Rückkehr des Wolfes: Die Mehrheit begrüßt die Wiederansiedlung des Wildtieres
NABU. Aktuelle Zahlen bestätigen jetzt, kurz vor dem Tag des Wolfes, 30. April, was bereits frühere Befragungen ergeben haben: „Baden-Württemberg blickt der Rückkehr des Wolfes mehrheitlich positiv entgegen. Mehr als 70 Prozent der Befragten finden es gut, dass der Wolf in unsere Natur zurückkommt“, fasst der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle ein zentrales Ergebnis der von NABU und WWF in Auftrag gegebenen repräsentativen forsa-Umfrage zusammen. Das Institut hatte im März und April 1011 Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger befragt. Dabei ging es auch um die Einstellung zur derzeit diskutierten Aufnahme des Wildtieres ins Jagdrecht. Auch hier ist die Stimmung eindeutig: „58 Prozent der Menschen im Land sind dagegen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Spannend ist dabei, dass die Idee selbst unter konservativen Wählerinnen und Wählern nicht gut ankommt“, kommentiert Moritz Klose vom WWF die Umfrageergebnisse. So sind 51 Prozent der CDU-Wählerinnen und -Wähler gegen einen solchen Schritt. Bei der Unterscheidung nach Stadt- und Landbevölkerung gibt es offenbar keine Unterschiede in der Bewertung. „Den von der Politik oftmals hochstilisierten Konflikt zwischen Land- und Stadtbevölkerung scheint es bei der Bewertung der Wolfs-Frage gar nicht zu geben. Offenbar schätzen die Menschen in der Stadt und auf dem Land die Situation sehr ähnlich ein“, ergänzt Enssle.
Geschwindigkeit statt Doppelzuständigkeit
Aktuell sehen die großen Naturschutzverbände im Land keinen Grund, den Wolf ins baden-württembergische Jagdrecht aufzunehmen. Denn Wölfe sind zwar nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt, auffällig gewordene Tiere können jedoch schon heute schnell entnommen, also auch abgeschossen, werden. In einem gemeinsamen Brief hatten sich NABU, BUND und WWF Mitte März an CDU- und Grünen-Politikerinnen und -Politiker gewandt mit der Forderung, dem Rufen nach einer Aufnahme der tierischen Heimkehrer ins Jagdrecht nicht nachzugeben. „Seit Jahren wird versucht, die Idee des Wolfes im Jagdrecht salon- und mehrheitsfähig zu machen. Doch weder fachlich noch politisch ergibt dieser Schritt Sinn. Die Folge wäre eine Doppelzuständigkeit von Jagd- und Naturschutzbehörde. Das führt in Deutschland erfahrungsgemäß nicht zu doppelter Geschwindigkeit. Wenn es um das Management des Wolfes geht, wie etwa die Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen oder den Abschuss eines verhaltensauffälligen Wolfes, dann ist Geschwindigkeit und nicht Doppelzuständigkeit gefragt“, betont Enssle. „Die forsa-Umfrage zeigt: Auch bei ihrer Wählerschaft und auf dem Land kann die CDU nicht punkten. Dass selbst einige Grüne im Landtag zuletzt plötzlich die Idee aus der Mottenkiste gezogen haben, seitdem Wölfe auch durch ihr Wahlgebiet streifen, wundert uns sehr.“
Effizienter Herdenschutz statt Populismus
Auch Forderungen nach dem Abschuss des Wolfsrüden im Südschwarzwald, wie sie jüngst Minister Hauk äußerte, sind aus Sicht von NABU und WWF wenig hilfreich. „Die Reihenfolge ist umgekehrt: Zuerst muss das im März vorgelegte Herdenschutzkonzept für Rinder in der Praxis erprobt werden. Erst wenn der schadenstiftende Wolf im Südschwarzwald die zumutbaren Herdenschutzmaßnahmen überwindet, kann ein Abschuss des Tieres ernsthaft diskutiert werden. Alles andere würde vor Gericht wieder einkassiert werden. Die weidetierhaltenden Betriebe im Südschwarzwald brauchen jetzt keinen Populismus, sondern verlässliche Partner und die Umsetzung eines seriösen und finanziell gut ausgestatteten Herdenschutzkonzepts“, betont Klose.
Aktuell gibt es drei sesshafte männliche Wölfe im Nord- und Südschwarzwald sowie den Nachweis einer Fähe, eines weiblichen Wolfes, ebenfalls im Südschwarzwald. So könnte ein erstes Rudel entstehen.red
Weitere Informationen:
Weitere Informationen finden Interessierte unter: www.NABU-BW.de/Wolf
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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