Ausstellung "Das Porträt"
Lohnenswert: Besuch in der Kunsthalle Mannheim
Das Porträt – eine Darstellungsform, welche die Menschen seit Jahrhunderten beschäftigt und anregt. Der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt. Oder doch? Denn es stellt sich unweigerlich die Frage: Was ist eigentlich ein Porträt? Genau diese Überlegung begleitet den Besucher der Kunsthalle Mannheim in der am 14.09.2023 eröffneten Ausstellung „Das Porträt – Graphik und Plastik aus der Sammlung“, zu sehen bis zum 10.03.2024. Es bleibt also Zeit für Betrachtungen, Austausch und die Suche nach möglichen Antworten.
Unser deutsches Wort „Porträt“ kommt ursprünglich vom lateinischen Verb „protrahere“, was etwa „hervorbringen“ bedeutet. Daraus leitete sich das (alt)französische Verb „po(ur)rtraire“ ab = darstellen, entwerfen. Sowohl im Englischen als auch im Französischen benutzt man heute das Nomen „portrait“, wohingegen man sich im Deutschen für die Schreibweise „Porträt“ entschieden hat. Dieses Wort steht für ein Kunstwerk, welches die Essenz eines Menschen hervorbringt, nicht nur in der bildlichen, sondern auch literarischen und filmischen Darstellung.
In der Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim geht es natürlich um die bildliche Darstellung. Gezeigt werden Kupferstiche, Holzschnitte, Radierungen, Bronzebüsten, Lithographien und andere künstlerische Ausdrucksformen. Die Augen des Betrachters werden von einer wirklich breiten Palette begeisternder Kunstwerke verwöhnt, welche die lange Wandlungsgeschichte des Porträts widerspiegeln. So bestand die Funktion des Porträts für Könige und den Adel im Ausdruck des Herrschaftsanspruchs, aber auch im Aufzeigen des gesellschaftlichen Aufstiegs. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich die Darstellung von der Idealisierung des Erscheinungsbildes eines Menschen bis hin zur Abbildung des wahren Äuβeren und des Wesens einer Person.
In einem der Ausstellungsräume wird der Besucher angeregt zu überlegen, ob die Darstellung sich auf eine konkrete, reale Person bezieht oder der Künstlerphantasie entspringt. Zudem drängen sich die Fragen auf: Ist das Sofa mit Schuhen von Clive Barker ein Porträt? Wie sieht es mit dem Herrn im Klappstuhl von George Segal aus? Und wie steht es um die Figur aus einem 3-D-Drucker von Karin Sander?
Nicht nur die Vielseitigkeit der exquisiten Kunstwerke unterschiedlichster Künstler, sondern auch und gerade diese Denkanstöβe, diese Fragen, diese Zweifel machen die Ausstellung so spannend und laden zum genaueren Betrachten und zur Besichtigung aus einem anderen Blickwinkel ein.
Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Vielleicht haben Sie am Ende ja ein Lieblingsporträt. Dort wäre doch dann der ideale Ort für ein Selfie, oder?! 😉
Autor:Carsta Vogel aus Mannheim |
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