Klubs und Bars - Interview mit dem Mannheimer Night Mayor
Von Christian Gaier
Nachtleben. Mannheim hat 2018 als erste deutsche Stadt einen Night Mayor (Nachtbürgermeister , -manager) installiert. Seit 2020 ist Robert Gaa als Nachfolger des ersten Nachtbürgermeisters Hendrik Meier im Amt. Im Interview mit „meier – taste of culture” äußerte sich der 32-Jährige zu seiner Arbeit, seinen Erfolgen und Zielen.
Herr Gaa, was hat Sie motiviert, sich als Nachtbürgermeister zu bewerben?
Robert Gaa: Das ist eine längere Geschichte. Ich bin ja Maschinenbautechniker und komme nicht direkt aus der Kulturszene, habe mich aber nebenbei schon stark im Kunst- und Kulturverein Peer23 engagiert, viel mitorganisiert, alles mitgemacht, putzen, umbauen, eigene kreative Sachen umgesetzt. Das ist ein Spielraum für Kreative, wo ich mich ganz wohlfühle, da kam dann auch der Wunsch auf, die Stadt mitzugestalten. Dann hatte ich meinen Job aufgegeben, weil mir klar war, in der Industrie werde ich nicht glücklich. Als mein Vorgänger Hendrik Meier, der auch bei Peer23 ist, meinte, ich solle mich als sein Nachfolger bewerben, habe ich das gemacht und ich bin froh, dass es geklappt hat. Denn ich denke, die beste Veränderung schafft man von innen heraus. Man muss aktiv mitgestalten und eigene Ideen vorantreiben.
Wie fiel denn Ihre Bestandsaufnahme damals aus?
Gaa: Mannheim hatte im Vergleich zu Heidelberg ein sehr aktives Nachtleben, vor allem, was Musikclubs betrifft. Natürlich hatte Mannheim schonmal mehr Musikclubs, aber das Klubsterben hat auch vor Mannheim nicht Halt gemacht. Da ich eher aus dem Bereich elektronische Musik komme, war es meine Bestrebung, diese Musikrichtung ein bisschen präsenter in Mannheim
zu machen. Mannheim hat eine sehr gute Auswahl an hochwertigen Bars, aber natürlich würde ich mich freuen, wenn sich wieder mehr Musikclubs ansiedeln würden. Das ist so ein Ziel, auf das ich jetzt hinarbeite. Es sollten auch wieder mehr Open-Air-Flächen geschaffen werden, wo eben Kultur stattfinden kann.
Was hat Corona, was haben die beiden Lockdowns mit dem Mannheimer Nachtleben gemacht?
Gaa: Es hat sich natürlich viel verlagert. Man hat gerade im Jungbusch gemerkt, dass sehr viele wegen der Klubschließungen in den öffentlichen Raum geströmt sind. Das hat sich jetzt wieder ein bisschen normalisiert, aber auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Coronapandemie immer noch nicht vorbei ist und wir nicht wissen, was im Herbst passiert, müssen wir frühzeitig mit der Stadt überlegen, wo kann man im öffentlichen Raum Angebote schaffen kann, die nicht in der Nähe von Wohnbebauung sind, also Open-Air-Flächen, wo sich Leute nachts aufhalten können, ohne die Anwohner zu stören. Man muss sehen, dass man irgendetwas schafft, wo Menschen nachts sich ausleben könne, weil das werden sie auf jeden Fall. Ich kenn‘ das aus meiner eigenen Jugend. Ich habe lange in Wiesloch gewohnt und wir sind dann nachts eben in den Park gegangen, und haben uns die Nacht um die Ohren geschlagen, weile es keine anderen Plätze gab.
Wenden sich Anwohner, die sich vom Nachtleben gestört fühlen, gleich an Sie?
Gaa: Teilweise ja. Wir haben ja im Jungbusch die Monitoringgruppe, die wir installiert haben, um Input von Anwohnern und anderen Gruppen zu bekommen. Aufgrund des hohen Besucheraufkommens haben wir auch die Nachtschicht installiert, die auf Augenhöhe auf Gäste zugeht und klar macht, dass der Jungbusch nicht nur ein Ausgehviertel ist, sondern auch ein Wohnviertel. Das hat schon bei vielen einen Aha-Moment erzeugt.
Auf was freuen Sie sich in der Zukunft?
Gaa: Ich habe gerade meinen Vertrag bis August 2024 und will was noch einiges erreichen, etwa bei der Frage, was wäre eine nachhaltige Entwicklung fürs Nachtleben in Mannheim. Ich habe da verschiedene Projekte schon der Stadtverwaltung vorgestellt und bin jetzt auch in ersten Gesprächen.
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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