Wir feiern ein Jubiläum:
60 Jahre Deutsch-Türkisches Anwerbeabkommen
Am 30. Oktober 1961 wurde das Anwerbeabkommen zwischen der Türkei und Deutschland unterzeichnet. Es waren lediglich zwei kurze Seiten, es gab keinen Festakt für das folgenreiche Papier. Trotzdem prägt das Abkommen bis heute die Gesellschaften in beiden Ländern. Fast vier Millionen Menschen reisten in Folge des Anwerbeabkommens von 1961 an als „Gastarbeiter:in“ oder als Familienangehörige nach Deutschland. Über zwei Millionen von ihnen blieben. Die Arbeitsmigrant:innen leisteten einen entscheidenden Beitrag zum deutschen Wirtschaftswunder. Das runde Jubiläum war für das Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung e.V. (DTI) ein Anlass zu feiern und die Lebensleistung der sogenannten „Gastarbeiter:innen“ und der Folgegenerationen zu würdigen.
Der gemeinnützige Verein hat das Anwerbeabkommen nicht nur mit zahlreichen Veranstaltungen in Mannheim gefeiert, sondern auch einen Dokumentarfilm über die Stadt Mannheim mit ihrer Migrationsgeschichte realisiert, der den sogenannten „Gastarbeiter:innen“ vor 60 Jahren gewidmet wurde. Der Dokumentarfilm „Ah biz Almancılar / Ah wir Deutsch-Türken“ basiert auf Interviews zu den Themen Arbeit, Bildung, Familie, Heimat, Identität, Essen, Kunst und Kultur. Er ist eine Zeitreise in die Vergangenheit der Stadt Mannheim und ihrer „Deutsch-Türken“, und zwar aus Sicht der jüngsten, also der vierten Migrantengeneration. Am Ende steht dann auch die Frage im Raum: „Wann verliert man eigentlich seinen Migrationshintergrund“? Am 29. Oktober 2021 hat im Nationaltheater Mannheim ein Galaabend zur Uraufführung stattgefunden, bei dem viele Vertreter:innen der Stadt Mannheim anwesend waren. Der Film wird im Februar 2022 auch auf YouTube veröffentlicht.
Gut ausgebildete, erfolgreiche Menschen haben sowohl für die deutsche als auch für die Herkunftsgesellschaft ihrer Eltern und Großeltern Vorbildcharakter. Drei solche Persönlichkeiten konnten die Teilnehmenden einer Veranstaltung am 26. Oktober 2021 an der IHK Rhein-Neckar kennenlernen: Saliha Özcan („Sally“), Ahmet Pekkip (Senior geschäftsführender Gesellschafter der PEKKIP HOLDING GmbH) und İsmet Koyun (Gründer von Kobil Systems). Es waren sehr persönliche Geschichten vom Ankommen, Leben und von Visionen für eine gemeinsame Zukunft, die sie uns erzählt haben.
Mit einem besonderen Format richtete sich das DTI an Jugendliche: Am 18. November 2021 hat eine Diskussions- und Reflexionsrunde nach der Fishbowl-Methode mit Schüler:innen, dem Kabarettisten Fatih Çevikkollu und der Youtuberin Saliha „Sally“ Özcan im TECHNOSEUM stattgefunden. In dieser Veranstaltung für die Kooperationsschulen des DTI und des TECHNOSEUM ging es um persönliche und zugeschriebene Identitäten und die Frage: Wann verliere ich eigentlich meinen Migrationshintergrund? Die Moderation hat die Mannheimer Rechtsanwältin und DTI-Mitglied Azize Ekinci übernommen.
Über das DTI
Das Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung (DTI) wurde 2012 auf Initiative des Unternehmers Mustafa Baklan (SUNTAT) und des Gründungspräsidenten der Hochschule der Wirtschaft für Management, Prof. Dr. Franz Egle, in Mannheim gegründet. Das DTI fördert kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Begegnungen und trägt dadurch aktiv zur Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Deutschen und in Deutschland lebenden Türken bei. Das Institut finanziert sich als gemeinnütziger Verein mit Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Sponsorenleistungen und Projektmitteln der Stadt Mannheim. Alle Vorstands- und Kuratoriumsmitglieder sind ehrenamtlich tätig.
Autor:Gizem Ayse Weber aus Mannheim |
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