Trainerdiskussion beim SV Waldhof
Bernhard Trares muss bleiben
Mannheim. Mannschaften wie der SC Freiburg oder FC Heidenheim sind beliebt für ihre Beständigkeit und Berechenbarkeit in Sachen Trainerstuhl.
Erst Volker Finke, der 16 Jahre lang die Mannschaft des SC Freiburg trainierte, dann Christian Streich, der seit 2012 Cheftrainer bei den Breisgauern ist. Beide gingen mit ihren Teams durch Höhen und Tiefen, nach einstelligen Tabellenplätze in der einen Saison, kam meistens der Kampf gegen den Abstieg in der darauffolgenden. Eines kam bei beiden allerdings nie, die Trainerdiskussion. Zumindest nicht von Vereinsseite. Sowohl Finke, als auch Streich stiegen ab und im Jahr darauf wieder auf.
Der SC Freiburg zählt zu den Vereinen, die Spieler ausbilden und abgeben. Die Trainerbank steht für Konstanz. Sie gibt die Linie vor, die Spielidee, mit der sich die Fans identifizieren können. Spielerabgänge sind nicht immer leicht zu verkraften, manchmal kommt man in eine Übergangszeit, in der es nicht rund läuft. Dann kann man versuchen mit einer Trainerentlassung einen positiven Effekt zu erzwingen, ob auch langfristiger Erfolg Eintritt bleibt dabei immer ungewiss. Das Maß an Anspruch und Wirklichkeit muss stimmen. Spieler kommen und gehen. Bei Trainern muss das nicht der Fall sein.
Frank Schmidt, der Trainer des FC Heidenheim führte die Mannschaft aus der fünften Liga bis in die 2. Bundesliga. Innerhalb von 13 Jahren arbeitete man sich Schritt für Schritt nach oben. Kein Durchmarsch im eigentlichen Sinne, aber erfolgreich. Dieses Jahr könnte sogar der Sprung in die höchste deutsche Spielklasse gelingen. In der Relegation zum Aufstieg in die erste Liga wartet Werder Bremen. Ein Team, welches in der Vergangenheit bewiesen hat, dass man die größten Erfolge feiern kann, wenn man seinem Trainer vertraut. Irgendwo in Bremen oder Athen wird man sicher ein Denkmal von König Otto finden.
Wird Bernhard Trares seinen Vertrag verlängern
Der Vertrag von Bernhard Trares läuft am Ende dieser Saison aus, ebenso der von einem Großteil der Mannschaft. Als Aufsteiger in die finanziell unattraktive 3. Liga ist es nachvollziehbar, dass man vorsichtig mit langen Laufzeiten ist. Nach 36 Spieltagen und dem frühzeitigen Klassenerhalt, hatte man allerdings genug Zeit, um die Spieler auf ihre Ligatauglichkeit zu prüfen. Ebenso den Trainer.
Der SV Waldhof hat letztes Jahr eine beeindruckende Aufstiegssaison gespielt. Auch wenn Saarbrücken, Offenbach oder Elversberg gerne gewollt hätten, Waldhof war nicht von der eins zu verdrängen. Zu dominant und selbstbewusst agierte man auf dem Platz. 88 Punkte, eine Tordifferenz von +56 und Siege gegen die direkte Konkurrenz (4:0 in Offenbach, 3:2 gegen Saarbrücken) belegen wie erfolgreich Bernhard Trares mit den Waldhöfern aufspielte.
In die erste Drittligasaison der Vereinsgeschichte kam man zurückhaltend, mit viel Respekt. An den ersten drei Spieltagen erspielte man sich jeweils einen Punkt gegen Chemnitz, Meppen und Magdeburg. Man musste sich erst an das Niveau gewöhnen, den nächsten Schritt gehen. In der Marktwerttabelle rangiert der SV Waldhof auf Rang 19 (4,53 Millionen). Nur ein Team hatte weniger Geld zur Verfügung, die aktuellen Absteiger von der SG Sonnenhof Großaspach mit 4,25 Millionen. Mit solchen Voraussetzungen setzten die Verantwortlichen vor der Saison darauf, dass das Trainerteam die Spieler besser machen würden. Und genau das haben sie geschafft. Spieler wie Diring, Sulejmani, Marx oder Gianluca Korte wuchsen in den Partien gegen etablierte Gegner über sich hinaus (4:0 gegen 1860, 4:3 gegen Duisburg, 3:0 Uerdingen) und drückten der 3. Liga ihren Stempel auf.
Als ab Mitte der Hinrunde das Verletzungspech einsetzte, war einmal mehr das Trainerteam gefragt, welches Lösungen finden musste, um taktisch personelle Ausfälle aufzufangen. Die Entwicklung ist bis heute zu beobachten. Die Mannschaft hat ihr Aufbauspiel verfeinert und kann aktuell jedem Gegner im Pressing die Stirn bieten. Zu Beginn der Saison war man da noch anfällig für Ballverluste. Heute spielt man flüssig in die gegnerische Hälfte.
Allen Widrigkeiten zum Trotz nehmen Bernhard Trares und sein Trainerteam jede Herausforderung an. Sei es Aufstieg, Verletztenmisere oder die wahnsinnige Belastung der englischen Wochen nach der Coronapause. Es wird nie lamentiert, sondern stets gearbeitet. Auch wenn man nicht aufsteigt, ist es eine erfolgreiche Saison geworden. Nicht wie beim BVB und Favre, wo man versucht halb gar zu beteuern, dass es ja doch ganz erfolgreich war (obwohl man vor der Saison Meisteransprüche stellte). Nein, diese Saison war die zweite erfolgreiche Saison in Folge. Jeweils mit dem Publikumsliebling Bernhard Trares auf der Trainerbank. Er hat nach zwei Jahren die Sympathien der ganzen Stadt auf seiner Seite. Das und der fußballerische Erfolg sind die zwingenden Gründe, weshalb alles dafür getan werden muss, dass es zu einer Vertragsverlängerung kommt. Das Fundament für eine langjährige, erfolgreiche Zeit ist gelegt.
Jede Mannschaft braucht einen Trainer, da bietet es sich an, den zu nehmen, der bewiesen hat, dass er am besten passt. Und wenn etwas am besten ist, bietet es sich an, es so lange wie möglich zu bewahren. Daher wäre es ein reiner Glücksfall für den Verein, wenn Bernhard Trares tatsächlich einen langfristigen Vertrag fordert.
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Autor:Anouar Touir aus Ludwigshafen |
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