Wohnen mit Teilhabe in Europa und der Pfalz
WohnPunkt RLP meets Internet

Gute Konzepte für Wohnen im Alter und bei Unterstützungsbedarf sind essentiell.   | Foto: Steve Buissinne/Pixabay
  • Gute Konzepte für Wohnen im Alter und bei Unterstützungsbedarf sind essentiell.
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Rheinland-Pfalz. Wohnen im vertrauten Umfeld, wo schon seit Jahren der Lebensmittelpunkt liegt, ist ein Wunsch vieler Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und Hilfebedarf. Häufig sind die bisherigen Wohnbedingungen dafür aber wenig geeignet. Passende Alternativen, um den Wunsch zu realisieren, sind in der eigenen Gemeinde oft nicht vorhanden.

Hier setzt das Projekt „WohnPunkt RLP – Wohnen mit Teilhabe“ des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie an. Eine Online-Veranstaltungsreihe zeigte anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Projektes, was in Rheinland-Pfalz bisher getan wurde, um barrierefreie, alters- und behinderungsgerechte Wohnkonzepte in ländlichen Gemeinden zu schaffen. Beispiele aus Dänemark, der Schweiz und aus Niedersachsen machten darüber hinaus deutlich, welche guten Konzepte jenseits der Landes- und Bundesgrenzen zur Nachahmung anregen.

„Die Erfahrungen und Erfolge des Projektes WohnPunkt RLP zeigen, dass es nicht nur um das Bauen barrierefreier Wohnungen geht. Gute Konzepte für Wohnen im Alter und bei Unterstützungsbedarf sind vielmehr solche, die eine gelungene Architektur mit individuellen Dienstleistungen und dem bürgerschaftlichen Engagement in der Kommune verbinden“, sagte Sozial- und Demografieministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler in einer Videobotschaft. „Alle im Dorf sind gefragt, wenn es darum geht, passgenaue Wohnangebote und Konzepte der sozialen Teilhabe vor Ort zu entwickeln und zu nutzen. Die Wohnprojekte, die mithilfe von WohnPunkt RLP realisiert wurden, basieren auf dieser Überzeugung“, so die Ministerin.

Beispiele aus Dänemark und der Schweiz

Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG), die das Projekt „WohnPunkt RLP“ durchführt, richtete in ihrer dreiteiligen Veranstaltungsreihe den Blick zunächst ins europäische Ausland.
Vorgestellt wurden die „Seniorbofælleskaber“ – dänische Seniorenwohngemeinschaften. Etabliert in den 1970er Jahren als Wohnform für Familien, werden in Dänemark Wohngruppenprojekte inzwischen vor allem von älteren Menschen initiiert und genutzt. Schätzungen zufolge gibt es rund 300 Seniorenwohngemeinschaften in Dänemark, Tendenz steigend. Studien zeigen, dass sich das Leben in der Gemeinschaft positiv auf die Gesundheit und Lebensqualität auswirkt: Dänen in Seniorenwohngemeinschaften gehen seltener zum Arzt, brauchen weniger Pflegeleistungen, fühlen sich weniger einsam und dafür nützlicher für die Gemeinschaft als ihre Altersgenossen. Britta Tornow, Dipl.-Ingenieurin und Stadtplanerin aus Kiel, und Ulrik Falk Sørensen, Bürgermeister a. D. und Mieter in einem Seniorbofælleskab, berichteten in einem Live-Gespräch im Anschluss an den Film über die Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren der dänischen Seniorenwohngemeinschaften.

Eine Dokumentation der Schweizer Age-Stiftung über ein gemeinschaftliches Wohnprojekt für ältere Menschen am Züricher See zeigte auf, welche baulichen und organisatorischen Aspekte ein gutes Miteinander fördern, aber auch, wie anspruchsvoll die Partizipationsprozesse sind. Prof. Dr. Ulrich Otto, freiberuflicher Wissenschaftler der Sozialgerontologie, sozialen Arbeit und Sozialökologie, berichtete im anschließenden Gespräch über die Entwicklungen in der Schweiz und die Rolle, die die Kommunen dort in der Altershilfe spielen.

Wohnen im Alter in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz

Vrees ist eine ländliche Gemeinde im Emsland, die eine integrierte, familienorientierte Infrastrukturentwicklung über Jahre verfolgt hat und nun über eine kommunale Infrastruktur für alle Generationen und Lebenslagen verfügt. Bürgermeister Heribert Kleene stellte in seiner Präsentation „Wir für Euch – Altwerden im Dorf“ die Entwicklung der Gemeinde vor.
In Rheinland-Pfalz haben bisher über 30 Dörfer am Projekt WohnPunkt RLP teilgenommen. Eine Film-Dokumentation fasste zusammen, was sich daraus entwickelt hat. WohnPunkt RLP unterstützte im Zeitraum 2014 bis 2019 Gemeinden mit bis zu 5000 Einwohnern darin, Wohn-Pflege-Gemeinschaften aufzubauen, in denen ältere Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf selbstbestimmt in einer Gemeinschaftswohnung leben und Betreuungs- sowie Pflegeleistungen frei wählen können.
2020 wurde das Projekt um einen Aspekt erweitert: WohnPunkt RLP – Wohnen mit Teilhabe begleitet nun Gemeinden und kleine Kleinstädte bis 10.000 Einwohner bei der Umsetzung innovativer Konzepte des Wohnens mit Teilhabe. Gute Wohnangebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf setzen nicht nur auf professionelle Serviceleistungen, sondern kombinieren bezahlbaren barrierefreien Wohnraum mit Möglichkeiten der Teilhabe, so lautet das aktuelle Ziel des Projektes, das 2021 fortgeführt wird. Kommunen im ländlichen Raum sind ab 1. November zur Bewerbung eingeladen.

Einblick in eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft

Den Abschluss der Online-Veranstaltungsreihe bildete die Premiere des Films „Du gehörst zu uns“, der als Livestream auf dem YouTube-Kanal der LZG gezeigt wurde und als DVD vorliegt. Der Film macht deutlich, dass eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft für Menschen, die aufgrund altersbedingter körperlicher oder geistiger Einschränkungen nicht mehr alleine wohnen können, eine gute Alternative sein kann. Er bietet Einblicke in den Alltag einer Gemeinschaft in Alzey, für deren Gelingen Angehörige, Ehrenamtliche und Fachkräfte einen gemeinsamen Beitrag leisten. ps

Autor:

Jessica Bader aus Mannheim

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