Von Mannheim nach Berlin
Pfarrer Stefan Scholpp wechselt zum Evangelischen Dom
Mannheim. Nach zehn Jahren an der ChristusFriedenGemeinde verlässt Pfarrer Stefan Scholpp die Quadratestadt, um nach Berlin zu wechseln. Dort gehört er ab 1. März zum Team der Domprediger am Berliner Dom. In Mannheim wird Pfarrer Scholpp am Sonntag, 12. Februar um 10 Uhr von Dekan Ralph Hartmann mit einem festlichen Gottesdienst in der Christuskirche verabschiedet. An die Grußworte schließt sich ein Empfang an. In Mannheim habe er sich „überaus wohl gefühlt“, so Scholpp. Nun freue er sich auf die neue Aufgabe in Berlin.
Auch wenn er eine neue Wirkungsstätte nicht gesucht habe, sagt Pfarrer Scholpp, passe sie ideal zu ihm. Auf die bundesweite Ausschreibung wurde er aufmerksam gemacht, bewarb sich und durchlief ein mehrstufiges Auswahlverfahren. „Ich bin sehr gern in Mannheim und wäre auch gern geblieben. Ich gehe nun mit mindestens einem weinenden Auge“. Die neue Stelle in Berlin mit ihrem Predigt-Schwerpunkt passe „durch und durch“ auf ihn, so der leidenschaftliche Prediger.
„Wir verlieren mit Stefan Scholpp einen herausragenden Theologen und Prediger, der über die Seelsorge- und Gemeindearbeit hinaus Verantwortung für unser gesamtkirchliches Miteinander in Mannheim übernommen hat“, sagt Dekan Ralph Hartmann im Vorfeld der Verabschiedung.
Leidenschaftliche Predigten
Bereits sein Start in Mannheim im Jahr 2013 war ein Aufbruch: Damals hatte sich die ChristusFriedenGemeinde neu aus den beiden Gemeindeteilen formiert und erhielt mit Pfarrerin Dr. Maibritt Gustrau und Pfarrer Stefan Scholpp ein Pfarr-Team, das gemeinsam die beiden so unterschiedlichen Orte Christuskirche und Friedenskirche mit neuen Konzepten profilierte. „Diese Aufbruchsstimmung mit der neuen Kollegin und dem neuen Ältestenkreis war sehr reizvoll“, blickt Scholpp zurück. „Da war viel Musik drin“. Die Gottesdienste waren dabei über all die Jahre seine „Highlights“. Zugleich war ihm wichtig, die Christuskirche nach außen zu öffnen, was unter anderem sichtbar ist an den Öffnungszeiten täglich von 9 bis 18 Uhr: Die Kirche ist gut frequentiert, rund 50 Menschen kommen täglich hierher, um zu beten, zu meditieren, Ruhe zu finden, oder die Kirche zu besichtigen.
Herzensprojekt Bibelabschrift mit 800 Mitschreibenden
Im Lutherjubiläum initiierte Stefan Scholpp ein gewaltiges Projekt: Die Gemeinde brauchte eine neue Altarbibel. Zum Lutherjubiläum 2017 war eine neue Bibelübersetzung erschienen, die sich nun die Gemeinde zu eigen machen wollte. Zur Abschrift der Bibel waren Menschen aus der ganzen Stadtgesellschaft eingeladen. Rund 800 Menschen von jung bis alt brachten sich ein und schrieben die Bibel ab – sie liegt in fünf Bänden vor. Mit diesem Projekt, so Scholpp, seien viele intensive Gespräche und Momente verbunden.
„In der Pandemie hatten wir Zeit, zum Wesentlichen zu kommen“
Die Corona-Pandemie brachte viele Einschränkungen und zugleich viel Kreativität. „Ich bin stolz darauf, dass wir es dank einer tollen technikaffinen Gruppe junger Leute geschafft haben, praktisch von heute auf morgen Gottesdienste ins Internet übertragen zu können.“ Auch die Installationen im öffentlichen Raum vor der Kirche zu Ostern waren eine Bereicherung für Gemeinde und Stadtteil.
Bereichert ist die Gemeinde auch durch eine Gemeindejugendreferentin, deren Stelle durch zwei Großspenden angeschoben wurde. Sie rief u. a. zwei Pfadfindergruppen ins Leben. Im Pfadfinderstamm „Bürger Carl Drais“ des VCP, dem rund 50 Kinder angehören, können die jungen Leute sich selbstwirksam erleben, gemeinsam Sinnvolles tun und anderen helfen.
Armut gehört zur Realität in Mannheim
Viele Jahre lang hat Stefan Scholpp in der Mannheimer Vesperkirche als Schichtleiter mitgearbeitet. Wie vielen Gemeindemitgliedern auch war es ihm wichtig, sich dort mit einzubringen, „weil Armut zur Realität in Mannheim dazugehört“.
Seit viereinhalb Jahren ist Stefan Scholpp zudem Vakanzvertreter in der Thomasgemeinde. In diese Zeit fiel die Konzeption der ersten Mannheimer Ökumenekirche St. Pius in Neuostheim. „Es war mir ein Herzensanliegen, die evangelische Beteiligung daran stark zu machen“, sagt Scholpp. St. Pius wurde im April 2022 als erste Ökumenekirche Mannheims eröffnet.
Wenn er nun gehe, lasse er Freunde und ein starkes Netzwerk, Vertraute und Vertrautes zurück. Er schaue dankbar zurück und freue sich auf das Vorwärtsleben in der Hauptstadt und auf der neuen Stelle, sagt der 56-Jährige. Pfarrer Scholpp kam 2013 aus Hockenheim nach Mannheim. In der Quadratestadt wirkte er nicht nur in der ChristusFriedenGemeinde und der Region Mitte, sondern engagierte sich vielfach auf kirchenbezirklicher Ebene: So gehört er seit 2017 dem Stadtkirchenrat an und ist ebenfalls seit 2014 theologischer Stellvertreter des Stadtsynodenvorsitzenden. dv
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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