Älteste Kirchenglocke Mannheims wird 500 Jahre
Alt, klein, schrill

Die Glocke hängt im freistehenden Glockenturm direkt am Evangelischen Gemeindezentrum Neuhermsheim.  | Foto: Jörg Hempel
  • Die Glocke hängt im freistehenden Glockenturm direkt am Evangelischen Gemeindezentrum Neuhermsheim.
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Mannheim. Mit einer Höhe von 34,5 cm und einem Durchmesser von 43 cm ist sie ziemlich klein. Doch sie blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und feiert in diesem Jahr ihren 500. Geburtstag: Die Kirchenglocke des Evangelischen Gemeindezentrums Neuhermsheim wurde im Jahr 1521 gegossen. Ihr zu Ehren ist für Sonntag, 19. September ab 11 Uhr ein Glockenfest mit Festgottesdienst, einer musikalischen Premiere und anschließendem bunten Programm geplant.

Heute hängt sie an dem freistehenden Glockenturm direkt am Evangelischen Gemeindezentrum Neuhermsheim. Bevor sie dort ihren letzten Halt bekam, hatte sie mehr als vier Stationen in einem Rathaus, einem Glockenfriedhof und zwei Kirchen hinter sich. Dabei führte ihre Route vom Alb-Donau-Kreis über Waldshut und dann als Irrläuferin nach Mannheim. Denn dass sie in den frühen 1950er Jahren nach Mannheim kam, war ein Versehen.

In der Gemeinde, so Ältestenkreisvorsitzende Dr. Gerlinde Kammer, wird die Glocke respektvoll „alte Dame“ genannt. Mit ihrem hohen Ton ruft die Glocke zu Gottesdiensten und läutet zu Gebet und Lebensfesten. „Sie ist schon schrill mit ihrem hohen, harten Ton“, schmunzelt Pfarrerin Nina Roller, die das Musikstück zum Glockenjubiläum mitgeschrieben hat.

Eine Glocke, vier Stationen 

Die Glocke stammt aus der Biberacher Gießhütte in Briel, Alb-Donau-Kreis, wo sie 1521 gegossen wurde. Im gleichen Jahr übrigens verhängte der Papst den Kirchenbann über Martin Luther. Die Glocke hat einen Durchmesser von 43 cm und ist 34,5 cm hoch. Eine Signatur trägt sie nicht, ist jedoch mit der Inschrift „ihs maria anno domini m cccccxxi“ versehen, die sozusagen eine Geburtsurkunde ist. Zunächst diente die Glocke viele Jahre als Rathausglocke in Lottstetten, einer Gemeinde bei Waldshut im Hotzenwald nahe der Schweizer Grenze. 1942 wurde sie, wie zehntausende andere Glocken auch, requiriert, jedoch glücklicherweise nicht zu Kriegszwecken eingeschmolzen und lagerte bis Kriegsende auf einem Glockenfriedhof. Von dort aus ging es dann versehentlich nach Mannheim: Wohl durch einen Fehler bei der Rückführung wurde die Glocke nach Mannheim geschickt. Sie war bestimmt für die Holzkirche, die der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf der im Krieg stark beschädigten Konkordienkirche schenkte. Als die Konkordienkirche 1952 wiederaufgebaut war, zog diese mobile Holzkirche weiter nach Neuhermsheim in den Husarenweg. Sie war die erste evangelische Kirche in diesem Stadtteil. Mit der Eröffnung des neu gebauten Evangelischen Gemeindezentrums in der Johannes-Hoffart-Straße zog die Glocke wieder mit und läutet dort seit dem 6. Oktober 2007.

Gottesdienst, Musikstück, buntes Programm

Die „alte Dame“ ruft mit ihrem Geläut am Sonntag, 19. September zum Festgottesdienst, der um 11 Uhr beginnt und von Pfarrerin Nina Roller und Team gestaltet wird. Dabei erklingt als Gemeinschaftswerk ein musikalisches Stück, das Wilhelm Heucke-Scheller zu den Texten von Pfarrerin Nina Roller und Kirchenrat i.R. Hartmut Greiling komponiert hat. Vorab wird so viel verraten, dass dabei die Glocke eine gewisse Rolle spielt. Anschließend ist ein Sektempfang geplant sowie ein gemütliches „Grillen unter'm Glockenturm“ mit Chormusik und Spielstraße für die Kleinen. Aktuelle Infos dazu gibt es im August auch unter https://thomas.ekma.de/. dv

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Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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