Ehrenamtliche, Schüler und Prinzessin gemeinsam für Bedürftige aktiv
Sonntagseinladungen der Katholischen Kirche Mannheim
Mannheim. Im Stillen und mit einer regelmäßigen Selbstverständlichkeit sind hunderte Ehrenamtliche seit über 20 Jahren in den Wintermonaten für Menschen in schwierigen Lebenssituationen bei den „Sonntagseinladungen“ der Katholischen Kirche im Einsatz. Wenn sich da ganz spontan die erst inthronisierte Stadtprinzessin Maren-Michelle I. aus dem Hause der VR Bank in vollem Ornat die Schürze umbindet und Hand in Hand mit diesen ehrenamtlichen Helfern Bedürftigen und Obdachlosen ein leckeres Mittagessen im Ignatiussaal an der Jesuitenkirche serviert, ist das für alle Anwesenden schon etwas Besonderes.
Soziales Engagement ist der Tollität mit dem gewinnenden Lächeln nicht fremd. Aktiv bewirbt sie unter anderem das „Mannheimer Ponyprojekt“ während ihrer Regentschaft. Von diesem pferd- und ponygestützten Bildungsangebot für Kindergartenkinder mit sprachlichen Besonderheiten, das der Mannheimer Reiterverein und die Katholische Gesamtkirchengemeinde Mannheim gemeinsam entwickelt haben, profitieren nicht weniger als 100 Kinder jährlich.. So findet Maren-Michelle I. beim Servieren auch für die Gäste der Sonntagseinladung so manches freundliche Wort und schenkt ihnen Momente für ein kurzes Gespräch – trotz ihres eng getakteten Terminplans.
Für Dekan Karl Jung und die Koordinatorin vor Ort, Roswitha Niedermeier, hat sie Fastnachtsorden mitgebracht und auch die Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde Mannheim Johannes XXIII., youngcaritas sowie die Schüler der Justus von Liebig Schule und des Ursulinen-Gymnasiums, die dieses Essen unterstützt, ermöglicht und das Rahmenprogramm gestaltet haben, nimmt sie in den Blick. „Was hier passiert ist großartig!“
Denn die Sonntagseinladungen sind mehr als eine warme Mahlzeit: Wenn die Gemeinden diese Einladungen zwischen Oktober und April aussprechen, sind sie eine echte Herzensangelegenheit. „Die Gäste sollen sich wertgeschätzt und wohl fühlen“, bestätigt Roswitha Niedermeier vom Ausschuss Caritas und Soziales und Pfarrgemeinderätin der katholischen Kirchengemeinde Mannheim Johannes XXIII. Annika Sutter von youngcaritas erläutert die Motivation der jungen Ehrenamtlichen insbesondere in den Wintermonaten und der Vorweihnachtszeit damit, dass vielen gerade dann besonders bewusst werde, „dass es viele Menschen gibt, die kein solches wohltuendes und umsorgendes Umfeld haben.“
Menschen zu helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens zuhause sind. Ihnen einen liebevollen Tag zu schenken: Sie in den Mittelpunkt zu stellen, sie für einige Stunden die Probleme des Alltags vergessen lassen. Dieser Gedanke hatte auch Schülerinnen und Schüler des Ursulinen-Gymnasiums begeistert, die für die Gäste musiziert haben.
Monika Hartlieb, Lehrerin an der Justus-von-Liebig-Schule, berichtet zudem dass mehr als 70 Schüler – allesamt Flüchtlinge, die auf den Beruf als Koch, Bäcker oder Konditor vorbereitet werden – Plätzchen für diesen guten Zweck gebacken haben. „Unsere Schüler lernen so nicht nur deutsche Spezialitäten und Traditionen kennen, sondern erfahren, dass es auch in Deutschland bedürftige Menschen gibt.“ Wenn dann auch noch beim Backen und Verpacken der Plätzchen „Kling Glöckchen…“ aus vielen Kehlen durch die Backstube schallt, verbinden sich Deutsch-Unterricht, handwerkliches Können und praktizierte Nächstenliebe.
Genau darum gehe es bei den Sonntagseinladungen, betont der katholische Stadtdekan Karl Jung und freut sich, dass sich auch in diesem Jahr wieder viele Gemeinden und Unterstützer im Dekanatsgebiet – nicht nur katholische – daran beteiligen. Die umfangreichen Vorbereitungen der Einladungen sind ohne die großzügigen Zuwendungen von Unternehmen der Region ebenso wenig möglich wie ohne die vielen Ehrenamtlichen.
Und auch die Bedürftigen seien dankbar für diese Auszeiten, weiß man in der Wohnungslosentagesstätte des Caritasverbands Mannheim. „Es kommen im Schnitt 150 Gäste pro Einladung“, rechnet Marcus Lehmann vor, der die Termine mit den Pfarreien koordiniert und an die Bedürftigen weitergibt. 2018 hatten 20 verschiedene Gemeinden zwischen November und April die Sonntagseinladungen ausgerichtet – darunter eine muslimische, eine freie und fünf evangelische. Und in den kommenden Wochen sind die Ehrenamtlichen wieder im Einsatz: am 22. Dezember in der Bosnischen Gemeinde (Neckarau), am 12. Januar in St. Bernhard (Neckarstadt), am 19. Januar in Christ König (Wallstadt) und am 26. Januar in Zwölf Apostel (Vogelstang). schu/juk
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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