Neckarstadt: Evangelische Gemeinde initiiert musikalisches Albert-Schweitzer-Jahr 2025

Mannheim. Albert Schweitzer war auch ein großer Musiker. Er spielte bereits im Alter von neun Jahren Orgel in einem Gottesdienst. Seiner Persönlichkeit und seiner Leidenschaft für die Musik widmet Kantorin Beate Rux-Voss das gesamte Jahr 2025: Es gibt viele Konzerte und die Uraufführung eines Familien-Musicals, eine Wanderausstellung und einen Wandkalender, Podcasts, Vorträge, Gottesdienste, Ausflüge und einen Filmabend. Start ist am Sonntag, 19. Januar, um 10 Uhr, in der Melanchthonkirche mit einem Kantatengottesdienst. Um 11.45 Uhr, wird die Ausstellung mit einem Gastvortrag eröffnet und um 15 Uhr, gibt es eine kurze Familienführung sowie anschließend eine Darbietung musizierender Schülerinnen und Schüler.

Meist wird der Universalgelehrte und Mediziner Albert Schweitzer mit Lambaréné verbunden, dem Ort im zentralafrikanischen Gabun, in dem er die berühmte Krankenstation gründete. Oder mit dem Friedensnobelpreis, den er 1952 für sein Engagement gegen das atomare Wettrüsten erhielt. Sein Einsatz für bedrohte und verfolgte Menschen hat viele Menschen beeindruckt. Die Fotos von ihm am Klavier mitten im Urwald sind legendär. Sein theologischer Grundgedanke war das „Reich Gottes“, seine ethische Haltung beschrieb er als „Ehrfurcht vor dem Leben“. In der deutschen Nachkriegsgesellschaft galt er als ethische Instanz. Der auch postkolonialen Geschichte von Schweitzers Wirken hat sich kürzlich Caroline Fetscher in ihrem Buch „Tröstliche Tropen“ gewidmet.

Ein begnadeter Musiker und Bach-Interpret

Kantorin Beate Rux-Voss befasst sich seit rund 30 Jahren mit Albert Schweitzer. „Ich brenne für seine Ethik und seine Musik“, sagt sie. Tief beeindruckt von seinem Humanismus und dem Respekt vor allen Geschöpfen ist sie besonders fasziniert von seinem Lebensweg. Er hatte eine glänzende Karriere als Orgelinterpret und Theologieprofessor vor sich, als er beschloss, Medizin zu studieren, nach Afrika zu gehen und dort den Ärmsten der Armen zu helfen.

Wie kam das Klavier in den Urwald?

Nach dem Abitur hatte Schweitzer Orgelunterricht in Paris genommen. Sein Lehrer verehrte Johann Sebastian Bach und bat seinen Schüler, eine Abhandlung über die Bach’schen Choralvorspiele zu schreiben. Daraus wurde eine vielbeachtete Publikation über die protestantische Kirchenmusik. Für dieses Standardwerk bedankte sich die Pariser Bachgesellschaft Jahre später: Sie schickte Albert Schweitzer ein tropenfestes Klavier mit Orgel-Pedal nach Lambaréné.

Albert Schweitzer: Lichtbildvortrag 1929 in der Mannheimer Konkordienkirche

In der Region war Schweitzer mehrfach zu Gast: So hielt er 1929 einen Lichtbildvortrag in der Konkordienkirche und gab 1932 in der Heidelberger Heiliggeistkirche ein Orgelkonzert. Dieses Konzert hat Kantorin Beate Rux-Voss auf der hochqualitativen Voit-Orgel in der Lutherkirche (Neckarstadt) neu eingespielt.

Eröffnung des Albert-Schweitzer-Jahres am 19. Januar

Bei der Eröffnung des Gedenkjahres am Sonntag, 19. Januar, um 10 Uhr, erklingt im Gottesdienst, den Prädikantin Elke Niebergall-Roth gestaltet, Bachs Kantate „Brich dem Hungrigen sein Brot“. Um 11.45 Uhr, hält Dr. Roland Wolf, ein Albert-Schweitzer-Kenner, einen Gastvortrag zur Eröffnung der Ausstellung „Grenzenlose Menschlichkeit im Denken und Handeln“. Die Ausstellung ist in der Melanchthonkirche bis 28. Februar zu sehen. Um 15 Uhr, lädt Beate Rux-Voss Kinder zu einer kurzen Familien-Führung ein, bevor um 15.30 Uhr Schüler:innen für Lambaréné musizieren. Das ganze Jahr über werden weitere Facetten seines Wirkens thematisiert. „Ich freue mich sehr auf dieses besondere Jahr zu Ehren von Albert Schweitzer, das mit vielen Kolleg:innen und Musizierenden vorbereitet wurde und das wir nun gemeinsam feiern“, sagt Beate Rux-Voss.

Infos zum kompletten Programm Albert-Schweitzer-Jahres mit hochkarätigen Orgelkonzerten, Veranstaltungen mit und für Kinder, Ausflügen, einem Tier-Gottesdienst, Filmabend und Gastvortrag sowie einer Urauffühung gibt es unter www.neckarstadt.ekma.de/.red