Musik, Blumen und eine neuen Eissorte
150 Jahre Blumepeter: Mannheim feiert seine Kultfigur

- Gratulation zum 150. Geburtstag
- Foto: Wolfgang Neuberth
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150 Jahre Blumepeter: Mannheim feiert seine Kultfigur mit Musik, Blumen und einer neuen Eissorte
Mannheim hat seinem wohl bekanntesten Original ein besonderes Geburtstagsständchen bereitet: Anlässlich des 150. Geburtstags des Blumepeter, bürgerlich Peter Schäfer, luden die Träger des Bloomaulordens am Wochenende zu einer liebevoll gestalteten Feier auf die Kapuzinerplanken ein – direkt am Denkmal des kleinen Blumenverkäufers, der bis heute als Symbolfigur für die kurpfälzische Lebensart gilt.Schon mit den ersten Tönen von Jazztrompeter Thomas Siffling, der „Happy Birthday“ anstimmte, bildete sich eine große Menschentraube um das Denkmal. „Großartig, dass so viele Menschen, den gerade mal 1,20 Meter großen Kerl ehren“, staunte Ulrich Nieß, ehemaliger Leiter des Marchivums und selbst Bloomaulträger. Trotz seiner körperlichen Einschränkungen und seines Außenseitertums wurde Peter Schäfer zur Legende – und zum Liebling der Stadt. Ulrich Nieß erinnerte auch daran, dass Peter Schäfer unter Kretinismus litt. „Er hatte schwache Knochen, seine Stimme hat komisch geklungen, er hatte Asthma“, so Nieß. Seine Familie schickte ihn als Blumenverkäufer auf die Straße, damit er zum Lebensunterhalt beitrug. Die vielen Witze, die ihm später zugeschrieben wurden, habe er nie selbst erzählt – der einzige überlieferte Spruch sei: „Kaaf mer ebbes ab.“ „Er war eine bedauernswerte Figur, aber er ist berühmt geworden“, fasste Nieß zusammen. Auch die Geschichte des Denkmals selbst griff er auf: 1989 wurde die von Gerd Dehof geschaffene Bronzefigur vom Gockelsmarkt auf die Kapuzinerplanken verlegt – nicht ohne Widerspruch. Zuvor hatte der Blumepeter mit dem Finger Richtung Rathaus gezeigt. „Da sitzen die wahren Deppen“ – dieser provokante Fingerzeig wurde zumindest volkstümlich so gedeutet, wie Nieß erklärte. Die Lebensgeschichte von Peter Schäfer endet tragisch: 1940 starb er in der Psychiatrie in Wiesloch – offiziell an Herzversagen. Ulrich Nieß hält es jedoch für denkbar, dass ihm sein Bekanntheitsgrad das Leben rettete und er nicht Opfer des NS-Euthanasieprogramms wurde. „Sogar das Hakenkreuzbanner, die NS-Zeitung, fragte in einem Beitrag nach dem berühmten Blumenverkäufer“, so Nieß.Man solle beim Denkmal des Blumepeter weniger an die Mühen und Entbehrungen seines schwierigen Alltags denken, sondern vielmehr an die Kraft von Geschichte und Fabel, die seinem einfachen Leben einen tieferen Sinn verliehen haben – so zitierte Klaus van Ackern, Ordenskanzler der Bloomaulträger, den früheren „Mannheimer Morgen“-Herausgeber Karl Ackermann. Dieser Wunsch habe sich erfüllt: Peter Schäfer sei als Blumepeter längst zur Symbolfigur kurpfälzischer Lebensart geworden – eine Tradition, die seit 1971 von den Trägern des vom damaligen MM-Herausgeber Rainer von Schilling gestifteten Bloomaulordens mit viel Engagement weitergeführt wird.
Oberbürgermeister Christian Specht würdigte diesen Einsatz mit herzlichen Worten: Er danke den Trägern des Ordens dafür, dass sie die Erinnerung an den Blumepeter lebendig halten – und dies mit einem sozialen Anliegen verbinden. „Er war ein Außenseiter, aber er wurde zur Legende“, so Specht. „An ihn zu erinnern heißt, gelebte Mannheimer Kultur zu pflegen – und auch jene zu ehren, die im Alltag oft übersehen werden.“ Organisiert wurde das Fest von Christian Ziegler, dem die Idee zu diesem besonderen Jubiläum kam. Unterstützt wurde er von ehemaligen Fasnachtsprinzenkollegen, unter anderem Ben Pandolfi, der die Technik bereitstellte, und Thomas Dörner, der Logistik und Genehmigungen übernahm. Die Kapuzinerplanken wurden morgens gefegt, Lautsprecher installiert, Blumen und Eis vorbereitet – und dann ging es los. Musikalische Höhepunkte setzten neben Siffling auch Sängerin Joana mit ihrem liebevollen „Mannem, mei Mannem“ und Bariton Joachim Goltz vom Nationaltheater mit Klassikern wie „Heute geh’n wir ins Maxim“. Die Besucherinnen und Besucher stimmten ein, sangen mit, applaudierten – und feierten ein Stück Mannheimer Stadtgeschichte.Neben Musik und Emotionen gab es auch etwas für die Sinne: Auf Initiative von Bloomaulträger Eugen Kettemann verteilte Blumen Otto 150 kleine Vergissmeinnicht an die Gäste. Und Dario Fontanella – bekannt als Erfinder des Spaghettieises – ließ eigens eine neue Eissorte kreieren: „Mannemer Dreck“, benannt nach dem gleichnamigen Traditionsgebäck, veredelt mit Zimt, exklusiv serviert 150 Becher für diesen Anlass. Der Erlös der Spendenkasse kam der Hilfsaktion „Wir wollen helfen“ des „Mannheimer Morgen“ zugute. „Auch das ist uns wichtig“, betonte Ziegler. „Wir wollen mit dem Fest nicht nur erinnern und feiern, sondern auch an diejenigen denken, die – wie einst Peter Schäfer – nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.“ mit Musik, Lachen, Blumen und Spenden verband die Geburtstagsfeier des Blumepeter auf berührende Weise Mannheimer Geschichte, Gegenwart und Gemeinschaftssinn – ein echter Ausdruck städtischer Identität.
Text und Bilder: (March) Wolfgang Neuberth
Autor:Wolfgang Neuberth aus Mannheim |
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