte Preissteigerungen zu untersuchen.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie geht es mit den Lebensmittelpreisen weiter?

Genaue Prognosen sind nicht einfach, aber aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Lebensmittelpreise nur gering zurückgehen. Die niedrigen Preise der Jahre 2000 bis 2019 werden nicht mehr erreicht werden. Verbraucher:innen müssen daher damit rechnen, zukünftig einen höheren Anteil ihres zur Verfügung stehenden Einkommens für Lebensmittel auszugeben.

Menschen mit niedrigem Einkommen oder solche, die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind, wie zum Beispiel Arbeitslose, Studierende und Rentner:innen sind von dem hohen Preisniveau besonders betroffen. Sie müssen einen höheren Anteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Wohnen und Mobilität ausgeben. Die Teuerungen bei Lebensmitteln summieren sich zu denen in anderen Lebensbereichen. Durch die hohe Inflationsrate und weiter steigende Preise drohen Ernährungsarmut und generell Armut in immer größeren Teilen der Bevölkerung bis hinein in die Mittelschicht. Die Politik muss sich dieses Problems annehmen und mit wirksamen Maßnahmen gegensteuern.

Werden Mehl und Brot knapp?

In Deutschland besteht aktuell kein Grund zur Sorge. Die Ukraine und Russland sind zwar wichtige Weizenproduzenten, aber Deutschland ist nach Frankreich der zweitgrößte Getreideproduzent in der Europäischen Union und importiert kein Brotgetreide. Laut der Europäischen Kommission sind die EU-Agrarmärkte trotz des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stabil geblieben.

Hamsterkäufe sind also nicht nur unnötig, sie verschärfen die Lage sogar. Dass manche Supermarktregale kurzfristig leer bleiben, hängt von einer stark gestiegenen Nachfrage - wie etwa bei Mehl - ab, die nicht schnell genug bedient werden kann. Wegen der hohen Preise beim Futtergetreide steigen aber unter anderem die Preise bei tierischen Lebensmitteln.

Die Preise von Mehl, Brot und Backwaren sind allerdings bereits gestiegen und werden vermutlich erst einmal hoch bleiben oder noch weiter steigen, weil sich die deutschen Getreidepreise am Weltmarkt orientieren. Auch die Hitzewelle in der EU im Sommer 2022 hat eine Rolle gespielt. Wetterextreme werden wegen des Klimawandels immer häufiger.

Weltweit sinken die Nahrungsmittelpreise seit Ende Mai 2022. Sie sind allerdings immer noch höher als in den vergangenen Jahren. Zudem sind die Auswirkungen stark angestiegener Düngerpreise laut Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen noch gar nicht in den aktuellen Getreidepreisen berücksichtigt.

Gibt es Engpässe bei Speiseölen?

Bei Speiseölen ist Deutschland auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Es gibt ein großes Angebot aus anderen EU-Staaten, Osteuropa, Kanada und den USA.

Allerdings gab es bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine Probleme, die sich weltweit auswirkten: Ernteausfälle in Kanada und Südamerika wegen extremer Hitzewellen, die gestiegene Nachfrage nach Biodiesel als Kraftstoff oder höhere Preise für Energie und Düngemittel. Zudem beeinflussen die internationalen Märkte die Preisbildung in der EU und in Deutschland: Raps ist einer der weltweit am meisten gehandelten Rohstoffe.

Der Krieg gegen die Ukraine verschärft die angespannte Lage. Die Ukraine und Russland produzieren gemeinsam mehr als drei Viertel der Sonnenblumen weltweit – die Ukraine allein rund die Hälfte. Wegen des Krieges gibt es kurzfristig Lieferengpässe bei Sonnenblumenöl.

In Deutschland können Verbraucher:innen allerdings problemlos auf andere Speiseöle zurückgreifen. Dazu zählen etwa raffiniertes Rapsöl und Olivenöl zum Braten, bei denen keine Engpässe zu erwarten sind. Der Preis von Olivenöl ist vergleichsweise weniger stark gestiegen.

Auch hier sind Hamsterkäufe also nicht notwendig. Vielmehr erzeugen sie künstliche Engpässe, weil die Lieferketten und Ölmühlen nicht auf kurzfristig steigende Nachfragen reagieren können.

Warum sind Kartoffeln teuer geworden?

Ein Teil der Preiserhöhungen bei Kartoffeln geht auf die schlechte Ernte im Herbst 2022 zurück. Im Vergleich zum Vorjahr 2021 wurde bundesweit eine Million Tonnen Kartoffeln weniger geerntet. Ursache sind die heißen und trockenen Sommermonate. Wurden Kartoffeläcker bewässert, entstanden hierdurch höhere Kosten, wurde nicht bewässert, ergaben sich geringere Ernteerträge.

Zudem sind auch Kartoffelbauern von hohen Energie- und Düngemittelpreisen betroffen, wie etwa beim Diesel für den Traktor oder den Transport. Hinzu kommen steigende Personalkosten für Aushilfen und Erntehelfer durch die Anhebung des Mindestlohns und höhere Verpackungskosten. Die Verbraucherpreise sind von Dezember 2021 auf Dezember 2022 für 1 Kilogramm konventionelle, festkochende Kartoffeln um rund 21 bis 26 Prozent gestiegen. Besonders teuer sind vor allem Pommes frites geworden, da die Herstellung von frischen und Tiefkühl-Pommes viel Energie erfordert.

Wie genau die Verbraucherpreise bei Kartoffeln zustande kommen, ist wie bei allen Lebensmitteln nicht transparent. Wenn man aber die Kostensteigerungen bei der Produktionsfaktoren vom Anbau bis ins Regal mit den Anstieg der Verbraucherpreise bei Kartoffeln ins Verhältnis setzt, müssen wir eher davon ausgehen, dass nur ein Teil der Preisanstiege an die Verbraucher:innen weitergegeben wurde.

Warum sind manche Supermarktregale bei Markenprodukten leer? Und warum sind die Handelsmarken besonders teuer geworden?

Immer häufiger finden Verbraucher:innen leere Regale bei manchen Markenprodukten in Supermärkten und Discountern. Betroffen sind unter anderem Produkte von Kellogs, Coca Cola, Mars, Lipton, Miracoli oder Milka. Hintergrund ist, dass sich Hersteller und Handel über Preiserhöhungen streiten. Der Handel hält die Forderungen der Herstellerkonzerne für überzogen und listet daher vorrübergehend Produkte aus seinen Sortimenten aus.

Das ist an sich nichts Neues: Schon vor der Pandemie und dem Ukrainekrieg stritten sich zum Beispiel Edeka und Nestlé Anfang 2018 über höhere Preise von zahlreichen Produkten, von Wagner-Pizza über Nescafé bis Vittel-Wasser.

Über die Details der Preiserhöhungen ist öffentlich nichts bekannt. Auffällig ist jedoch, dass es sich bei den Herstellern durchweg um internationale agierende Konzerne handelt, die riesige Umsätze und teils sehr gute Gewinne machen.

Darüber hinaus haben selbst Supermarkt- und Discounterketten bei den eigenen Marken kräftig aufgeschlagen: Im Vergleich zu den Preisen von manchen Markenprodukten, steigen die Preise von Produkten der Handelsmarken nämlich stärker – und genau zu diesen Produkten greifen aktuell immer mehr Verbraucher:innen.

Man könnte davon ausgehen, dass Großunternehmen – egal ob Handel oder Hersteller – die aktuellen Kostensteigerungen gut aushalten können. Und wenn es um soziale Verantwortung geht, sind in Krisenzeiten gerade die großen Unternehmen gefragt, ein Stück weit Zurückhaltung bei Preiserhöhungen walten zu lassen.

Welche Tipps gibt es für den Einkauf bei steigenden Lebensmittelpreisen?

Preisfallen erkennen und umgehen
Bei allen Produkte vergleichen Sie immer die Kilopreise oder die Literpreise, also die kleingedruckten Preise an den Regalen: Nur diese erlauben einen echten Vergleich! Bei Obst und Gemüse spielen zudem Herkunft und Jahreszeiten eine wichtige Rolle. Gemüse und Früchte, die Saison haben und in der Region wachsen, sind häufig günstiger, weil sie nicht weit transportiert und aufwändig gekühlt werden müssen.

Supermärkte und Discounter bieten Lebensmittel, die nur noch kurz haltbar sind, meist reduziert an. Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt kann zudem günstiger sein als im Supermarkt, vor allem kurz vor Ende des Markttages. Und wer saisonales Freilandgemüse kauft statt aus dem Gewächshaus, hilft auch der Umwelt. Orientierung, wann welches Gemüse und Obst Saison hat, bietet der Saisonkalender der Verbraucherzentralen.

Fleisch öfters pflanzlich ersetzen

Auch die Preise bei Fleisch, insbesondere bei Rindfleisch und Hackfleisch, sind stark gestiegen. Die Verbraucherzentralen raten, Fleisch, Wurst und Fisch teilweise oder ganz durch pflanzliche Lebensmittel zu ersetzen.

Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen und Lupinen sind gute Alternativen. Sie sind wertvolle Quellen für Eiweiß, Eisen, B-Vitamine und Ballaststoffe und zudem günstig. Fleisch-Ersatzprodukte enthalten dagegen oft viele Zusatzstoffe, sind höher verarbeitet und zusätzlich teurer.

Reis, Couscous, Bulgur oder auch Nudeln liefern Kohlenhydrate und somit Energie. Als Vollkornvariante sind sie besonders reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren.

Mit Einkaufsliste einkaufen gehen

Es lohnt sich, einen Essensplan für die Woche oder zumindest die nächsten Tage aufzustellen und damit geplant einzukaufen. Ein solcher Einkaufszettel reduziert die oft teuren Spontankäufe. Vorab sollte man die eigenen Vorräte und die Reste im Kühlschrank checken und von hinten nach vorne räumen. Es kann auch helfen, ein Maximalbudget für den Einkauf im Voraus festzulegen.

Selber kochen

"Meal-Prep" ist gerade ein Trend: Mahlzeiten selbst zuzubereiten, ist meist günstiger als Fertiggerichte, Lieferdienste oder To-go-Käufe. Und so hat man auch selbst in der Hand, was auf dem Teller ist. Auch kleine Snacks unterwegs gehen ins Geld: Wer sich eine Brotzeit schmiert und den Kaffee im eigenen Thermobecher mitnimmt, kann damit Geld und Verpackungsmüll sparen. Wenn es aber doch mal mal ein Fertiggericht sein soll, lohnt es sich auch hier, die Grundpreise pro Kilogramm zu vergleichen.

Weitere Spartipps von der Lagerung bis zur Getränkeauswahl

Vermeiden Sie übermäßige Lebensmittelabfälle! Speisereste können Sie mit cleveren Rezepten weiterverwenden. Und wenn Sie Lebensmittel zu Hause richtig lagern, bleiben sie länger frisch. Hier finden Sie ein kompaktes Lagerung-ABC.

Auch bei Getränken gibt es Sparpotenzial: Wasser, vor allem Leitungswasser, ist deutlich billiger als eingepacktes Mineralwasser und Softdrinks. Leitungswasser ist zudem umweltschonend, muss nicht geschleppt werden und kann geschmacklich mit einem Spritzer Zitrone oder ähnlichem aufgepeppt werden.

Wie wichtig ist Unterstützung für Geringverdiener?

Seit Sommer 2021 steigen die Lebensmittelpreise und Handel und Ernährungsindustrie haben weitere Preissteigerungen angekündigt.

Für Menschen mit geringen Einkommen sind die Preissteigerungen ein großes Problem. Der Bürgergeld-Satz für Lebensmittel liegt pro Tag bei etwa 5,75 Euro. Mit Hartz-IV waren es 5,20 Euro. Das reicht nicht für eine gesunde Ernährung. Daher sollte die Politik aus Sicht der Verbraucherzentralen dringend handeln. Immerhin 16 Prozent der Menschen in Deutschland gelten laut Paritätischem Wohlfahrtsverband als arm.

Was kann die Politik tun, um Verbraucher:innen zu entlasten?


Die Verbraucherzentralen fordern:

  • eine deutliche Anhebung der Regelbedarfe des Bürgergeldes, so dass auch bei hohen Lebensmittelpreisen eine gesunde Ernährung möglich ist,
  • Sonderzahlungen für Menschen mit niedrigem Einkommen, niedriger Rente und Bezieher:innen von Grundsicherung,
  • die Anpassung der Berechnungsgrundlage des Bürgergeldes, so dass realistische Kosten für eine Umsetzung der DGE-Empfehlungen zugrunde gelegt werden,
  • eine Beitragsreduzierung für die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen, Hochschulen bzw. für Geringverdiener in Unternehmen, öffentlichem Dienst und sozialen Einrichtungen,
  • Null-Mehrwertsteuer bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten,
  • eine Unterstützung der Einrichtungen, die Mahlzeiten für Obdachlose anbieten./red

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Autor:

Kristin Hätterich aus Mannheim

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