Die Mannheimer Athletinnen Ricarda Lobe und Nadine Gonska im Gespräch
„Wir wollen und werden unser Bestes geben“
Leichtathletik. Am Montagmorgen noch mal gemeinsames Training im Michael-Hoffmann-Stadion der MTG Mannheim und schon wenige Stunden später ging es für den Athletentross Richtung Berlin, genauer gesagt ins Trainingslager nach Kienbaum. Dort wollen sich die zehn Mannheimer Europameisterschaftsteilnehmer unter Anleitung ihrer jeweiligen Trainer noch mal optimal auf die bevorstehenden Wettkämpfe vorbereiten. Vor der vorläufig letzten Trainingseinheit auf Mannheimer Boden unterhielt sich "Wochenblatt"-Redakteur Peter Engelhardt mit den Sprinterinnen Nadine Gonska (amtierende Deutsche Meisterin über 400 Meter in der Halle und im Freien, sowie mehrfache Deutsche Meisterin mit der 4x100 Staffel der MTG Mannheim) und Ricarda Lobe (Zweite über 100 Meter Hürden bei den Deutschen Meisterschaften 2018 sowie mehrfache Deutsche Meisterin über 4x 100 Meter mit der MTG-Staffel.)
Wie aufgeregt, wie fokussiert ist man vor sei einem Ereignis wie die EM? Wie viel Aufregung muss sein oder anders gefragt: wieviel Aufregung ist gesund und zulässig? (Anspannung ist vielleicht das bessere Wort)
Ricarda Lobe: Ich muss aufgeregt sein. Die Anspannung, das Adrenalin muss ich spüren. Es gehört dazu und ist wie ein Kick. Ohne Spannungsbogen das wäre schlecht.
Nadine Gonska: Die Aufregung gehört für mich zu jeden 400 m-Lauf dazu. Egal ob es auf heimischer Bahn in Mannheim stattfindet oder bei einem internationalen Großereignis. Ohne die Aufregung würde etwas fehlen. Dennoch muss man stets fokussiert bleiben. Das gelingt mir in der Regel recht gut. Sobald ich in den Block gehe, denke ich nicht mehr an meine Aufregung.
War die Leichtathletik schon immer euer Kindheitstraum? Welche Sportarten hättet ihr gerne gemacht? Hättet ihr euch auch vorstellen können eine Ballsportart zu machen?
Lobe: Einen sportlichen Bezug hatte unsere Familie schon immer. Und die Olympischen Spiele haben wir natürlich immer gemeinsam vor dem Fernseher verfolgt. Ich habe früher auch noch geturnt, aber die Leichtathletik hat mir mehr Spaß gemacht.
Gonska: Ich habe mit sieben Jahren mit der Leichtathletik begonnen, daher begleitet sie mich fast mein ganzes Leben lang. Ballsportarten liegen mir nicht besonders. Das habe ich damals in der Schule feststellen müssen.
Wie wichtig ist für euch (und grundsätzlich) Disziplin. Hat man jeden Tag gleich Lust zum Training? Wer oder was motiviert euch (auch an „schwachen“ Tagen). Kommt es einem zugute wenn man Grundschullehrerin ist?
Gonska: Man hat nicht jeden Tag Lust ins Training zu gehen. Das kommt immer auch darauf an, was am jeweiligen Tag auf dem Trainingsplan steht. Aber es gehört zur täglichen Routine wie der Gang zur Arbeit (in meinem Fall die Schule). Durch meine „Doppelbelastung“ Sport/Beruf, habe ich gelernt, auch in schweren Situationen durchzuhalten.
Motivieren kann ich mich oft mit dem Gedanken daran, wofür ich das alles mache.
Lobe: Es gibt Tage, da hat man wirklich nicht soviel Lust. Besonders im Winter während dem Aufbautraining. Zirkeltraining und Ausdauer sind manchmal schon zäh. Aber man muss es durchziehen, man muss sich einfach bewusst machen, wofür es gut ist. Im Team macht das alles viel mehr Spaß.
Hattet bzw. habt ihr Vorbilder? Aus der früheren Leichtathletik-Szene?
Lobe: Mein Vorbild ist die Australierin Sally Pearson. Ich stand mit ihr im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft in London gemeinsam im Halbfinale. Sie hat am Ende auch die Goldmedaille gewonnen. Sie zu schlagen wäre ein Traum , etwas ganz Besonderes.
Gonska: Nein, ich habe keine Vorbilder, sondern bewundere die Leistungen vieler Athleten.
Wie „sportlich“ sind eure Familien? Welche Unterstützung erfahrt ihr hier?
Lobe: Unterstützung meiner Familie hatte ich von Anfang an. Meine Eltern haben mich immer zum Training gefahren und bei uns war das Wochenende immer mit Sport besetzt.
Gonska: Mein Vater hat früher selbst Leichtathletik gemacht. Meine Schwester im Schülerinnenalter auch. Meine Familie unterstützt mich in jeglicher Hinsicht. Sie fiebern bei meinen Wettkämpfen mit oder sind ab und zu, wie auch bei der EM in Berlin selbst vor Ort.
Seht Ihr euch als einer der Favoriten in Berlin? Wieviel Druck verspürt ihr? Was erwartet ihr von euch selbst?
Lobe: Mein Ziel ist es unter die ersten acht zu kommen. Eine Medaille wird sicherlich schwierig, ich gehöre nicht zum engeren Favoritenkreis. Ich hatte in dieser Saison bisher ein paar Probleme. Ich kam bei meinen Läufen oftmals zu nah an die Hürden, habe sie dann touchiert. Ich mache wohl zu große Schritte zwischen den Hürden. Jetzt muss ich mehr an der Frequenz wie an der Schrittlänge arbeiten.
Gonska: Ich erwarte von mir selbst, dass ich meine bestmögliche Leistung abrufe. Ich möchte am Ende sagen können, dass ich mein Bestes gegen habe. Damit möchte ich das Halbfinale erreichen.
Wie ist euer Verhältnis zu den Rivalen? Ist die Leichtathletik-Szene eine eher freundschaftliche Plattform? Welche Einstellung habt ihr zum Thema Doping?
Lobe: Unter den deutschen Athleten herrscht überwiegend eine gute Atmosphäre. Das Thema ist ein sehr heikles Thema. Vorfälle wie in Russland sind ein No Go. Strenge Kontrollen sind gut, aber bitte nicht nur bei uns sondern überall. Wir haben mit Robert Harting einen guten Fürsprecher, er hat ein gutes Netzwerk und einen starken Stellenwert. Doping wird es wohl immer geben, man darf den Kampf dagegen aber nicht aufgeben. Jeder sollte auf sich schauen. Leistungslimit ohne Doping - das ist fairer Wettbewerb.
Gonska: In der Leichtathletik herrscht ein relativ freundschaftlichen Verhältnis. Auch wenn wir 400 m Läuferinnen im Einzel zwar Konkurrentinnen sind, verstehen wir uns dennoch alle sehr gut. Das ist auch wichtig, da wir gemeinsam ja auch als Staffel auf der Bahn stehen und wir dafür harmonieren müssen. Doping ist für mich ein No-Go und hat im Sport nichts zu suchen!
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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