Löwen-Talk feiert in Mannheim erfolgreich Premiere
Kritischer und emotionaler Blick auf den Sport

Stefan Kretzschmar beim Löwen-Talk in Mannheim | Foto: Paul Needham
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Mannheim. Im Mannheimer "Hilton Garden Inn" Hotel feierte am Sonntag eine neues Projekt der Rhein-Neckar Löwen Premiere. Der Löwen-Talk soll von nun an regelmäßig Experten, Sportinteressierte, Vereine und Verbände zusammenbringen, um gemeinsam über Handball und andere Sportarten zu sprechen. 
Gleich für die erste Auflage hatten die Löwen ordentlich aufgetischt: Geschäftsführerin Jennifer Kettemann sprach mit Karsten Petry von der Sportmarketing-Agentur Octagon und Handball-Legende Stefan Kretzschmar über moderne und dennoch nachhaltige Vermarktungsstrategien für die Sportart Handball - moderiert wurde die Gesprächsrunde von Sportjournalist Frank Schneller.

Vereinssport kontra E-Sports

Wie nachhaltig ist der sportliche "Hype" einer WM oder EM - bringen "Sommer"- oder "Wintermärchen" einer Sportart mehr als nur kurzfristigen Ruhm und einmalig hohe Einschaltquoten? Nur dann, wenn dem "Hype" langfristige Strategien in Vereinen und Verbänden folgen, um Kinder und Jugendliche zum Handballsport zu bringen, darüber waren sich alle Beteiligten einig. 
So richtig sei das bisher aber nicht gelungen, da Handball auf Vereinsebene immer noch einen stetigen Rückgang der Zuschauer, Mitglieder und Spieler verbuchen muss. "Wir gehen in die Schulen und arbeiten gezielt an diesem Unterbau", erklärte Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann, die aber gleichzeitig bekannt gab, dass der Verein sich bald auch in Virtual Reality-Projekten engagieren will und auch über E-Sports-Aktivitäten nachdenkt. "Da haben wir aber bisher noch nicht die richtige Herangehensweise für uns gefunden. Wir wollen als Löwen nicht mit irgendeinem Ego-Shooter-Spiel in Verbindung gebracht werden", erklärte sie. Aber einen Einstieg in E-Handball, wenn es da etwas Sinnvolles gäbe, sei durchaus denkbar.
Man müsse das als zusätzliche Möglichkeit sehen, um neue Zielgruppen zu erschließen, dabei laufe man aber natürlich auch immer Gefahr, dafür zu sorgen, dass noch mehr Jugendliche mehr Zeit vor den Bildschirmen verbringen. Ein schmaler Grat, den es in Zukunft auszuloten gilt, denn im E-Sports-Sektor stecke unglaubliches Potenzial, "sowohl was Zuschauer betrifft, als auch aus finanzieller Sicht", so Karsten Petry.

Echte Typen oder Social Media-Kreationen

Auch die Vermarktung durch die so genannten "Typen" - also Spieler mit besonders viel Charisma und Wiedererkennungswert sei schwierig. "Die Frage nach den Typen von heute ist scheinheilig", meint Stefan Kretzschmar, einst selbst als  "Enfant terrible" des Handballs bekannt. Heute könnten die Spieler lange nicht mehr alles sagen, was sie denken, viel zu viele hänge von ihrem Image ab - für sie selbst, den Verein, für die Sponsoren und für die gesamte Sportart. Außerdem könne man "Typen" nicht einfach in Werbeagenturen erschaffen: "Charisma kannst Du nicht erzeugen, einen echten Typen gibt es vielleicht alle zehn Jahre. Da muss viel zusammenkommen, sportliche Höchstleistung, guter Charakter und ein guter Draht zu den Medien und den Fans." Aber eigentlich seien Typen - im Sport und in der gesamten Gesellschaft gar nicht wirklich gefragt. "Zu unbequem, zu gefährlich", urteilte die Handball-Ikone. Viel wichtiger heute: die dauerhafte Präsenz in sozialen Netzwerken, um dadurch Zielgruppen zu erschließen und Handballfans zu gewinnen.

Nicht mit Fußball vergleichen

Am Ende müsse der Handballsport, um populärer zu werden, den Medien das bieten, was die wollen und brauchen - nämlich Fans, Zuschauer und hohe Einschaltquoten. "Dabei dürfen wir uns nicht immer mit dem Fußball vergleichen, das sind Dimensionen, die Handball in Deutschland nie erreichen wird. Aber wenn wir auf andere Mannschaftssportarten schauen, wie Volleyball, Eishockey oder Basketball, dann stehen wir im Handball schon verdammt gut da, was die Präsenz in den Medien betrifft", ist sich Kretzschmar sicher. "Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben, das optimieren und daraus unsere Ziele definieren. Sich am Fußball zu orientieren schafft doch nur Frust und ist einfach nicht realistisch", brachte es der Ex- Handballnationalspieler und TV-Experte auf den Punkt.

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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