Mit Upcycling zur eigenen Kreativität: Echte Einzelstücke
Heidelberg. Mit HipHop-Mode werden heute Millionen verdient. Doch können sich diese teuren Marken nicht leisten. Wie aus Altklamotten die modernste Fashion entsteht, zeigen der 23-jährige Jan „jhatb“ / „positiv.harris“ Osterland und der 21-jährige Mike „Mizzyonthemic“ Fischer aus Heidelberg. Auf Ihren gleichnamigen Instagram Accounts präsentieren sie in Reels nicht nur ihre musikalischen HipHop-Ideen sondern auch ihren eigenen Modestil. Abgetragener Kleidungsstücke werden zerrupft, zerrissen und zerschnitten, um neu zusammengenäht, bunt lackiert und bemalt aus dem Kommerz-Einerlei hervorzustechen. Mike musste in der Schule in den Nähunterricht – hat aber erst später Gefallen daran gefunden. Jan ist Autodidakt. „Man lernt ständig aus seinen Fehlern“, sagt er, „falsche Nähte haben mich immer weitergebracht“.
Von Peter Andreas Woernle
Ganz neu ist die Idee aus Altem Neues entstehen zu lassen nicht. in den 70er Jahren hat man seine wertvolle Levi’s-Jeans per Hand mit unzähligen Flicken -nun ja – „verschönert“. Dazu passte das schulterlange Haar. In den 80er Jahre hatte ein damals 15-jähriger Mannheimer Waldorfschüler Jacken aus alten Jeans geschneidert und damit den Burda Moden Nachwuchspreis gewonnen. Als HipHop noch in weiter Ferne war, präsentierte er seine Mode in der ZDF-Sendung „Rock & Rock“ – Mode und Musik - an der Seite des Poptrios „Bananerama“. Nach einer Schneiderlehre am Theater und dem Wirtschaftsstudium war er viele Jahre für die Herrenlinie des Modelabels Esprit verantwortlich und gehört heute als Einkaufsleiter zu den führenden Köpfen des internationalen Modelabels Drykorn.
Modemacher träumen nicht von Karriere in Paris
Von einer großen Karriere als Modeschöpfer träumen „jhatb“ / „positiv.harris“ und „Mizzyonthemic“ nicht. Ihnen liegt es näher das Gemeinschaftsgefühl mit ihren Fans und Models zu pflegen. In Nähkursen an Jugendzentren gibt Jan seine Erfahrungen weiter. Wenn die beiden Heidelberger mit ihrer ganzen Crew anrücken, wird es wirklich bunt, wie beim Heidelberger Straßenfest „Bella Park“ der Initiative „Youth Think Tank“ und der Gegenmuedigkeit.org.
Auf seinem Instagram Profil „jhatb“ mit über 5.000 Followern versorgt Jan täglich seine Fans mit neuen Shirts, Hemden, Jacken und Hosen, bemalten Schuhen und Skateboards. Sich von diesen Einzelstücken zu trennen, fällt ihm eher schwer. Seine täglichen Fotos und Video sind mehr als Aufforderung zu verstehen, selbst zu Nadel und Faden zu greifen und kreativ zu werden.
Popup-Stores in der Heidelberger Hauptstraße
In seinen Instagram-Beiträgen springt er über Zäune und Geländer –mit seinen bemalten Schuhen voran. Seine Nähmaschine, an der er fast die ganze Nacht verbracht hat, präsentiert er wie einen Ghettoblaster auf dem Bismarckplatz. Erwerben kann man seine Fashion-Art in Popup-Stores, die er in der Heidelberger Hauptstraße aufbaut. Auch nach Berlin hat man den Modedesigner schon eingeladen. Am liebsten dreht er seine Runden in eigenen Klamotten auf dem Skateboard unter der Ernst-Walz-Brücke und lässt dazu seinen eigenen Song „Spürst Du Liebe“ aus den Boxen dröhnen. In seinen Posts und Kommentaren steht die „Liebe“ im Vordergrund, mit der er allen Menschen begegnen möchte. Und so fordert er seine Fans auf: „Bro, geh mal jeden Tag bisschen aus Komfortzone raus, dann wird Dein Leben besser“…
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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