Sport
Wer wird Motorradweltmeister 2023 ?
Die Königsklasse im Motorradrennsport steht 2023 vor einer seiner größten Veränderungen im Reglement. Seit 2002 wurden auf der technischen Seite immer wieder weitgreifende Veränderungen durchgeführt, beginnend mit der Einführung von Viertaktmotoren mit 990 ccm Hubraum die die 500ccm Zweitaktraketen ablösten, danach der Wandel der 250ccm-Klasse von Zweitakt auf 600ccm Viertaktmotoren bis hin zu der Einführung von 250ccm Viertaktern anstelle der 125 ccm-Klasse. Dazwischen gab es 2007 die Limitierung in der Königsklasse von 990ccm auf 800ccm die bis heute ihre Gültigkeit hat. In diesem Jahr wird sich weniger in der Technik, dafür umso mehr im Ablauf eines Grand-Prix Wochenendes ändern. Nach den vielen Jahren in denen es für die MotoGP 4 Trainingssitzungen und eine in Q1 und Q2 unterteilte Qualifikation für die Startaufstellung gab nehmen sich die Organisatoren eine Anleihe aus der Superbike Weltmeisterschaft und führen am Samstagmittag ein auf die Hälfte vom Hauptrennen verkürztes Sprintrennen wofür es Punkte für die Plätze 1 – 9 gibt. Im Gegensatz zur den Superbikern zählt das Ergebnis vom Sprintrennen nicht für die Startaufstellung am Sonntag, die wird nach wie vor in der Qualifikation mit Q1 und Q2 ausgefahren.
Im Fahrerfeld hat sich über den Winter einiges getan. Titelverteidiger Francesco Bagnaia hat mit seinem Landsmann Enea Bastianini einen neuen Teamkollegen im Ducati Werksteam erhalten, beide starten auf den GP23 vom Weltmeisterteam Ducati. Insgesamt rüstet der italienische Hersteller aus Bologna 4 Teams mit seinen Rennmaschinen aus, neben dem Werksteam Ducati Lenovo gehen die Teams Gresini Racing MotoGP ( Di Giannantonio / A. Marquez ), Mooney VR46 Racing Team ( Marini / Bezzechhi ) und Prima Pramac Racing ( J.Martin / Zarco ) mit den V4 Desmosedici an den Start. Multiweltmeister Honda versucht in diesem Jahr wieder an bessere Zeiten anknüpfen zu können. Die Hoffnungen ruhen dabei auf den 8-fachen Weltmeister Marc Marquez der nach seiner schweren Oberarmverletzung nun wieder zu alter Stärke zurückfinden wird – so stellen sich das jedenfalls die Honda Manager vor. Dabei steht dem Champion mit der Honda RC213V ein bewährtes aber auch durchaus kompliziertes Motorrad zur Verfügung. In den letzten Jahren schaffte es lediglich Marquez mit dem Honda konkurrenzfähig zu sein, zumindest solange wir er nicht verletzt war, alle anderen Piloten bekamen die RC213V nicht in den Griff. Ob das dem neuen Teamkollegen, Exweltmeister Joan Mir, gelingen wird muss die neue Saison zeigen. Auch Alex Rins vom aufgelösten Suzuki MotoGP Team fährt beim LCR-Castrol-Team eine Honda RC213V wie auch sein Teamkollege Takaagi Nakagami. KTM bringt ebenfalls 4 Motorräder an den Start. Im Red Bull KTM Factory Werksteam stehen Brad Binder und Jack Miller bereit um auf der RC16 WM-Punkte und Siege einzufahren, im Kundenteam Factory Racing Tech3 gehen Moto2 Weltmeister Augusto Fernandez und Pol Espargaro unter der Markenbezeichnung GASGAS auf der RC16 in die Saison. Das Überraschungsteam der letzten Saison, Aprilia, ist in diesem Jahr ebenfalls mit 4 Maschinen im Starterfeld vertreten. Die RS-GP wird im offiziellen Werksteam Aprilia Racing vom WM-Dritten, Aleix Espargaro und dessen Teamkollegen, Maverick Vinales gefahren, dazu kommt das Kundenteam RNF MotoGP mit den Piloten Raul Fernandez und dem eh. KTM Werksfahrer und Grand Prix Sieger Miguel Oliveira. Yamaha stellt dieses Jahr nur 2 Maschinen im 22 Fahrer starken Starterfeld. Mit Exweltmeister Fabio Quartararo und Franco Morbidelli setzt das Monster Energy Yamaha-Team auf die gleiche Fahrerpaarung wie auch schon im vergangenen Jahr.
Als Saisonvorbereitung waren die Teams Mitte Februar für 3 Testtage in Sepang, vergangene Woche gab es noch 2 Testtage in Portimao bevor am kommenden Freitag mit dem ersten freien Training die Weltmeisterschafts offiziell eröffnet wird. In Sepang Tests hinterliessen die Ducatis einen hervorragenden Eindruck. Mit Luca Marini (1.), Francesco Bagnaia (2.), Enea Bastianini (4.), Jorge Martin (5.), Fabio Di Giannantonio (7.), Marco Bezzecchi (8.) und Alex Marquez (9.) waren gleich 7 Piloten unter den schnellsten 10 am Schlusstag der Testtage die auf einem der Renner aus Bologna saßen. Dass der drittschnellste Maverick Vinales und der 6. der Zeitenliste, Aleix Espargaro jeweils eine Aprilia bewegten zeigt wie stark – zumindest bei den Tests – die Rennmaschinen aus Italien derzeit in der MotoGP sind. Die beste Honda wurde, welch eine Überraschung, von Marc Marquez gefahren. Der Multiweltmeister hatte aber bereits über 7/10 Sekunden Rückstand auf den Schnellsten und haderte, wie schon seit längerem, unter mangelnder Traktion und fehlendem Gefühl für das Vorderrad. Die Test in Portimao bestätigten die Ergebnisse von Sepang. Ducati und Aprilia sind bestens auf den Saisonbeginn vorbereitet, Exweltmeister Quartararo liess in Portugal einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen. Bei KTM gibt es noch größere Baustellen, einzig Brad Binder konnte in Portugal überzeugen. Ein großes Rätsel bleibt weiterhin Honda. Der größte Motorradhersteller der Welt erlebte eine komplett enttäuschende Saisonvorbereitung, selbst Marc Marquez, seit Jahren Aushänge- Schild und Hoffnungsträger der Japaner, kommt mit der weiterentwickelten RC213V nicht optimal zu recht und verliert bei den Testfahrten massiv auf die Konkurrenz.
Termine:
26. März – Portugal / Portimao, 02.April – Argentinien / Termas de Rio Hondo, 16.April – USA / Texas, 30.April – Spanien / Jerez de la Frontera, 14.Mai – Frankreich / Le Mans, 11.Juni – Italien / Mugello, 18.Juni – Deutschland / Sachsenring, 25.Juni – Niederlande / Assen, 9.Juli – Kasachstan / Sokol, 6. August – Großbritannien – Silverstone, 20.August - Österreich / Spielberg, 3. September – Katalunien / Barcelona, 10.September – San Marino / Misano, 24 September – Indien / Buddh, 1.Oktober – Japan / Motegi, 15.Oktober – Indonesien / Mandalika, 22.Oktober – Australien / Phillip Island, 29. Oktober – Thailand / Chang, 12. November – Malaysia / Sepang, 19. November – Qatar / Losail, 26. November – Comunitat Valencia / Valencia
Text: Hartmut Reuschel
Bilder : Reuschel (moto-foto)
Autor:Hartmut Reuschel aus Mannheim |
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