Motorradsport
Der Hockenheimer Nicolai Kraft beendet seine Motorrad-Karriere
Fünf Wochen vor dem IDM-Saisonauftakt auf dem Sachsenring hat Motorradrennfahrer Nicolai Kraft seinen Rücktritt verkündet. Der Hockenheimer hatte sich im Vorjahr seinen Traum mit der Teilnahme an der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) erfüllt und ging in der Supersport 600-Klasse an den Start. Da seine neue Yamaha-Rennmaschine erst verspätet ausgeliefert wurde, konnte der jetzt 25-Jährige nur an den zwei IDM-Veranstaltungen in Assen/Niederlande und beim Saisonfinale in Hockenheim teilnehmen. In Assen holte sich Nicolai Kraft seine ersten IDM-Punkte und bei seinem Heimrennen in Hockenheim wurde er im ersten Lauf als Sechster bester Deutscher Fahrer. Der größte Erfolg von Nicolai Kraft war der Titelgewinn vom Twin Cup 2020 sowie der dritte Gesamtrang 2021 ebenfalls im Twin Cup.
„Nach langen und intensiven Gesprächen mit meinen Sponsoren und meiner Familie fällt es mir nicht leicht in diesem Jahr nicht in der IDM-Supersport zu starten und gleichzeitig meinen Rücktritt vom Motorradrennsport zu verkünden und meine Karriere zu beenden. Der Auslöser hierfür ist das neue Reglement in der Supersport-Klasse, welches erst vor kurzem herausgekommen ist und nun auch die Motorräder mit mehr Hubraum (MV Agusta und Triumph) erlaubt. Damit die Leistung der unterschiedlichen Motorenkonzepte angepasst werden kann, wurde das technische Reglement aus der Supersport-WM in die IDM übernommen, sodass umfangreiche Modifikationen an meiner Yamaha R6-Rennmaschine im Tuning und an der Elektronik notwendig wären. Dies führt einerseits zu einer enormen Kostensteigerung für den Umbau, andererseits zu einer geringeren Laufleistung des überzüchteten Motors. Nach ca. jeder dritten Rennveranstaltung müsste ein neuer Motor eingesetzt bzw. eine Revision durchgeführt werden. Zudem war ich seit Ende des letzten Jahres auf der Suche nach einem neuen Team, da das Rubin Racing-Team mit Daniel Rubin in die EWC-Langstrecken-Weltmeisterschaft wechselt. Ich war mit mehreren Teams in Kontakt, doch am Ende kam ich nicht auf den gleichen Nenner, was entweder an den inhaltlichen oder den Kostengründen lag. Ich habe mich mit meinen Sponsoren zusammengesetzt und die Situation geschildert. Wir waren sehr gut aufgestellt, es sind neue Sponsoren hinzugekommen und die inflationären Preiserhöhungen (Reifen, Nenngebühren, Sprit etc.) hätten wir decken können. Doch bei der Reglementsänderung reden wir nicht mehr von ein paar Tausend Euro, leider. Für mich ist dies ein völlig falscher Schritt seitens der IDM eine nationale Klasse so überteuert auf WM-Basis zu gestalten, obwohl es Fahrer und Teams ohnehin schon wirtschaftlich schwer haben in der heutigen Zeit. Das Kawasaki Schnock-Team machte den Anfang, RR Socia Racing zog nach und jetzt muss auch ich aufgeben, denn vernünftige Lösungen zu Kostensenkungen blieben in den letzten Jahren aus. Für mich ist das alles andere als leicht, nach 22 Jahren Rennsport, angekommen in meiner Traumklasse, aufzuhören. Aber aus den genannten Gründen sehe ich für mich keine Zukunft mehr in der IDM bzw. im professionellen Motorradrennsport. Ich möchte mich bei jedem Einzelnen für die Unterstützung in den vielen Jahren meinen größten Dank aussprechen, denn ohne Euch wäre ich niemals so weit gekommen. Ich möchte mich auch noch zusätzlich für das Verständnis meiner getroffenen Entscheidung zum Rücktritt bedanken“, teilte ein enttäuschter Nicolai Kraft mit, der am 3. März seinen 25. Geburtstag feierte.
Text Michael Sonnick
Autor:Michael Sonnick aus Ludwigshafen |
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