Erste „WIR-Refill-Trinkwasser-Station in Q6/Q7
„Wasser gehört uns allen!“
Mannheim. Er ist eines der Gründungsmitglieder der Söhne Mannheims und am vergangenen Freitag war er beim Konzert „Söhne Mannheim 3.0“ gesanglich wieder an vorderster Front. Doch die musikalisch-erfolgreiche Laufbahn von Rolf Stahlhofen ist nur die eine Seite des weit über den Tellerrand schauenden Vollblutmusikers. Bereits seit einigen Jahren beschäftigt sich der Sänger mit einem der elementarsten Grundstoffe des Lebens: dem Trinkwasser.
von Peter Engelhardt
Bekanntermaßen sind zwei Drittel unseres Planeten mit Wasser bedeckt, doch 96,5 Prozent (!) davon bestehen aus Salzwasser und befinden sich in unseren Meeren und Ozeanen. Die restlichen 3,5 Prozent sind (theoretisch) trinkbares Süßwasser. Doch mit der gerechten Wasserverteilung auf unserer Erde ist es nicht allzuweit her und so hat es sich auch Rolf Stahlhofen zur Aufgabe gemacht, diesem überlebenswichtigen Thema seine Zeit und sein Engagement zu widmen. Im Jahr 2011 wurde er offizieller Wasserbotschafter und wurde ein „UN Habitat Messenger of Truth.“ Mit zahlreichen Projekten konnte er seitdem in Afrika, Asien sowie Süd-und Mittelamerika Millionen von Menschen den Zugang zu bezahlbarem und sauberem Trinkwasser ermöglichen. „Water Is Right“ lautet sein mehrfach deutbares Credo.
Jetzt hat er auch seine Heimatstadt Mannheim ins Boot geholt. Mit starken Partnern – Q 6/Q 7 Mannheim – Das Quartier, Radio Regenbogen Harald Wohlfahrt Palazzo und MVV Energie – hat er jetzt im Beisein von Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz die erste „WIR-RefillStation“ vorgestellt. Mit jedem Liter spritzigem Tafelwasser daraus trinken bis zu zehn Menschen mit und es werden Wasserprojekte der „Water Is Right“-Stiftung global und lokal finanziert. Rolf Stahlhofen nennt es das „Mannheimer WIR-Modell“ und wurde dafür vom German Council of Shopping Center mit dem Innovations- und Nachhaltigkeitspreis des Handels ausgezeichnet, mit der Zusage 100 Stationen in ganz Deutschland zu positionieren.
„Aus Mannheim kamen große Erfindungen, die unser Leben veränderten: Hier wurde das Auto erfunden, der Traktor und das Fahrrad“, so Musiker Rolf Stahlhofen. Für ihn ist jetzt die Zeit für die nächste große Veränderung. Die von ihm gegründete Wasserstiftung „Water Is Right“ setzt sich für eine gerechtere Verteilung dieser wertvollen Ressource ein. Rolf Stahlhofen: „Noch heute haben rund eine Milliarde Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem und sicherem Trinkwasser. Es ist Zeit, Wasser gerechter zu verteilen, sicher und bezahlbar verfügbar zu machen. Mit nachhaltigen Wasserprojekten auf vier Kontinenten setzt sich die Stiftung ,Water Is Right„ dafür ein.“
Nach der Präsentation sprach das Wochenblatt mit dem „Aquaman“ Stahlhofen über sein Herzblutthema Wasser.
???: Wann hat sich bei Ihnen eine persönliche und prägende Beziehung zu Wasser entwickelt?
Rolf Stahlhofen: Ich bin als kleiner Junge in den Ländern Saudi-Arabien und Nigeria aufgewachsen und dort musste man das Trinkwasser kaufen. Als ich dann mit 13 Jahren nach Bayern kam, lief das Wasser einfach so aus dem Hahnen ... das hat mich fasziniert. Das konnte man einfach so trinken. Das war ein Aha-Erlebnis für mich. Da wusste ich, wenn ich mal groß bin, da mache ich etwas mit Wasser.
???: Es hat aber dann doch noch ein paar Jahre gedauert?
Stahlhofen: Ich habe mich natürlich erst einmal um meine Musiker-Karriere gekümmert. So richtig angefangen hat es dann mit dem Konzert ’Menschen am Fluss’ im Jahre 2002. Diese Flutkatastrophe hat mich wieder ganz eng mit dem Thema Wasser in Berührung gebracht. Ich habe gespürt, man kann und muss etwas bewegen. Zu dieser Zeit habe ich viel mit Udo Lindenberg und Peter Maffay zusammengearbeitet und die beiden haben mich dann auf die Idee gebracht sowie sie, eine Stiftung ins Leben zu rufen. Das war der eigentliche Startschuss.
???: Welchen (Stellen)Wert hat Wasser für Sie?
Stahlhofen: Die Wasserprobleme auf der Welt sind vornehmlich menschengemacht; das muss und kann der Mensch auch wieder ändern: Wasser muss dezentral werden, dieses Ziel muss weltweit höchste Priorität haben. Lokales Wasser muss einen Wert haben, es darf keine Währung sein. Deshalb habe ich das Projekt auch in Mannheim angestoßen. Das Mannheimer Wasser ist bekanntermaßen sehr gut. Warum muss in der Sterne-Gastronomie das Wasser aus den Alpen zu uns auf den Tisch kommen. Warum kommt es nicht von hier? Solche Fragen muss man sich stellen.
Wir haben in Nigeria für ein Krankenhaus sanitäre Anlagen bereitgestellt, wir haben in Kenia während der Corona-Pandemie 2400 Handwaschstationen installiert, damit die Menschen sich die Hände waschen können. Alles mit Wasser von dort.
???: Unser Planet besteht überwiegend aus Wasser. Geht Trinkwassererschließung nur über Grundwasserbohrungen? Könnte man Meerwasser nicht umwandeln?
Stahlhofen: Es gibt technisch innovative Möglichkeiten, die man durchaus verfügbar machen könnte. Aber sind eben nicht gerade günstig. Viele Konzerne bevorzugen den bequemeren Weg. Daher ist es eminent wichtig, Wasser vor Ort aufzubereiten und einen Wasserkreislauf entstehen zu lassen. Entnehmen und zurückgeben. Die Menge an Wasser ist überall gleich, aber es gibt jede Menge wo das Wasser gestaut wird und an anderer notwendiger Stelle fehlt es eben.
???: Ist Wasser ein unendlicher Rohstoff?
Stahlhofen: Eigentlich ja, aber wir machen es endlich, indem wir aus Wasser eine Währung machen und keinen Wert. Das gilt es zu ändern. Die technischen Lösungen werden aus wirtschaftlichen Interessen endlich gehalten. Darüber müssen wir reden, hier gilt es den Hebel anzusetzen. Ich habe nichts gegen Wirtschaftlichkeit, aber sie muss ethisch vertretbar sein.
???: Welche Projekte sind schon gemacht - was ist zukünftig noch geplant?
Stahlhofen: Die „WIR-Operations GmbH und Co. KG wurde im vergangen Jahr gegründet. Jetzt stehen wir an einer Kreuzung: entweder wir machen so weiter wie in den vergangenen Jahren - klein, unabhängig, spontan und wertebewusst- oder wir laden die Industrie dazu ein unsere Projekte zu unterstützen. Sie sollen uns zeigen, dass Nachhaltigkeit für sie keine leeren Worthülsen sind. Ich will wirtschaftlich ethische Projekte und Joint Ventures auf Augenhöhe machen. Das ist mein zukünftiges Ziel. Ich habe gar kein Problem auch weiterhin einen Teil meiner musikalischen Gagen in meine Projekte zu investieren - so wie den letzten zehn Jahren – aber auf Dauer kann es das nicht sein. In Mombasa in Kenia hat Udo Lindenberg eine Schule gebaut, daneben ein Trinkwasserkiosk. Die Wasserqualität entspricht der deutschen Trinkwasserverordnung. Die Bevölkerung kann dort 20 Liter für acht Cent kaufen. Dahin müssen wir kommen. Wasser ist auch Würde.
???: Hat der ganze afrikanische Kontinent ein Wasserproblem?
Stahlhofen: Afrika ist ein riesiges und sehr vielfältiges Land. Der Westen ist anders strukturiert als der Osten, der Norden anders als der Süden. So hat jeder Teil des Kontinents seine spezifischen Probleme. Aber grundsätzlich ist es so: Wasser und Geld sind in Afrika überall falsch verteilt. pete
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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