Queer und "gut so" - Jugendtreff als offene Anlaufstelle in Mannheim
Mannheim. Treffpunkt und Safer Space zugleich – das ist „gut so“ in G7, 14. Seit 2022 gibt es den Queeren Jugendtreff in Mannheim. Er ist offene Anlaufstelle für junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die sich der queeren Community zugehörig fühlen oder Fragen dazu haben.
Der Gemeinderat hatte damals beschlossen, einen Jugendtreff speziell für Belange von queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen einzurichten. Träger ist PLUS Rhein-Neckar e.V. - der Verein setzt sich bereits seit über 20 Jahren in seiner Jugendarbeit für genau diese Zielgruppe ein und eignete sich damit perfekt. Mit der Eröffnung des Queeren Zentrum Mannheims e.V. waren dann auch passende Räumlichkeiten gefunden, um den Jugendtreff umzusetzen.
Offene Atmosphäre zum gemeinsamen Austausch
Der große Gemeinschaftsraum, der mit Sitzgelegenheiten, Tischkicker, Brettspielen, Dekoleuchten und Pflanzen eingerichtet ist, lädt zum Verweilen und zum Austausch ein. Das Team, bestehend aus vier hauptamtlichen Mitarbeitenden, zwei Honorarkräften und einer Praktikumsstelle, steht als Ansprechpartner in allen Belangen zur Verfügung.
Wenn Mina Kosiec, Leitung des „gut so“, auf die bisherige Laufzeit zurückblickt, kommt ihr zuallererst „spannend“ in den Kopf. Seit der Eröffnung ist viel passiert: Das Angebot des Jugendtreffs wächst stetig, der Kreis der regulären Teilnehmenden erweitert sich langsam aber sicher und das Team vernetzt sich in den städtischen Arbeitskreisen und auch bundesweit in Netzwerken für Fachkräfte queerer Jugendarbeit. Besonders stolz ist Mina Kosiec auf die vertrauensvolle Atmosphäre, die im Treff herrscht. „Es gibt wirklich ein sehr harmonisches Miteinander, in dem tiefe Gespräche und große Gefühle möglich sind“, berichtet Kosiec.
Während der Öffnungszeiten – Montag bis Freitag von 16 bis 20 Uhr - können junge Menschen, die sich für das Konzept interessieren, jederzeit vorbeikommen. Das Angebot reicht über das tägliche vegane Abendbrot und das gemeinsame Essen, Filmabende, kreative und sportliche Angebote, Ausflüge und vieles mehr. Dabei können die Teilnehmenden des Treffs immer auch selbst Angebote vorschlagen oder anbieten. Vor Ort können queere Medien ausgeliehen werden und gemeinsam
werden Veranstaltungen wie Straßenfeste, CSDs, aber auch Kinofilme besucht.
Unterstützung bei Redebedarf und Problemen
Für die Teilnehmenden in der Regel besonders wichtig ist ein Ort, an dem sie sie selbst sein können und sich trotzdem sicher fühlen. Auch das Gemeinschaftsgefühl, das sie bei „gut so“ erfahren und das oft in anderen Umgebungen wie Familie oder Schule fehlt. Ein offenes Ohr für die Problemlagen der jungen Menschen ist essenziell. Diese sind vielfältig und oft schwerwiegend. „Wir begegnen Jugendlichen, die sich bereits mit Armut, chronischen Krankheiten, Arbeitsunfähigkeit, Diskriminierung, Neurodivergenz und mehr auseinandersetzen mussten. Nur wenige unserer Teilnehmenden haben ein stabiles und sicheres Familienleben“, erzählt Mina Kosiec.
Neben der offenen Gesprächsatmosphäre, die dem Team sehr wichtig ist, unterstützen sie auch gerne weitergehend. Falls größerer Redebedarf besteht oder jemand mit psychologisch geschulten Fachkräften sprechen möchte, hilft das Team gerne dabei, einen Termin bei der Jugendberatung von PLUS zu vereinbaren. Aktuell findet das Beratungsangebot noch räumlich getrennt in der
Neckarstadt oder in Heidelberg statt. Doch geplant ist es, das Angebot auch in die eigenen Räume zu holen, sodass in Zukunft auch Jugend-Beratungsgespräche von PLUS im „gut so“ stattfinden können. So soll die Möglichkeit zur Beratung noch zugänglicher werden und mögliche Hemmungen für die Jugendlichen sollen gesenkt werden.
Ein besonderer Termin, auf den sich sowohl das Team als auch die Jugendlichen freuen, ist der „Monnem Pride“ am Samstag, 13. Juli. „Gut so“ wird mitlaufen und einen Stand haben, an dem mit dem Team Bilder gemalt und gebastelt werden können.
Eine spannende Zeit - gut so feiert Geburtstag
Ein weiteres Highlight: „Gut so“ feiert in diesem Jahr bereits zweiten Geburtstag. Bei einer Geburtstagsfeier am 21. Juli soll gemeinsam ein Blick in die „Zeitkapsel“ geworfen werden, in der die Gäste bei der Eröffnungsfeier ihre Wünsche an den Jugendtreff hinterlassen konnten. Neben der gemeinsamen Feier möchten die Beteiligten auch über bereits erreichte Ziele und Pläne für die Zukunft reflektieren.
Wenn die „gut so“ Teammitglieder zurückblicken, freuen sie sich vor allem darüber, dass der Jugendtreff in der queeren Community Mannheims gut aufgenommen wurde. Auch bundesweit gibt es positives und stärkendes Feedback. Und doch erleben die jungen queeren Menschen, die den Jugendtreff besuchen und auch die Mitarbeitenden des „gut so“ Anfeindungen. Mina Kosiec ist es wichtig zu betonen: „Sich öffentlich queer zu zeigen ist leider immer noch nicht sicher.“ Umso wichtiger, dass es einen solchen queeren Safer Space mitten in den Mannheimer Quadraten gibt.
Zugänglich ist das erste Obergeschoss in G7, 14, wo der Jugendtreff beheimatet ist, über einen eigenen Ein- und Ausgang im Treppenhaus. Die Glastür dorthin ist direkt neben der Tür vom Queeren Zentrum Mannheim. Wer aus verschiedenen Gründen nicht den öffentlichen Haupteingang nutzen möchte: Es gibt auch die Möglichkeit, den Jugendtreff über einen zweiten Eingang, der in einer kaum befahrenen Gasse liegt und keinen sichtbaren queeren Bezug hat, zu erreichen. Dieser liegt zwischen dem Jugendtreff und dem Theaterhaus G7 und ist über einen Zugang an G6, 4 erreichbar. [sic]
Weitere Informationen unter:
www.plus-mannheim.de oder www.jugend.plus-mannheim.de
Instagram: @gutsojugendtreff und @jugendvonplus
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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