Das ALTER am Alten Meßplatz in Mannheim
Offen für jeden
Mannheim. Spielende Kinder, Jugendliche, die Tricks auf dem Skateboard üben, ein Pärchen spielt Tischtennis, während von der Bühne her einige schiefe Töne zu hören sind – der Soundcheck für das Konzert läuft. So fühlt es sich an einem sommerlichen Nachmittag am ALTER an. Mit einem kühlen Getränk in der Hand macht man es sich im nächsten Liegestuhl gemütlich und lässt das pulsierende Leben der Neckarstadt, direkt am Alten Meßplatz auf sich wirken. Das ALTER ist ein Freizeitgelände, ein Ort der Begegnung, Jung und Alt treffen hier genauso aufeinander wie Menschen unterschiedlicher Herkunft. Die sozialen und kulturellen Angebote auf dem beliebten und stark frequentierten Gelände sind ein Stück gelebte Integration.
Die Köpfe hinter dem Projekt ALTER sind Philipp Kohl, Philipp Morlock, Robin Lang, Julia Alicka und Wulf Kramer, die die Idee zu einem offenen Freizeitgelände entwickelt und mit finanzieller Hilfe der MWS Projektentwicklungsgesellschaft und der Stadt Mannheim umgesetzt haben. Um den gemeinnützigen Betrieb der Fläche zu sichern, wurde der Verein POW gegründet. Das ALTER ist ein Kooperationsprojekt zwischen Verein, Stadt und MWSP. Nach dem Motto „mein Quartier soll schöner werden“ haben die Macher hinter dem Projekt, alle selbst Neckarstadt-Bewohner oder ehemalige Neckarstädter, die Brachfläche oberhalb des Neckars belebt. Die Inhalte und Angebote entstanden gemeinsam mit den Menschen vor Ort.
Basketball, Tischtennis und Musik
Mittlerweile gibt es das ALTER seit vier Saisons – im Frühling, Sommer und Herbst ist die Open-Air-Fläche für alle geöffnet, die kommen möchten. Es gibt einen kleinen Getränke- und Verleihkiosk. Hier leiht man Spielzeug, Instrumente, Bücher, Kuscheltiere und mehr kostenlos gegen ein Pfand. Ein Sozialarbeiter betreut den Kiosk und ist gleichzeitig Ansprechpartner für die Jugendlichen vor Ort. Auf dem ehemaligen Brache sind ein Basketballplatz, ein kleiner Fußballplatz, ein Pumptrack, eine Halfpipe, fünf Tischtennisplatten, die von Jung und Alt gut angenommen werden. Das Herzstück aber ist die Bühne. Bis zu zweihundert
kostenlose Konzerte im Jahr sorgen für Stimmung. Ein besonderes Projekt, das den Machern sehr am Herzen liegt, ist der Foodtruck, organisiert zusammen mit Freezone. Jeden Mittag gibt es hier kostenloses Essen für Kinder und Jugendliche, während Sozialarbeiter von Freezone als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.
Angebote wie dieses werden gerne angenommen. Von Tag eins an ist das Feedback positiv. Am ALTER trifft sich ein stark durchmischtes Publikum. „Von Kindern, die mit Steinchen spielen, bis zu Älteren, die sich hier mit der ganzen Familie aufhalten, ist alles dabei“, sagt Julia Alicka. Mit niedrigschwelligen Angeboten, wie unterschiedlichen Workshops für Kinder und Jugendliche oder eben den Konzerten, werden alle angesprochen angesprochen. Das gelang auch während der Pandemie. „Man hat die Dankbarkeit total gespürt und die Freude darüber, etwas gemeinsam zu machen. Dafür steht das gesamte Projekt: Gemeinsamkeiten schaffen, offen für alles sein“, so Macherin Alicka.
Neubau Forum Deutsche Sprache: ALTER bleibt
Die Anerkennung der Nutzer des ALTER zeigt sich auch darin, dass ein Förderverein entstanden ist, unabhängig von POW. Die Mitglieder des Fördervereins setzen sich dafür ein, dass das Alter bleibt und die Flächen getragen werden. Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigen die jüngsten Entwicklungen. Das ALTER war von der Stadt Mannheim als Projekt zur Zwischennutzung geduldet, zunächst für drei Jahre. Im letzten Jahr wurde bekannt, dass auf der Fläche das Forum Deutsche Sprache gebaut wird. Der erste Spatenstich ist für 2023 geplant. Das führte zu viel Aufruhr unter den Nutzern, doch es wurde zusammen mit der Stadt eine Lösung gefunden: Das ALTER zieht gut 100 Meter weiter Richtung Brückenkopf, auf der Fläche des ehemaligen Biergartens „Alter Bahnhof“. Zwischen dem Neubau des Forums und dem neuem Gelände des ALTER soll eine Fläche entstehen, die die Bewohner mitgestalten können. Die vierjährige Bauzeit wird für das ALTER und sein Publikum problematisch werden. Denn in dieser Zeit sieht es vor allem schlecht für die beliebten Sportflächen aus, da diese nach der aktuellen Planung wegfallen werden. „Im Moment wird verhandelt, wie wir diese Zeit überleben“, so Alicka.
ALTER: Jeder darf mitgestalten
Für die Zeit danach hat das Team viel vor. Gerade erst ist das neue Projekt „Oase“ gestartet, kurz für Ort für Austausch und soziale Entwicklung. Durch das Beteiligungsprojekt wird die Neckarstädter bei der Gestaltung der neuen Fläche mit eingebunden.An jedem ersten Montag im Monat, ab 18.30 Uhr, gibt es auf dem ALTER-Gelände den offenen Treff: jeder kann kommen, seine Meinung, Vorstellungen und Wünsche äußern. Außerdem wird eine Meinungswand errichtet, auf der man auch in der übrigen Zeit Ideen festgehalten kann. Weitere Aktionen im Stadtteil sind geplant. Möglichst viele sollen angesprochen und mitgenommen werden auf dem Weg zum „neuen“ ALTER. „Die Bar, der Verleihkiosk, die Bühne sollen wiederkommen, aber die Frage ist: Was braucht man außerdem? Vielleicht ein Open Air Kino, mehr Kunst-, mehr Bildungsangebote?“, sagt Julia Alicka.
Info
Aktuell hat die Bar vom ALTER täglich ab 15 Uhr geöffnet: es gibt Glühwein und mehr. Im nächsten Jahr geht es ab März mit den regulären Angeboten weiter.
Weitere aktuelle Informationen gibt es unter www.alter-mannheim.de
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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