Interview mit Thomas Seiler, Vorsitzender GW Mannheim
„Hab’ Spaß im Grün-Weiss!“

Thomas Seiler (rechts) mit Dominic Thiem, dem aktuell Weltrangenlistenvierten der ATP.   | Foto: privat
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  • Thomas Seiler (rechts) mit Dominic Thiem, dem aktuell Weltrangenlistenvierten der ATP.
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von Peter Engelhardt
Mannheim. Seit vergangener Woche steht es fest. Die Deutsche Tennis-Bundesliga wird aller Voraussicht nach am Wochenende 12./13. Juli an den Start gehen. Ob und mit wie vielen Zuschauern hängt von der Entwicklung der zukünftigen Inzidenz-Werte ab. Für Thomas Seiler, der im September 2019 im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gemeinsam mit Michael Härle, in den neuen Vorstand von Grün-Weiss Mannheim gewählt wurde, eine sehr erfreuliche Nachricht. Das „Wochenblatt“ sprach mit dem neuen ersten Vorsitzenden über die Entwicklungen der vergangenen Monate sowie die zukünftige Ausrichtung.

???: Die Saison soll jetzt stattfinden. Wie realistisch ist das Ihrer Meinung nach zum heutigen Zeitpunkt?
Thomas Seiler: Durchaus nicht unrealistisch. Die Zahlen machen ja bundesweit eine positive Entwicklung. Die Vereine haben bei ihrer gemeinsamen Sitzung in Abstimmung mit dem DTB alle Komponenten berücksichtigt, dass gespielt werden kann. Aber das ganze macht nur Sinn, wenn eine Mindestanzahl an Zuschauern gewährleistet ist. Das ganze erfolgt natürlich nach einem Hygiene-Konzept, welches sich aber den Richtlinien des jeweiligen Bundeslandes orientiert. Meine Hoffnung ist, dass bis Juli/August viele Zuschauer den Spielen beiwohnen können. Die Spiele werden zudem im Internet von allen Clubs übertragen. Der Spielplan steht bereits auf der neuen Grün-Weiss-App, die seit kurzem im Appstore verfügbar ist. Mitte Juni soll es losgehen, aber definitiv fix ist noch nix.

???: Die Übernahme erfolgte in einer besonders schwierigen Phase des Vereins?
Seiler: Der Club war tatsächlich in einer schwierigen organisatorischen wie finanziellen Situation. Viele Dinge mussten neu strukturiert werden.

???: Welche Schwerpunkte haben Sie bei der neuen Ausrichtung gesetzt? Gab es neue Ideen und Visionen?
Seiler: Schwerpunkt der neuen Ausrichtung ist notwendige Digitalisierung und eine Prozess-Optimierung der Abläufe in der Geschäftsstelle sowie die Kommunikation mit den Mitgliedern auf eine neue Basis zu stellen. Digitalisierung in allen Bereichen heißt eben IT-Systeme zu erstellen für Platzbuchungen, die Hallenverwaltung, Mitgliederwesen. Die Pandemie hat die Notwendigkeit dieser Prozesse zwangsläufig dramatisch beschleunigt. Zum Thema Visionen und Ideen ist zu sagen: Grün-Weiss Mannheim ist im deutschen Tennis seit vier Jahrzehnten eine Marke, ein Begriff. Wir stehen für Spitzensport auf hohem Niveau und haben eine traditionsreiche Historie. Außer Boris Becker und Steffi Graf haben auch schon sehr viele erfolgreiche ausländische Spitzenspieler hier aufgeschlagen. Als ich Dominic Thiem vor sechs Jahren auf unserem Vereinsparkplatz angesprochen habe, ob er nicht von München nach Mannheim kommen will, war er die Nummer 300 in der Weltrangliste, heute ist er die Nummer 4.

???: Was hat die Corona-Pandemie mit Grün-Weiss Mannheim gemacht?
Seiler: Als es im März 2020 anfing waren wir zunächst mal geschockt. Wir haben dann von monatlichen auf wöchentliche Vorstandssitzungen umgeschaltet, um zu beratschlagen und um mit der neuen Situation fertig zu werden. Tennis wurde verboten, was für mich bis heute nicht ganz nachvollziehbar ist, schließlich steht man weit auseinander und kommt nicht in Berührung. Alle Mannschaftsspiele und die Tennis-Bundesliga wurden abgesagt. Im Dezember wurde auch Hallentennis untersagt und so kamen wir auf die Idee unseren Parkplatz in einen All-Wetter-Court umzufunktionieren. Die ganze Misere war natürlich eine große Herausforderung für den Verein und nur dank dem unermüdlichen Einsatz von Gerald Marzenell (zuständig für die Bundesliga bei Grün-Weiss, Anm. d. Red.), konnten Spieler und Sponsoren gehalten werden. Für die neue Spielzeit haben wir mit Kevin Kravitz gegenwärtig einen der besten Doppelspezialisten holen können. Er hat bereits zweimal die French Open gewonnen.

???: Wie steht es um das Vereinsleben bei Grün-Weiss Mannheim?
Seiler: Tennis ist eigentlich einer der Gewinner-Sportarten der Corona-Pandemie und der Club ist aufgrund seiner weitläufigen Anlage geradezu prädestiniert für Familien. Wir haben im Corona-Jahr über 100 neue Mitglieder gewinnen können und hoffen natürlich auf weiteren Zuspruch. Wie bereits im vergangenen Jahr lautet das Stichwort auch 2021 wieder: Kein Urlaub im Ausland – hab Spaß bei Grün-Weiss. Mit Swimmingpool, Liegewiese, Kinderspielplatz, einem Lounge und Grillbereich und zwei neuen Beach-Tennis-Plätzen bieten wir außer dem Tennis-Spielen ein attraktives Freizeitprogramm für groß und klein. Unser Ziel ist es, den Verein in Sachen Familienfreundlichkeit und Gewinnung junger Mitglieder weiter vorantreiben.

???: Welche personellen Veränderungen gibt es innerhalb des Clubs?
Seiler: Der plötzliche Tod von Hans Engert hat mich und den ganzen Verein tief getroffen. Im September 2020 haben wir ein Trainee-Programm gestartet, welches sehr gut angelaufen ist. Der fortschreitende Digitalisierungsprozess im Verein trägt zunehmend Früchte. In wenigen Wochen werden wir eine Grün-Weiss App präsentieren.

???: Auch das Restaurant wird sich neu darstellen?
Seiler: Das ist richtig. Seit dem 1. Januar haben wir einen neuen Pächter. Die gastronomieerfahrene Familie Miftari hat uns nach eingehenden Gesprächen ein umfassendes und überzeugendes Konzept präsentiert, Schwerpunkt ist zukünftig die mediterrane Küche. Zudem haben wir das Restaurant umgebaut, es wirkt jetzt einladender und offener. Bereits jetzt gibt es eine Take-away-Speisekarte und wir hoffen bei weiter sinkenden Inzidenz-Zahlen auf Außengastronomie. Das Restaurant ist im übrigen ein öffentliches, soll heißen es ist für alle zugänglich.

???: Sind Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit zufrieden mit dem Engagement Ihrer Mitarbeiter?
Seiler: Mit meiner Übernahme habe ich den Wert des Ehrenamtes gestärkt, der Vorstand und jeder einzelne innerhalb des Vereins leistet großartige Arbeit. Das festzuhalten ist mir sehr wichtig. Die Unterstützung der Mitglieder nicht nur am Freiwilligentag war großartig. pete

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Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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