Torffrei Gärtnern: Aktiver Klimaschutz im eigenen Garten

Moore sind Lebensräume für seltene Arten/ Symbolbild | Foto: crimson/stock.adobe.com
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BUND. Die Gartensaison hat begonnen. Aus diesem Anlass veröffentlicht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine aktualisierte Übersicht zu Erden ohne Torf, die bundesweit in Bau- und Supermärkten, Gartencentern sowie online erhältlich sind. BUND-Moorschutzexperte Tobias Witte erklärt, wie man mit torffreiem Gärtnern aktiv zum Klimaschutz und Erhalt der Artenvielfalt beitragen.

Tobias Witte, BUND-Experte für Moorschutz: „Ob für Blumen- oder Gemüsebeet, Balkonkasten, Kräutertopf, Anzucht oder Hochbeet: Wer zu Klima- und Artenschutz beitragen will, sollte beim Gärtnern nur zu torffreier Erde greifen. Denn jeder Sack herkömmlicher Pflanzerde enthält Torf und damit wertvolles Moor. Der Torfabbau zerstört mit den Mooren einzigartige Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen und riesige CO2-Speicher.“

Moore und ihre dicken Torfschichten sind über Jahrtausende gewachsen. Sie speichern viel Kohlenstoff. Werden sie für die Gewinnung von Torf abgebaggert, gehen wichtige Lebensräume für seltene Arten verloren. Gleichzeitig gelangen auch große Mengen des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre.

Tobias Witte stellt klar: „Es gibt inzwischen zahlreiche Alternativen zu den klimaschädlichen torfhaltigen Erden. Komposterden etwa eignen sich hervorragend für nahezu alle Obst- und Gemüsearten. Für Anzuchten und Topfpflanzen wird die Erde erhitzt, um Beikrautsaaten und Keime abzutöten.“

In dem BUND-Einkaufsführer sind über 320 Produkte von 29 Herstellern aufgelistet, die bundesweit verfügbar sind. Er gibt zudem Auskunft über 18 große Gartencenter und Baumärkte mit den jeweils dort verfügbaren torffreien Produkten.

„Moore sind einzigartige Ökosysteme und bedeutende Klimaschützer, die wir bewahren müssen. Torf gehört deshalb auf keinen Fall in den Garten oder in Blumenkübel. Doch um die Nachfrage an Billigblumenerde zu befriedigen, ist der Ausverkauf osteuropäischer Moore in vollem Gange – nachdem ein Großteil der hiesigen Moore bereits zerstört ist. Es ist eine Katastrophe, wenn diese noch weitgehend intakten Lebensräume abgebaggert und unwiederbringlich zerstört werden“, erklärt Tobias Witte.

Moore beheimaten zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Goldregenpfeifer, Hochmoorbläuling oder Sonnentau. Das sind Arten, die fast nur dort leben können. Zudem bedecken Moore weltweit zwar nur drei Prozent der Landoberfläche, sie speichern jedoch doppelt so viel Kohlenstoff wie der gesamte Waldbestand auf einer rund sieben Mal so großen Fläche. Rund drei Millionen Kubikmeter Torf werden in Deutschland jedes Jahr verbraucht, mehr als die Hälfte davon in Hobbygärten und Blumenkübeln.
„Viele Verbraucher wissen nicht, dass ihr Sack mit Blumenerde jede Menge Torf enthält. Mit dem Kauf torfhaltiger Erde leisten sie unbewusst der Zerstörung wichtigen Lebensraumes und der Freisetzung von CO2 weiter Vorschub. Beim Kauf sollten Sie daher unbedingt auf den Begriff ‚torffrei‘ achten. Denn auch torfreduzierte Erden oder Bio-Erden können noch große Mengen wertvolles Moor enthalten.”

Hintergrund:

Torf ist eine Ansammlung von nicht oder nur teilweise zersetzter pflanzlicher Substanz und entsteht unter Luftabschluss im Moor. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Torfmoose, die in Hochmooren wachsen. Ein gesundes Hochmoor wächst in einem Jahr nur etwa einen Millimeter, das sind für einen Meter Torf etwa tausend Jahre. Ist ein Feuchtgebiet erstmal zerstört, dauert es nach einer Renaturierung Jahrzehnte, bis es wieder von einigen typischen Pflanzen- und Tierarten besiedelt wird und teilweise Jahrhunderte, bis sich die ursprünglichen Lebensgemeinschaften wieder zusammenfinden, wenn überhaupt.

In Estland, Lettland, Litauen und Russland sind riesige Moorflächen vorhanden, die nicht nur seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten, sondern auch als Kohlenstoffspeicher eine große Bedeutung haben. Sie zählen zu den größten und kostbarsten Hochmooren Europas. So sind zum Beispiel in Estland rund 22 Prozent der Landesfläche Moore, insgesamt entspricht das einer Fläche von circa eine Million Hektar, zehntausend Moore sind über das Land verteilt. Zu Sowjetzeiten wurden große Mengen Torf als Brennstoff und als Einstreu genutzt. In den letzten 30 Jahren haben sich insbesondere deutsche und andere westeuropäische Firmen in diesen Ländern Rohstoffe gesichert, um den expandierenden Gartenbau und die Nachfrage nach Blumenerden in Europa zu bedienen. So werden auf zehntausenden Hektar Moore abgebaggert, um Torf zu gewinnen und zu exportieren.red

Autor:

Karin Hoffmann aus Ludwigshafen

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