„Dialog im Quadrat“ der Mannheimer Runde
Allein auf weiter Flur
„Ökologische Transformation – Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Metropolregion“. Diesen Titel hatte die „Mannheimer Runde“ für ihren jüngsten „Dialog im Quadrat“ gewählt. Die Veranstaltungsreihe der Mittelstandsvereinigung greift regelmäßig aktuelle Themen auf und sorgt für Informationen aus erster Hand. Diesmal berichteten Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und MVV-Chef Dr. Georg Müller, wo Stadt und Energieversorgungsunternehmen in Sachen Klimaneutralität stehen.
Wie sehr die „Mannheimer Runde“ mit dieser Themenwahl ins Schwarze getroffen hatte, zeigte die Tatsache, dass just am Tag der Veranstaltung vom Präsidenten des Umweltbundesamtes (Uba) die Entwicklung der Treibhausgasemissionen vorgestellt wurde und dieser eindringlich mehr Tempo bei allen Maßnahmen forderte. Quasi ein Steilpass für MVV-Chef Dr. Georg Müller, der in diesem Zusammenhang nicht nur darauf verweisen konnte, dass sein Unternehmen bereits 1996 das erste CO2-Minderungsprogramm aufgelegt habe. Das Thema sei für die MVV also nicht neu, dennoch gebe es immer noch genug zu tun.
Mit diesem strategischen Schwerpunkt ist der Mannheimer Konzern anscheinend allein auf weiter Flur. Laut Dr. Müller gibt es in Deutschland „kein anderes Energieunternehmen, das ein solches Zielprogramm hat“. Und weltweit seien das höchstens drei mit vergleichbaren Ambitionen und Zertifizierung durch die „Science based Targets Initiative“ (SBTI), einer internationalen nichtstaatlichen Organisation, die frei und unabhängig die individuellen Ziele von Unternehmen auf streng wissenschaftlichen Erkenntnissen bewertet. „Ihre Maßnahmen sind geeignet, die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Ziele zu erreichen“, so das Urteil der SBTI laut Dr. Müller.
Blickt man auf den ehrgeizigen Zeitplan, mit dem die MVV einer der ersten energiepositiven Energieversorger werden will, versteht man das anerkennende Testat der internationalen Initiative zur Festlegung von seriösen Emissionsreduktionszielen. Bis 2030 will die MVV eine Co2-Verringerung von 80 Prozent erreicht haben und dann bis 2040 sogar klimaneutral wirtschaften. Ab 2050 hofft das Unternehmen dann sogar klimapositiv zu sein.
Wie sehr die Zeit drängt, dass sich Kommunen und Unternehmen ähnliche Ziele wie die MVV setzen, verdeutlichte auch gleich das erste Schaubild im Vortrag von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, der das Veranstaltungsthema am Beispiel Mannheims und damit aus der Sicht von Städten und Metropolregionen aufgriff. Denn wenn die Ressourcenerschöpfung unserer modernen Gesellschaft so weitergeht, bedarf es im Jahr 2050 drei Planeten Erde, um den Hunger nach Rohstoffen und Energie zu befriedigen. Weil urbane Räume hier fast 80 Prozent beanspruchen, ist deren Rolle immens wichtig.
„Urbane Resilienz“ ist daher laut Dr. Kurz ein wesentlicher Faktor, hier das Ruder wieder in ressourcenschonende Richtung herumzureißen und Städte auf einen nachhaltigen Reduktionspfad zu führen. Gemeint sei damit die Fähigkeit, sich zügig, effektiv und effizient auf Erschütterungen und Krisen einzustellen, aus diesen zu lernen sowie sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und weiterzuentwickeln. „Resiliente Städte sind gut aufgestellte, anpassungsfähige und agile Kommunen im Wandel der anstehenden Transformation“, so der Mannheimer Oberbürgermeister.
Die Stadt sei hier bereits auf Handlungsfeldern mit kommunalen Einflussmöglichkeiten aktiv geworden, angefangen beim Masterplan Mobilität über die Initiative Industriestandort bis hin zum „Lokal Green Deal Mannheim (!DEAL). Hier habe die Stadt bereits unterschiedlichste Maßnahmen im Gemeinderat beschlossen, die Klimaneutralität, saubere Energien, zukunftsfähiges Bauen und vieles mehr zum Ziel haben. Alles in allem soll Mannheim als Vorreiter in Sachen Klimaschutz positionieren.
Bei der sich anschließenden Diskussion mit den beiden Referenten, die vom Vorsitzenden der Mannheimer Runde, Stefan Kleiber moderiert wurde und an der sich auch das Publikum rege beteiligte, stellte sich vor allem die Frage, warum sich bislang so wenige Unternehmen dafür entschieden haben, ihre gesamte Strategie an Klimazielen auszurichten. MVV-Chef Dr. Georg Müller: „Warum das andere nicht tun, obwohl sie es könnten, mag ich nicht beurteilen. Wir machen es, weil wir davon überzeugt sind, dass ein Energieunternehmen in der Zukunft nur unternehmerisch erfolgreich sein kann, wenn es klimapositiv wirtschaftet. Dafür allerdings muss man sich von vielen liebgewordenen Gewohnheiten lösen.“
Autor:Erich Rathgeber aus Mannheim |
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