Ehrlich und immer neu - Unbekannter Weltstar: Rosalía
Musikredaktion powered by RPR1. Von David Banks und Lara Maria Bellemann
Musik. Latino Music erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit und ist aus dem internationalen Musikgeschäft kaum wegzudenken. Die Protagonisten sind ebenso bekannt, wie erfolgreich. Bad Bunny regierte mit seinem letzten Album „Un Verano Sin Ti“ nicht nur die Charts, sondern wurde zum meistgestreamten Künstler 2022. Daddy Yankee, der „Pate“ des Reggaeton, hat das Genre Mitte der 00er Jahre auf die Landkarte gebracht. Und spätestens zu J Balvins „Mi Gente“ hat jeder mal im Club oder auf der Party getanzt. Eine der spannendsten Künstlerinnen in der Welt der spanischen Popmusik und des Reggaeton ist aber eine junge Dame, die, zumindest in unseren heimischen Gefilden, nur den wirklichen Latin Fans ein Begriff sein dürfte und das, obwohl sie eigentlich bereits ein Weltstar ist: Rosalía!
Pitchfork nannte sie 2021 eine der wichtigsten Künstlerinnen der letzten 25 Jahre. The Rolling Stone zählt sie zu den einflussreichsten Künstlerinnen des 21. Jahrhunderts und den „unkonventionellsten Superstar der Popwelt“. Die Sängerin, mit vollem Namen Rosalía Vila Tobella, wurde in Sant Esteve Sesrovires, in der Metropolregion Barcelona geboren. Mit ihren 30 Jahren hat sie bisher über 15 Millionen Tonträger verkauft und kann mindestens 40 Millionen Menschen zu ihren monatlichen Hörern zählen – alleine auf Spotify.
Was aber macht die Katalanin so besonders? Zum einen ist da ihre Stimme - kräftig, gleichzeitig gefühlvoll, beinahe mädchenhaft. Kombiniert mit ihrer bemerkenswerten Gesangstechnik macht sie das zu einer einzigartigen Künstlerin, Wiedererkennungswert inklusive. Ebenso wichtig: Rosalía scheut nicht vor Experimenten. Geprägt und inspiriert von James Blake und der Flamenco Legende La Niña de los Peines, vereint Rosalía Pop und Reggaeton mit klassischen Flamenco Elementen, wie den typischen „Palmeros“ und Melismen. („Palmero“: Musiker, der beim Flamenco durch Händeklatschen den Rhythmus vorgibt.)
Dies ist besonders auf ihrem letzten Album „Motomami“ von 2022 zu hören. Die wesentlichste Charakteristik des Albums ist der experimentelle Sound. Diesen zeichnen vor allem flackernde Synthesizer, herausstechende Bässe, prägnante Drums, Eigenschaften des Elektro-Pop, Autotune und natürlich die heimischen Reggaeton-Beats aus. Lyrisch behandelt sie Themen wie Verwandlung, Herzschmerz, Selbstbewusstsein, auch Isolation. Vor allem aber feiert sie sich selbst und lässt hin und wieder mal die Diva in ihr zum Vorschein kommen. Sie zeigt sich selbstbewusst, kreativ, verliebt und sensibel. Die zweifache Grammy-Gewinnerin beschreibt das Album selbst als eine „mutige“ Platte, inspiriert vom klassischen Reggaeton.
Ihre Experimentierfreudigkeit zeichnet „La Rosalia“ aber bereits seit Anbeginn ihrer Karriere aus. Schon ihr erstes Album „Los Ángeles“, aus dem Jahr 2017 wurde von Fachpresse und Fans gleichermaßen gefeiert. In dem brillanten, minimalistischen Werk, gekennzeichnet durch Flamenco-Kanons und Indie-Rock-Einflüssen zeigt sich die junge Frau verletzlich und offenbart ihren Schmerz. Der Track „Milionària“, ihr erster Song auf katalanisch, untermalt ihr musikalisches Genie und ihre Leidenschaft zur Weiterentwicklung ihrer eigenen Kunst.
„Musik ist universell.“, sagt Rosalía. Sie lässt die Grenzen zwischen den Genres verschwimmen. Sie verschiebt Elemente des einen Genres in das andere, kombiniert, fügt hinzu und erfindet neu. Sie setzt sich selbst keine Grenzen und noch weniger hält sie an vermeintliche „Genre Abgrenzungen“. Genau so entsteht ihr einzigartiger Sound, wie es ihn sonst nicht gibt. Die Hörer wissen nie, was sie beim nächsten Rosalía Album erwartet. Diese Unberechenbarkeit, diese Kreativität und der Mut, das ist es, was ihre Fans begeistert. Darauf sollte sich jeder Musikbegeisterte einmal einlassen, ganz unabhängig von den eigenen Genre-Vorlieben. Jedes Album von Rosalía leitet eine neue Ära ein, Ihren Wurzeln im Flamenco bleibt sie stets treu.
Ob und wann sich Fans auf neue Musik freuen dürfen, bleibt ungewiss. Im Interview mit dem „Rolling Stone“ verdeutlicht Rosalía, dass sie sich selbst nie unter Druck setzen möchte, neue Musik produzieren zu müssen. „Ich denke, ich werde immer dann Musik machen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas zu sagen habe.“ Sie verspricht, dass ihre Kunst immer ehrlich, spontan und authentisch sein wird - der Traum eines jeden Künstlers, und das, was sich jeder leidenschaftlicher Rosalía-Fan von seinem Idol wünscht.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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