Weltflüchtlingstag: Aktion „Beim Namen nennen“ - Erstmals auch in Mannheim

Pfarrerin Ilka Sobottke in der Schreibwerkstatt in der CityKirche Konkordien. Dort können Interessiertetäglich von 11 bis 15 Uhr die Stoffbänder beschriften | Foto: de Vos
  • Pfarrerin Ilka Sobottke in der Schreibwerkstatt in der CityKirche Konkordien. Dort können Interessiertetäglich von 11 bis 15 Uhr die Stoffbänder beschriften
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Mannheim. Anlässlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) findet erstmals auch in Mannheim die Aktion „Beim Namen nennen“ statt: In der CityKirche Konkordien wird vom Freitag, 21., bis Sonntag, 23. Juni, mit ganztägigen Aktionen der Menschen gedacht, die auf der Flucht, im Mittelmeer und an den Außengrenzen Europas gestorben sind.
Dazu haben auch Mannheimer Schüler mehr als 3.000 Stoffbänder mit den Namen und der Sterbesituation beschrieben. Interessierte können sich ab sofort täglich in der Zeit von 11 bis 15 Uhr direkt in der CityKirche Konkordien daran beteiligen. Am Dienstag, 18. Juni, werden die Stoffbänder dann ab der Mittagszeit an einer langen Leine an der CityKirche Konkordien aufgehängt. „26.08.2015, Zainad Amer G. (Junge, 17), Irak, erstickt im Innern eines Lkws bei Parndorf aufgefunden; verschlossener Lkw wurde von Menschenhändlern verlassen.“ „Mit der Aktion treten wir ein gegen das Vergessen dieser Verstorbenen“, sagt Pfarrerin Ilka Sobottke von der CityKirche Konkordien, „Wir wollen an die Menschen erinnern, die trotz aller Unterstützung und Bereitschaft, Menschen ihr Recht auf Asyl zu gewähren und sie vor politischer Verfolgung, Kriegen, Folter und Tod zu retten, umgekommen sind. Und wir wollen auf die Tragödien aufmerksam machen, die an den Außengrenzen Europas stattfinden und die in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung finden.“
An einem Tisch in der CityKirche Konkordien können sich Interessierte an der Aktion „Beim Namen nennen“ aktiv beteiligen, indem sie die Stoffbänder beschriften. Eine Liste mit den Angaben liegt aus. „Uns ist wichtig, dass wir hier uns verbinden mit der Situation der Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten und auf der Suche nach einer besseren Zukunft ums Leben gekommen sind“, sagt Ilka Sobottke. „Ich bin dankbar in Europa zu leben, frei und ohne Angst vor Krieg, Hunger und Gewalt. Ich habe nichts dafür getan, es ist mir einfach geschenkt. Kein Mensch setzt sein Kind in ein Boot, in dem es sterben kann, wenn das, was hinter einem liegt, nicht schlimmer ist, als diese Angst.“
An den drei Aktionstagen werden die verstorbenen Menschen den ganzen Tag über bis 20 Uhr benannt. Zudem gibt es eine Andacht mit Totengedenken beziehungsweise Singen und Segen sowie jeweils um 20 Uhr die Einladung zu Begegnung bei „Let’s cook“: Vorbereitet vom Team um Filiz Kuyucu von der Jungen Diakonie wird dann gemeinsam mit Geflüchteten gekocht und gegessen. Dazu erklingt Musik.
Am Sonntag, 23. Juni, 11 Uhr, wird der Gottesdienst „Beim Namen nennen“ zum Weltflüchtlingstag gefeiert, den Pfarrerin Ilka Sobottke gemeinsam mit dem katholischen Gemeindereferent Jochen Winter von der Geflüchtetenseelsorge und Filiz Kuyucu gestaltet. „11.02.2023, N.N. (zwei Frauen, vier Männer) aus Subsahara-Afrika. Auf dem Boot, das neun Tage lang auf dem Weg von Dakhla nach Teneriffa trieb, verhungert/verdurstet; sechs vermisst, 23 gerettet“ In den letzten drei Jahrzehnten sind mehr als 60.000 Kinder, Frauen und Männer gestorben.
Die Aktion „Beim Namen nennen“, die in 18 Städten stattfindet, gibt ihnen erstmals auch in Mannheim einen Namen und benennt ihre Sterbesituation. An jedem der drei Aktionstage verlesen Männer und Frauen aus ganz Mannheim in halbstündigem Wechsel den ganzen Tag über nicht nur die Namen der Verstorbenen. Genannt wird das Datum, wann ein Leichnam gefunden wurde, der Name, Geschlecht, Alter, soweit bekannt die Herkunftsregion und die Todesursache. Die Liste der Namen ist chronologisch geordnet.
„Wir stehen auf gegen das Vergessen und Wegsehen. Wir erheben die Stimme gegen den Versuch, Geflüchtete selbst verantwortlich zu machen für ihre Situation und für die wachsende soziale Spaltung in Europa“, betont Ilka Sobottke. Die Aktion „Beim Namen nennen“ findet statt in Basel, Berlin, Bern, Braunschweig, Chur, Dortmund, Essen, Frankfurt, Genf, Kehl, Lausanne, Luzern, Mannheim, Neuchâtel, Offenburg, Sankt Gallen, Thun und Zürich. Erstmals nimmt in diesem Jahr die CityKirche Konkordien in Mannheim an der Aktion teil.

„Beim Namen nennen“ – Aktionstage in der CityKirche Konkordien

Täglich 11 bis 15 Uhr Schreibwerkstatt in der CityKirche Konkordien
Freitag, 21. Juni, 9 bis 20 Uhr: Namen verlesen, 17 Uhr: Andacht mit Totengebet ab 20 Uhr: „Let’s cook“
Samstag, 22. Juni, 9 bis 20 Uhr: Namen verlesen, 17 Uhr: Singen und Segen, ab 20 Uhr: Let’s cook
Sonntag, 23. Juni, 11 Uhr: „Beim Namen nennen - Gottesdienst zum Weltflüchtlingstag“, mit Jochen Winter (Geflüchtetenseelsorge), Filiz Kuyucu (Junge Diakonie) und Pfarrerin Ilka Sobottke 13 bis 20 Uhr, Namen verlesen, b 20 Uhr: Let’s cook.
Derzeit sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks 120 Millionen Menschen vor Verfolgung, Krieg und Gewalt auf der Flucht. Die UNHCR, die weltweit Geflüchtete unterstützt, fordert: „Alle Menschen haben das Recht auf Schutz – wo auch immer sie herkommen, wo auch immer sie sind und wann immer sie gezwungen sind, zu fliehen“. Mannheim schloss sich 2029 per Gemeinderatsbeschluss der bundesweiten Kampagne „Sicherer Hafen“ an. hät/red

Weitere Informationen:

www.beimnamennennen.ch
www.sicherer-hafen-mannheim.de/wer-wir-sind

Autor:

Kristin Hätterich aus Mannheim

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